Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet JOCHEN

(getauft am 7.9.2009)

 

Am 7. September 2009 wurde ein Tiefdruckgebiet über dem Nordatlantik, das sich als Welle an einer Luftmassengrenze gebildet hatte, auf den Namen JOCHEN getauft. Es befand sich um 1 Uhr MEZ (Mitteleuropäischer Zeit, entspricht 2 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit MESZ) bei einer ungefähren geographischen Position von 45° nördlicher Breite und 35° westlicher Länge. Der Kerndruck betrug ca. 995 hPa. Am 8. September war das Tiefdruckgebiet JOCHEN weit nach Osten bis vor die Britischen Inseln vorangekommen und hatte sich mit einem Kerndruck von ca. 975 hPa deutlich verstärkt. Die Warmfront zog sich über Nordirland bis nach Südengland, während die Kaltfront bis weit auf den Nordatlantik reichte. Dazwischen befand sich der Warmluftsektor des Tiefdruckgebietes JOCHEN, in dem Luft aus subtropischen Breiten bis nach Irland und Großbritannien herangeführt wurde. In London-Heathrow stieg die Temperatur auf 28°C, während es am Vortag nur 22°C waren. Durch die weitere Verstärkung des Tiefdruckgebietes JOCHEN (Druckabfall um 11,5 hPa in drei Stunden laut einer Schiffsmeldung vor Schottland) kam es zu starkem Wind bis Sturm- und örtlich Orkanstärke. Die Station Stornoway auf den Äußeren Hebriden (Schottland) meldete um 7 Uhr MEZ  einen mittleren Wind von 55 km/h (Windstärke 7), nachmittags erreichte der Wind in Stornoway in Böen 63 Knoten (Windstärke 11, orkanartiger Sturm). Am 9. September befand sich das Tiefdruckgebiet JOCHEN zwischen Island und Norwegen. Der Kerndruck lag mit ca. 970 hPa weiterhin sehr niedrig. In der Nähe des Okklusionspunktes, wo die Warm- und Kaltfront wie in einem Reißverschluß zusammenlaufen, gab es die stärksten Niederschläge (95 Liter Regen in Takle [Norwegen] innerhalb von 24 Stunden). Vor der Kaltfront stieg die Temperatur in Berlin-Dahlem auf sommerliche 26,1°C, so warm wurde es danach 2009 nicht noch einmal. Die Kaltfront selbst war dann im Osten Deutschlands bis auf den etwas auffrischenden Wind (in Berlin-Dahlem bis Windstärke 5) kaum wetterwirksam. Am 10. September war das Tiefdruckgebiet JOCHEN bis nach Nordskandinavien vorangekommen und zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen. Der Druck in zwei einzelnen Kernen betrug jeweils ca. 985 hPa. In Murmansk (Rußland) wurden Schauer gemeldet, während es in weiten Teilen des restlichen Nordosteuropas unterschiedlich bewölkt und trocken war.

 


Geschrieben von Heiko Wiese am 21.10.2009

Wetterkartenausschnitt vom 08.09.2009

Pate: Jochen Schwarz