Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet JOHANNA

(getauft am 02.12.2012)

 

Am 2. Dezember 2012 wurde auf der Berliner Wetterkarte in der Vorhersagekarte für den Folgetag ein Tiefdruckgebiet über dem Nordatlantik auf den Namen JOHANNA getauft. Es entstand in Verbindung mit einem in einer Höhe von 5500 m ausgeprägten Tiefdruckgebiet zwischen Neufundland und Grönland. Am 3. Dezember befand sich die Zyklone JOHANNA südlich der Dänemarkstraße mit einem Kerndruck von unter 990 hPa. Bis zum Morgen des Folgetages verlagerte sich das Bodentief JOHANNA mit einer auch in der Höhe ausgeprägten westlichen Strömung. Am 4. Dezember war das Erscheinungsbild des Wirbels JOHANNA sehr viel komplexer, denn nun waren zwei Tiefdruckzentren und mehrere dazugehörige Luftmassengrenzen, sogenannte Fronten, im Zusammenhang mit dem Tief JOHANNA zu sehen. Während im Bereich des weiter westlich gelegenen Tiefdruckzentrums JOHANNA I, nordwestlich von Schottland, der Kerndruck etwas unter 1000 hPa lag, betrug der Luftdruck im Zentrum des Teiltiefs JOHANNA II über der Nordsee knapp unter 995 hPa. Vom Teiltief JOHANNA I ging in nordwestlicher Richtung eine Mischfront mit Warm- und Kaltfront-eigenschaften, eine sogenannte Okklusionsfront, aus. Sie streifte den Südwesten Islands und reichte bis an die Ostküste von Grönland. Die Teiltiefs JOHANNA I und JOHANNA II waren ebenfalls durch eine Okklusionsfront miteinander verbunden. Vom Kern ausgehend zog sich eine weitere Okklusionsfront in einem Bogen über den Nordosten Deutschlands bis zu einem Okklusionspunkt über dem Norden Tschechiens. Das ist der Punkt, an dem Warm- und Kaltfront zusammentreffen. Dort trafen eine bis zu den Westalpen verlaufende Warmfront und eine Kaltfront zusammen, die etwa im Bereich des Oberrheingrabens in die Warmfront eines unbenannten Tiefs über Frankreich mit Kern in der Region Paris überging. Im Laufe des Tages verlagerte sich das Tiefdrucksystem JOHANNA südostwärts und lag mit einem Kerndruck von knapp unter 990 hPa Kerndruck nördlich von Rügen. Im Zusammenhang mit dieser Verlagerung waren großräumig unter anderem Niederschlagsmengen von um oder knapp über 10 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden bis zum Morgen des Folgetages verbunden. So fielen im schweizerischen Genf 11 l/m², im niederländischen Rotterdam 10 l/m² und in Boltenhagen in Mecklenburg-Vorpommern 16 l/m². In Berlin-Dahlem machte sich der Einfluss des Tiefs ebenfalls deutlich bemerkbar, zunächst setzte Schneegriesel ein, der bald in leichten, zeitweise mäßigen Schneefall überging. Dieser hatte bereits bis zum Morgen dieses Tages 1,2 l/m² Niederschlag gebracht, wobei die Hauptmenge innerhalb von 3 Stunden fiel, wodurch sich eine Schneedecke von 3 cm Höhe bildete. Nach Durchzug der Fronten zeigte sich der restliche Tag wolkenverhangen, aber niederschlagsfrei bei einer Winddrehung auf Südwesten und einer im Vergleich zur Nacht deutlich verbesserten Sichtweite von ungefähr 25 km. Dies ist typisch für die Rückseite einer Front, auch wenn die Bewölkung weiterhin recht dicht blieb. Die Okklusionsfront besaß überwiegend Warmfrontcharakter, was an der Höchsttemperatur dieses Tages deutlich wurde. In Berlin-Dahlem erreichte die Maximaltemperatur 3,9°C im Vergleich zu 0,8°C am Vortag, wodurch die Schneedecke tagsüber antaute. Am 5. Dezember befand sich der Kern des Tiefs JOHANNA mit einem Luftdruck von etwas unter 985 hPa im Bereich der schwedischen Ostseeinsel Öland. Von dort verlief zum einen eine Okklusionsfront nach Süden bis über die Lausitz, um dann in westlicher Richtung quer über Deutschland bis zu den Niederlanden zu reichen, wo sie in die Okklusionsfront eines unbenannten Wirbels mit Kern über Großbritannien überging. Zum anderen zog sich vom Kern des Tiefs JOHANNA eine weitere Okklusionsfront über das Baltikum und den Osten Polens bis Ungarn. In Warnemünde in Mecklenburg-Vorpommern wurde bis zum Morgen des nächsten Tages eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 10 l/m² bei einer Gesamtschneehöhe von 14 cm gemessen, während im schwedischen Uppsala im gleichen Zeitraum 17 l/m² zusammenkamen. Am 6. Dezember hatte sich das Tiefdrucksystem erneut aufgeteilt, das Teiltief JOHANNA I lag mit seinem Zentrum vor der schwedischen Ostseeküste östlich von Stockholm, während das Teiltief JOHANNA II sich über Norddeutschland befand. Beide Teiltiefs hatten einen Kerndruck von jeweils etwas unter 1000 hPa und besaßen überwiegend okkludierte Fronten. Vor allem das Teiltief JOHANNA II brachte durch Staueffekte an den deutschen Mittelgebirgen, sowie an den Nordalpen größere Niederschlagsmengen. Bis zum Morgen des Folgetages fielen auf dem Fichtelberg im Erzgebirge 8 l/m² und auf der Zugspitze wurden 23 l/m² registriert, was einem Schneezuwachs von bis zu 15 cm entspricht. Am 7. Dezember war das Tiefdruckgebiet war das Teiltief JOHANNA I über der Ostsee und Südskandinavien aktiv und wurde im weiteren Verlauf in die Zirkulation des sich von Osten verstärkenden Tiefdruckgebiet LUNA aufgenommen. Im Bereich des östlichen Polen wurde der Wirbel des Teiltiefs JOHANNA II hingegen vom südosteuropäischen Hochdruckgebiet QUINCY abgelöst. Somit konnte das Tiefdrucksystem JOHANNA nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.


Geschrieben am 18.02.2013 von Heiko Wiese

Berliner Wetterkarte: 04.12.2012

Pate: Johanna Rödiger