Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
JOANNA
(getauft
am 03.10.2014)
Im Tagesverlauf des 03.10.2014 entstand an
der Südflanke des Islandtiefs im Bereich einer Wellenstörung an dessen
Kaltfront ca. 1000 km südwestlich von Irland ein Tiefdruckgebiet, welches in
der Prognose für den Folgetag auf den Namen JOANNA getauft wurde.
In der Bodenwetterkarte der Berliner
Wetterkarte vom 04.10. um 01 Uhr MEZ wurde das Tief JOANNA somit erstmals
namentlich verzeichnet. Das Gebiet tiefsten Druckes von etwas unter 1008 hPa befand
sich zu diesem Zeitpunkt bereits über dem Norden Großbritanniens nahe Edingburgh. Die Kaltfront reichte vom Nordosten Schottlands
bis nördlich der Azoren und die Warmfront bis zur Westküste Norwegens, wo sie
in die Kaltfront des Islandtiefs über ging. Das Tief JOANNA war zu diesem
Zeitpunkt jedoch nur als Randtief ausgebildet, da es noch im Strömungssystem
des dominierenden Islandtiefs eingegliedert war. Trotzdem sorgte es zu diesem
Zeitpunkt der Entwicklung schon für Starkniederschläge in Irland und Großbritannien.
Im Zeitraum von 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ dieses Tages wurden verbreitet, mit
Schwerpunkt im Bereich der englisch-schottischen Grenze und der südlichen
schottischen Highlands, 70 bis 80 mm Niederschlag gemessen. Den Höchstwert
vermeldete die Station Isle of Man, wo mit 78,2 mm etwa 80% des
klimatologischen Oktobermittels an Niederschlag in nur 24 Stunden fielen.
Bis zum 05.10. befand sich das nun
ausgeprägte Tiefzentrum mit einem Kerndruck von 1005 hPa ca. 500 nordwestlich
der norwegischen Stadt Trondheim. Die Kaltfront von Tief JOANNA zog ostwärts
und erreichte gegen 02 Uhr MEZ die Südwestküste Norwegens, während sich die
Warmfront nordwärts weg von der norwegischen Küste Richtung Spitzbergen
verlagerte. Die Niederschläge im Bereich der Kaltfront stauten sich im
Südwesten und Westen des norwegischen Hochlands und sorgten dort für stärkere,
länger anhaltende Niederschläge in der zweiten Nachthälfte und den
Morgenstunden. Im norwegischen Stavanger wurden bis 07 Uhr MEZ 21,0 mm
Niederschlag binnen 24 Stunden registriert, an der Station Obrestad
20,9 mm, wo mit 94 km/h auch Sturmböen auftraten. Im norwegischen Bergland
wurden an diesem Tag sogar Orkanböen von 123 km/h auf dem 1893 m hohen
Berg Juvvashoe gemessen.
Westlich der französischen Alpen ging im
Tagesverlauf des 05.10. aus der Kaltfront des Tiefs JOANNA ein kleines Randtief
hervor, welches in der Analyse der Berliner Wetterkarte vom 06.10. um 01 Uhr
MEZ auf den Namen JOANNA II getauft wurde. Das Haupttief, welches nachfolgend
als JOANNA I verzeichnet wurde, hatte sich zu diesem Zeitpunkt mit seinem
Zentrum Richtung Spitzbergen verlagert, dabei jedoch stark an Intensität
verloren und wies nur noch einen zentrumsnahen Druck von 1015 hPa auf. Seine
kurze und schwache Kaltfront befand sich südöstlich von Spitzbergen, die
Warmfront vom Tiefzentrum bis zur russischen Halbinsel Kola.
Trotz seiner geringen Ausdehnung war das
Randtief JOANNA II sehr wetteraktiv und brachte im Nordosten Frankreichs und in
den französischen Alpen an der Kaltfront ab dem Mittag des 05.10. Dauerregen,
welcher zum Teil auch von Gewittern durchsetzt war. Die gegenläufige Warmfront
reichte vom Nordosten Frankreichs bis zur norwegischen Küste und verlagerte
sich langsam nordwestwärts. Der Wirbel JOANNA II zog in der Folgezeit langsam
mit seinem Niederschlagsgebiet ostwärts über die Schweiz hinweg und erreichte
in den Mittagstunden des 06.10. das Dreiländereck
Deutschland-Schweiz-Österreich. 24-stündig kam es so bis um 07 Uhr MEZ des
06.10. in der Schweiz und Nordostfrankreich, aber auch im südlichen
Baden-Württemberg zu hohen Niederschlagssummen. In der Schweiz fielen im
besagten Zeitraum 41,2 mm in Plaffeien/Oberschrot und
28,3 mm Niederschlag an der Station Fribourg-Posieux.
In Frankreich wurden 25,3 mm in Troyes
südöstlich von Paris gemessen und auf dem Feldberg im Schwarzwald kamen 24,7 mm
zusammen. Insgesamt war das Tief JOANNA II jedoch nur schwach ausgeprägt und
löste sich deshalb zum Abend des 06.10. an der Südwestflanke des weit nach
Mitteleuropa ausgeprägten Hochdruckgebietes NIKOLAI schnell auf.
In der Analyse der Berliner Wetterkarte vom
07.10. um 01 Uhr MEZ war das Tiefdruckgebiet JOANNA II schon nicht mehr als eigenständiges
Randtief erkennbar. Der Wirbel JOANNA I befand sich zu diesem Zeitpunkt über
der russischen Insel Nowaja Semlja, war jedoch schon in den Einflussbereich
eines stärkeren Tiefs über dem Nordpolarmeer gelangt und ging im weiteren
Verlauf bis zum 08.10. in dieses über.
Das Tiefdruckgebiet JOANNA wies über den
gesamten Zeitraum von der Entstehung am 03.10.2014 bis zur Auflösung am
08.10.2014 eine sehr hohe Zuggeschwindigkeit auf. So legte der Wirbel JOANNA I
in nur 5 Tagen insgesamt eine Strecke von ungefähr 5000 km zurück.
Geschrieben
am 19.11.2014 von Maximilan Steinbach
Berliner
Wetterkarte: 04.10.2014
Pate: Dominik Wojcik