Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet JOACHIM
(getauft am 06.04.2011)
Über dem Nordosten Kanadas bildete sich ein starkes Tiefdruckgebiet, das
am 06.04.2011 mit einem Kerndruck von etwa 975 hPa auf den Namen JOACHIM
getauft wurde. Seine Warmfront reichte über Neufundland hinweg über den
Atlantik und brachte dort teils starken Regen. Die größte Intensität gab es im
Süden Neufundlands in Port aux Basques, wo innerhalb von 24 Stunden 17 mm Regen
fielen. Die Kaltfront erstreckte sich entlang der Kanadischen Ostküste und sorgte
dort ebenfalls für starken Regen, wie zum Beispiel in
der Provinz Quebec, wo in Cap-Chat bis zu 19 mm fielen.
Am folgenden Tag hatte sich die Zyklone JOACHIM mit ihrem Kern zur
Südspitze Grönlands verlagert. Ihre Fronten waren ebenfalls ostwärts gezogen
und lagen über dem Atlantik.
Am 08.04. war das Tief JOACHIM über Island hinweggezogen und lag nun mit
seinem Zentrum westlich der mittleren norwegischen Westküste. Dabei hatte es
sich leicht auf einen Kerndruck von ca. 985 hPa abgeschwächt, dennoch
entwickelte es sich aufgrund der zunehmenden Isobarendrängung zu einem
Sturmtief. Seine Warmfront überquerte Norwegen von West nach Ost und erstreckte
sich bis über die Nordsee. In ihrem Einflussbereich kam es in Norwegen zu
kräftigen Schauern, in Bergen betrug die Niederschlagshöhe 27 mm, in Tackle
sogar 30 mm. Außerdem gab es an der norwegischen Küste orkanartigen Sturm, wie
zum Beispiel an den Stationen Ona II und Halten Fyr (Leuchtturm), wo die
Spitzenböen bis zum Mittag jeweils eine Geschwindigkeit von 30 m/s erreichten,
was einer Windstärke von 10 Beaufort entspricht. Die Kaltfront verlief weiter
über den Nordatlantik bis nach Nordschottland. Dort und auf den Shetland-Inseln
gab es leichten Regen mit maximal 2 mm innerhalb von 24 Stunden in Lerwick
(Shetland-Inseln).
Im Tagesverlauf näherte sich der Wirbel dem Norden Deutschlands. Dort kam
es nur vereinzelt zu einigen Regentropfen, aber die Windgeschwindigkeit nahm
stark zu. In Berlin wurde in Spitzen eine Geschwindigkeit von 27,5 m/s
erreicht, was ebenfalls einer Stärke von 10 Beaufort entspricht. Auf Hiddensee
wurde sogar Windstärke 12 erreicht. In Mecklenburg-Vorpommern wirbelte der Wind
große Staubmassen auf, da der Boden aufgrund der geringen Niederschläge der
letzten Wochen extrem ausgetrocknet war. Dadurch kam es lokal zu plötzlichen
Sichtverschlechterung, welche auch in den Medien thematisiert wurden. In
Süddeutschland war es dagegen unter leichtem Hochdruckeinfluss vielerorts wolkenlos
und schwach windig. Die Höchsttemperatur lag mit maximal 20,7°C in Mannheim um
4 bis 5°C höher als in Norddeutschland, wo sie bei 15 bis 16°C lag.
Bereits am folgenden Tag war die Zyklone JOACHIM über Norddeutschland
hinweggezogen und lag mit ihrem Zentrum über die Ukraine. Ihre Warmfront erstreckte sich über Rumänien bis nach
Serbien, die Kaltfront reichte über Österreich, Süddeutschland und den
Niederlanden hinweg bis über die Nordsee. Mit Durchzug der Kaltfront ging die
Temperatur in Deutschland etwas zurück und es gab in ihrem Bereich vereinzelt
etwas Niederschlag. In Norddeutschland schwächte sich der Wind leicht ab, die
Spitzenböen in Berlin-Dahlem betrugen maximal 15 m/s, was der Windstärke 7
entspricht. In den höheren Lagen des Harzes und des Erzgebirges wurden nochmals
Böen bis Stärke 10 registriert. Auch in Osteuropa lag die Windgeschwindigkeit
im Flach- und Hochland meist in diesen Größenordnungen. Ausnahme bildete die slowakische
Stadt Sliac, in der Orkan mit Böen bis zu 34 m/s registriert wurden.
Bis zum 10.04. verlagerte sich der Wirbel JOACHIM weiter nordostwärts und
befand sich mit seinem Zentrum südöstlich von Moskau. Dabei hatte er sich dem
Tiefdruckgebiet INGO eingegliedert und sich somit, bei einem Kerndruck von ca.
981 hPa, leicht verstärkt. Da das Tief auch in der Höhe stark ausgeprägt war, wurde
es zum Steuerungszentrum, d.h. es beeinflusste die Zugbahn kleinräumiger Hoch-
und Tiefdruckgebiete. Seine Front, die über Russland lag, war stark okkludiert,
d.h. die Front verband die Eigenschaften der Warm- und Kaltfront. In ihrem
Einflussbereich gab es weitere Niederschläge, die aufgrund der niedrigen Temperaturen
zwischen 2 und 5°C teils in Form von Schneeregen oder Schnee niedergingen.
Auch am nächsten Tag hielten die Niederschläge in Russland an. Das Tief hatte
seine Lage kaum verändert, die Okklusionsfront war jedoch nordwärts gewandert. Die
Zyklone JOACHIM begann sich bei einem Kerndruck von etwa 990 hPa langsam
aufzufüllen, trotzdem blieb sie in der Höhe stark ausgeprägt und stellte somit weiterhin
das steuernde Tief dar.
Am 12.04. hatte sich der Wirbel in der Höhe bereits stark abgeschwächt.
Er zog weiter nordostwärts, war jedoch kaum noch wetterwirksam.
Bereits am folgenden Tag, dem 13.04.2011, hatte sich das Tief JOACHIM
vollständig aufgefüllt und konnte somit nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte
analysiert werden.
Geschrieben am 30.04.2011 von Diana Schmiedel
Wetterkarte: 08.04.2011
Pate: Hans
Joachim Niemann