Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet JOHANNA

(getauft am 14.06.2016)

 

Am 14.06. wurde das Tief JOHANNA aufgrund einer Scherung der Grundströmung auf einer Prognosekarte des folgenden Tages für 12 Uhr UTC getauft. Trotz Taufe für den folgenden Tag wurde das Tief JOHANNA bereits am 14.06. auf der Berliner Wetterkarte analysiert und befand sich mit einem Kerndruck von knapp 1005 hPa über Serbien, Rumänien und der Slowakei, hatte aber noch kein eigenes Frontensystem ausgebildet.

Am 15.06. wurde der Kern des Tiefdruckgebietes JOHANNA zwischen Warschau und Kiew verzeichnet, wo es die Ostflanke der Karpaten beeinflusste. Um 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, wies der Kern einen Druck von etwas unter 1000 hPa auf und besaß einzig eine Warmfront welche sich in östliche Richtung bis über den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte hinaus erstreckte. In Weißrussland sorgte die Zyklone JOHANNA für einige zum Teil niederschlagsreiche Gewitter. In Polock fielen in 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC des folgenden Tages 18 l/m², in Sarcovschina fielen im gleichen Zeitraum 37 l/m². Während das Gewitter durchzog wurden zudem Windgeschwindigkeiten der Böen mit 39,6 km/h gemessen, die „starken Winden“ oder der Windstärke 6 auf der Beaufortskala entsprechen. In Lida fielen 29 l/m² in nur 12 Stunden bis um 18 Uhr UTC.

Sich langsam Nordwärts verlagernd erreichte der Wirbel JOHANNA am 16.06. das Baltikum, wobei sich der Kern über der Ostseeküste von Russland, Litauen und Lettland befand und dabei einen unveränderten Kerndruck von wenig unter 1000 hPa aufwies. Neben der weiterhin ostwärts gerichteten Warmfront, die sich über den Kartenrand der Analysekarte der Berliner Wetterkarte hinaus erstreckte, hatte sich nun auch eine südwärts vom Kern aus führende Kaltfront, die bis zum Schwarzen Meer reichte, gebildet. Nach dem Durchzug der Kaltfront stellte sich nun in Kiew ruhiges, wenn auch bedecktes, Wetter ein. In 24 Stunden gab es zwar vereinzelt leichteste Niederschläge, jedoch waren diese so gering, dass sie von den Geräten nicht messbar waren. In Moskau, das im Warmsektor lag, konnte ein Anstieg der Tageshöchsttemperaturen von 14,2°C am Vortag auf 21,7°C gemessen werden. Gleichzeitig wurden innerhalb des gesamten Tages fast ausschließlich trockene Bedingungen beobachtet. Bis 18 Uhr UTC fielen nur nicht erfassbare Niederschlagsmengen. Erst in den Morgenstunden des 17.06. setzten mit Annäherung der Kaltfront Niederschläge ein, die in Form von länger andauernden Regenfällen bis 6 Uhr UTC im 12-stündigen Niederschlagerfassungszeitraum 6,0 l/m² ergaben. St. Petersburg wurde vom Frontdurchzug deutlich früher betroffen. In 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC des folgenden Tages wurden Niederschläge in Höhe von 12,1 l/m² gemessen. Dabei fiel der Großteil der Niederschläge mit 12,0 l/m² bis kurz vor 18 Uhr UTC in Form andauernden leichten Regens.

Bei nur minimaler Verlagerung bis zum 17.06. hatte das Tief JOHANNA die schwedische Küste bei Stockholm erreicht. Der Kerndruck lag abermals bei unveränderten rund 1000 hPa. Zudem hatte sich durch die Vereinigung von Warm- und Kaltfront aufgrund der unterschiedlichen Zuggeschwindigkeiten dieser – die Kaltfront verlagert sich schneller – eine Okklusionsfront gebildet. Diese wies allerdings nur eine vom Kern bis nach Finnland reichende räumliche Ausdehnung auf, westlich von Kuopio befand sich schließlich der Okklusionspunkt – der Ort an dem sich die beiden Fronten vereinen. Von ihm aus reichte die Warmfront in einem leichten Bogen südostwärts und verließ mittig zwischen Perm und Wolgograd den Analysebereich. Die Kaltfront verlief nach einem leichten Bogen um St. Petersburg in gerader Linie bis nach Kasachstan in Küstennähe des Schwarzen Meeres. In Kuopio lösten sich die nächtlichen Wolken im Warmluftsektor zügig auf. An diesem Ort konnte ein sonniger Tag verzeichnet werden, bei dem die Tageshöchsttemperatur von 14,4°C am Vortag auf 19,8°C stieg. Im russischen Wolgograd wurden trotz hoher Bedeckungsgrade keine Niederschläge registriert, dafür drehte der Wind nach dem Frontendurchgang von Nordnordost auf Süd. Das Finnische Hyvinkää Mutila war der finnische Niederschlagsspitzenreiter mit 8,0 l/m² in 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des folgenden Tages. Deutlich zeigte sich hier der Warmfrontcharakter der Okklusionsfront, da die Temperaturen der Tageshöchstwerte von 15,4 auf 18°C anstiegen.

Sich langsam abschwächend hatte die Zyklone JOHANNA am 18.06. das Dreiländereck zwischen Norwegen, Schweden und Finnland erreicht. Der Kerndruck war um rund 5 hPa auf 1005 hPa gestiegen. Vom Kern erstreckte sich nur noch eine Front, welche anfänglich den Charakter einer Okklusionsfront aufwies und in nördlicher Richtung einen Bogen um Murmansk beschrieb. Weiter in südliche Richtung führend und östlich an Archangelsk vorbei zog sich die Warmfront bis nach Samara. Dort verließ sie, in östliche Richtung erstreckend, als Kaltfront den Analysebereich der Berliner Wetterkarte. Während in Murmansk 20°C als Höchsttemperatur gemeldet wurde, stieg in Samara die Temperatur auf Werte weit über der 30°C-Marke. Mit gemessenen 36,3°C wurde an diesem Tag ein Tropentag verzeichnet.

Bereits in den frühen Morgenstunden löste sich die Luftmassengrenze des Tiefdruckgebietes JOHANNA auf und auch der Wirbel selbst schwächte sich zusehends ab, während er sich zunehmend zügiger in nördliche Richtung verlagerte. Schließlich konnte das Tief bereits am Morgen nicht mehr analysiert werden und wurde folglich am folgenden Tag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet.

 

 

Geschrieben am 20.08. von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte: 16.06.16

Pate: Ingelore Rathsfeld