Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  JOHANNA

(getauft am 08.03.2008)

 

Am 08.03.2008 erschien ein bisher noch schwach ausgeprägtes Tief das erste Mal über Labrador auf der Berliner Wetterkarte und wurde noch am selben Tag auf den Namen JOHANNA getauft. Dieses Tief lag im Bereich sehr kalter arktischer Luft und lenkte von Nordostkanada her noch kältere Luft in Richtung Atlantik.

Das Tief JOHANNA entwickelte sich über dem Atlantik weiter und lag am Folgetag südlich von Grönland. In der Nacht zum 10.03.2008 standen sich     -40°C kalte Luft über Nordostkanada und vergleichsweise „milde“ -14°C über dem südlichen Neufundland gegenüber. Diese idealen Voraussetzungen für eine sehr explosive Zyklogenese ließen die am 10.03.2008 um 00 UTC noch mit einem Kerndruck von wenig unter 1000 hPa auf dem Westatlantik gelegene Welle JOHANNA explosionsartig verstärken: Bereits 12 Stunden später hatte das Tief einen Kerndruck von annähernd 960 hPa erreicht und sich damit um mehr als 35 hPa vertieft. Weitere 6 Stunden später, am Sonntag um 18 UTC, wurde westlich der Britischen Inseln ein Kerndruck von knapp unter 950 hPa analysiert. Bis zum Morgen des 10.03.2008 um 00 UTC hatte sich JOHANNA dann zu einem stattlichen Orkanwirbel mit einem Kerndruck von 945 hPa verstärkt und damit den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht. Das Sturm- und Orkanfeld des Wirbels erfasste in den Frühstunden vor allem das Seegebiet südlich von Irland, aber auch die Westspitze von Wales, den Ärmelkanal und Nordfrankreich. Mehrere Schiffe meldeten Mittelwinde von 50 bis 60 Knoten und Orkanböen bis zu 84 Knoten (Orkan, also Windstärke 12 gilt ab einer Windgeschwindigkeit von 64 Knoten). Doch auch mehrere Küstenstationen in Wales und Nordfrankreich meldeten am Vormittag Windstärke 12 in Böen (z.B. La Heve 74 kn).

Am Nachmittag des 10.03.2008 wurde auch die Westhälfte Deutschlands noch vom sich abschwächenden Sturmfeld erfasst, und vor allem westlich des Rheins traten verbreitet Sturmböen auf. Hahn in Rheinland-Pfalz meldete sogar eine Spitzenböe von 58 kn, das entspricht Windstärke 11, Büchel von 49 kn, das entspricht Windstärke 10. Die zugehörige Okklusion des Orkantiefs JOHANNA erreichte unter Abschwächung am Nachmittag die Westhälfte mit leichtem bis mäßigem Regen, doch waren nur westlich des Rheins nennenswerte Regenmengen zu verzeichnen (z.B. Deuselbach mit 9 mm innerhalb von 12 Stunden). Deutlich mehr Regen fiel im Süden Englands mit bis zu 25 mm in Kenley südlich von London, und am Ärmelkanal, wo zum Beispiel in Dieppe 18 mm fielen.

Am Morgen des 11.03.2008 bestand das Tief JOHANNA im Bodendruckfeld aus zwei Kernen: einer über der Nordsee und der andere über Schottland, wobei der Kerndruck nur noch etwas unter 970 hPa lag. Es schwächte sich nun über Nordwesteuropa liegend vorübergehend etwas ab und wanderte langsam nordwärts zum Seegebiet östlich Islands.

Am 16.03.2008 verstärkte sich das schwache Bodentief JOHANNA jedoch wieder und erreichte Südschweden. Bis zum Folgetag intensivierte es sich im Bodendruckfeld über Südschweden zu einem kleinräumigen Sturmwirbel. In Kernbereich von JOHANNA kam es am 17.03.2008 im südlichen Schweden zu anhaltenden Schneefällen, wobei die Maxima der Lufttemperatur dort nur zwischen 0 und 2°C lagen. Die 12-stündigen Niederschlagshöhen erreichten zum Teil 9 mm. Mit der Verlagerung des Tiefs zur nordostpolnischen Küste setzte in der Nacht auch in Nordpolen zeitweiliger Schneefall ein. Dort meldeten Lebork (früher Lauenburg am Rande der Kaschubai) eine Schneehöhe von 9 cm und Resko in Pommern von 7 cm. Auch in Ostvorpommern schneite es in der Nacht, jedoch blieb hier der Schnee nicht liegen.

Auf der Rückseite des in der Nacht zum 20.03.2008 mit seinem Zentrum über Nordrussland gelegenen Tiefdruckwirbels JOHANNA strömte hoch reichende Luft polaren Ursprungs nach Mitteleuropa. Einen weiteren Einfluss hatte das Tief jedoch nicht mehr, es löste sich nun beim Ural liegend langsam auf und konnte am 24.03.2008 nicht mehr in den Wetterkarten analysiert werden.

 

 


Geschrieben am 14.04.2008 von Jasmin Krummel

Wetterkarte: 10.03.2008

Pate: Vera Baatz