Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet JOEL
(getauft am 09.04.2013)
Am 09.04. entstand westlich der Azoren an einer Luftmassengrenze
eine Wellenstörung, die sich weiter verstärken sollte und daher an diesem Tag in
der Prognose für den folgenden Tag auf den Namen JOEL getauft wurde. Am
nächsten Tag lag der Wirbel JOEL mit einem Kerndruck von etwas unter 1000 hPa
nordwestlich vor der Iberischen Halbinsel und war innerhalb eines größeren
Tiefdruckkomplexes eingelagert. Die Warmfront von Tief JOEL verlief vom Kern bis
zur Atlantikküste Portugals und die Kaltfront erstreckte sich vom Kern westlich
über den Atlantik. An diesem Tag erreichte die Warmfront Lissabon, dessen
Station Sprühregen, also Niederschläge leichter Intensität, meldete.
In Verbindung mit dem steuernden Höhentief in ca.
5500 m Höhe, zog das Tief JOEL weiter Richtung europäisches Festland und
erreichte am 11.04. Frankreich. Dabei verlief die Okklusionsfront, also eine
Front, in der die nachfolgende Kaltluft die Warmluft eingeholt hat und eine
Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften entstanden ist, vom Kern
ausgehend über den Ärmelkanal bis zur Nordspitze Frankreichs. Am dortigen
Okklusionspunkt, teilte sich diese Front in eine Kaltfront, die beim Golf von
Biskaya in die Warmfront eines anderen Tiefs überging, und in eine Warmfront,
die bis zu den Pyrenäen reichte. Speziell für Deutschland bedeutete dies
Niederschläge in flüssiger Form, Berlin-Dahlem registrierte z.B. den ersten gefallenen
Niederschlag für den gesamten April. Innerhalb von 24 Stunden fielen dort 1,1
mm bis 13 Uhr MEZ des Folgetages.
Bis zum 12.04. verlagerte sich das Tiefdruckgebiet
weiter nach Nordosten und lag über Dänemark mit einem Kerndruck von 1000 hPa. Eine
Okklusion reichte vom Kern aus in südwestliche Richtung bis nach Amsterdam.
Eine weitere Okklusionsfront verlief östlich vom Kern aus bis über den
Nordosten Deutschlands, wo sich der Okklusionspunkt befand. Von dort verlief
die Warmfront über Polen und endete über Weißrussland. Die Kaltfront hingegen
beschrieb einen südlichen Bogen über Tschechien und verband sich bei München
mit einer Warmfront eines unbenannten Tiefs. Der Tiefdruckwirbel JOEL lenkte
feucht-milde Meeresluft nach Deutschland, wobei sich das Tief langsam abschwächte.
Die Temperaturen stiegen in Deutschland größtenteils auf 13 bis 16°C, im Norden
und besonders an den Küsten blieb es mit ca. 7°C jedoch deutlich kühler,
ursächlich dafür waren vor allem die kalte Ost- und Nordsee mit Wassertemperaturen
um 3°C. Dem Südwesten Deutschlands brachte der Wirbel JOEL deutlich mehr Regen.
So verzeichnete z.B. Feldberg 31 mm, aber auch am Oberrhein regnete teilweise
ergiebig, wie in Karlsruhe mit 32 mm oder weiter nördlich in Frankfurt mit 22
mm, wobei alle Niederschläge innerhalb von 12 Stunden fielen.
Bis zum Folgetag verlagerte sich der
Tiefdruckwirbel JOEL weiter nach Nordosten und lag mit seinem Kern östlich von
Stockholm, wobei der Kerndruck knapp 1000 hPa betrug. Das Tief JOEL besaß eine
Okklusionsfront, die vom Kern aus im Bogen über Warschau und Budapest bis über
die Poebene in Norditalien verlief. Die Warmfront verlief westlich von Tallinn
aus bis südlich von Moskau. In Tallinn wurden bei einer Temperatur von 5°C in
24 Stunden bis 07 Uhr MEZ 6 mm Niederschlag registriert. Für Deutschland
bedeutete es rückseitiges Einfließen von Kaltluft, in der es zeitweise zu
Schauern kam. In Berlin-Dahlem fielen bis zum Mittag 0,3 mm.
Am 14.04. lag das Tief JOEL weiter nordöstlich über
Finnland nahe Oulu am nördlichen Bottnischen Meerbusen. Der Kerndruck lag bei
1010 hPa. Die Fronten von Tief JOEL waren mittlerweile fast vollständig
okkludiert, was bedeutet, dass sich ein Tief in seinem Endstadium befindet. Die
Okklusionsfront zog sich zunächst vom Kern ausgehend in nördliche Richtung bis
Murmansk, von dort weiter nach Süden über St. Petersburg, Minsk und Kiew bis
zum Schwarzen Meer, wo sie den Charakter einer Kaltfront annahm. Dabei war die Okklusionsfront
nur noch wenig wetteraktiv, es kam jedoch zu leichten Regenschauern. Die
Kaltfront hingegen verursachte im Norden Rumäniens leichte Gewitter.
Im weiteren Verlauf bis zum nächsten Tag hatte sich
der Tiefdruckwirbel JOEL soweit abgeschwächt, dass er nicht weiter auf der
Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben
am 24.05.2013 von Philipp Zschenderlein
Berliner
Wetterkarte: 11.04.2013
Pate:
Joel Volkov