Die großräumige Wetterlage über Europa am 15. Mai 2007 wurde bestimmt von
einem lang gestreckten Hochdruckgebiet über dem Atlantik mit Zentrum über den
Azoren und einem hoch reichenden Bereich tiefen Luftdrucks in der nördlichen
Nordsee zwischen Norwegen und Island. Zwischen diesen beiden Zentren lag in der
Höhe die planetare Frontalzone, ein mäandrierendes Starkwindband, mit dem die
wetteraktivsten Gebiete meistens in Verbindung stehen. In diese Frontalzone
eingelagert gelangen Tiefdruckwirbel vom Atlantik in einer nordwestlichen
Strömung nach Mitteleuropa.
So entstand über dem Ärmelkanal am 16.05.2007 das Tief JÖRG aus einer
kurzen Welle in der Warmfront des sich zu diesem Zeitpunkt südöstlich von
Grönland befindenden Tiefs ICARUS. Dabei entwickelte JÖRG eine eigene Warm- und
Kaltfront, wobei die Warmfront vor allem im Südwesten Deutschlands und in der
Schweiz am 16.05. und 17.05. länger anhaltenden Regen verursachte. So fielen
beispielsweise auf dem Feldberg im Schwarzwald am 16.05. 33 Liter je
Quadratmeter, am Kniebis in Freudenstadt noch knapp
16 Liter.
Bis zum Abend des 17.05. konnten dann nochmals in weiten Teilen
Baden-Württembergs 3 bis 8 Liter je Quadratmeter in 12 Stunden registriert
werden, in den Alpen wurden für diesen Zeitraum sogar bis zu 35 Liter gemeldet.
Verbunden mit den Niederschlägen in diesen Gebieten waren dann die niedrigen
maximalen Lufttemperaturen von teilweise unter 10°C.
Auf der Berliner Bodenwetterkarte vom 18.05. war JÖRG bereits nicht mehr
als eigenständiges Tief eingetragen. Man konnte aber seine okkludierte
Front noch erkennen, die parallel zum Alpenkamm über der nördlichen Adria
verlief. So kam es auf dem nördlichen Balkan und in den südöstlichen Alpen noch
zu etwas Aufgleitregen. Am 19.05.2007 war das Tief
JÖRG dann schließlich komplett von der Berliner Wetterkarte verschwunden.
Geschrieben am 11.07.2007 von Norbert Rupsch
Wetterkarte: 17.05.2007
Pate: Prof. Dr. Johannes Jörg