Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet JOHNNY

(getauft am 30.03.2017)

 

Am 30.03.2017 befand sich über dem Ostatlantik ein weitreichender Tiefdruckkomplex. Die Kaltfront des bestimmenden Tiefs IWAN lag zunehmend parallel zur herrschenden südwestlichen Strömung, sodass sie sich kaum noch nach Osten verlagerte. Die Folge waren Wellenbildungen entlang der Front, die zur Entstehung des Tiefs JOHNNY führten. Dieses wurde auf der Prognosekarte für den 31.03. 12 Uhr UTC, d.h. 13 Uhr MEZ, an der Nordspitze Großbritanniens analysiert.

Um 01 Uhr MEZ am 31.03. befand sich das Tief JOHNNY mit seinem Zentrum und einem Kerndruck von ca. 999 hPa über dem Nordwesten Irlands. Die Kaltfront der Zyklone JOHNNY erstreckte sich quer über die Biskaya und Spanien bis über das mittlere Portugal. Die Warmfront verlief vom Kern bis über den Norden Schottlands. In England blieb es in der Nacht in der vorherrschenden maritimen Subtropikluft sehr mild, verbreitet sank das um 07 Uhr MEZ gemessene Temperaturminimum nicht unter 10°C, besonders mild blieb es beispielsweise in Leconfield mit 12,7°C. Irland war bereits in der zweiten Nachthälfte von der Kaltfront des Tiefs JOHNNY überquert worden, wodurch z.B. in Cork die Temperatur auf minimal 7,9°C zurückging. Im Zusammenhang mit diesen Frontensystemen fielen verbreitet über 5 mm Regen in Irland, Wales und Schottland. Im schottischen Eskdalemuir wurde sogar eine 12-stündige Regensumme bis zum Morgen um 07 Uhr MEZ von 23 mm gemessen. Bis zum Abend kamen in Schottland örtlich noch bis zu 17 mm Regen in 12 Stunden hinzu. In Frankreich teilte die Kaltfront kalte Polar- und warme Subtropikluft voneinander, was anhand der Tageshöchsttemperatur gut zu erkennen ist. Lyon, in der Warmluft gelegen, verzeichnete eine maximale Temperatur von 21°C, Brest in der Bretagne hingegen in der Kaltluft nur 14°C. Die Kaltfront brachte in weiten Teilen Frankreichs weniger als 2 mm Niederschlag in 12 Stunden bis 19 Uhr MEZ. Anders war es im Südwesten Frankreichs, denn dort entstanden einige Gewitter, die z.B. in Montauban zu 21 mm führten.

Knapp nördlich der Shetland-Inseln war das Tief JOHNNY am ersten Apriltag vorzufinden, wobei es sich auf einen minimalen Druck von etwa 993 hPa vertieft hatte. Vom Kern bis nach Südnorwegen erstreckte sich eine Okklusion, eine Mischfront von Warm- und Kaltfront, wo sie sich in eine über Südschweden nach Litauen reichende Warmfront und eine über die Mitte Deutschlands und Frankreichs bis über den Norden Spaniens nach Portugal verlaufende Kaltfront aufspaltete. Bis zum Morgen meldeten nur einige Stationen im Nordwesten Deutschlands ersten Niederschlag, darunter List auf Sylt mit 3 mm innerhalb von 6 Stunden. Deutlich größere Niederschlagssummen waren im Zusammenhang mit einer kleinen Randtiefentwicklung über dem Südwesten Frankreichs zu finden, die einige Gewitter auslöste. Die Station Montauban registrierte weitere 38 mm in 12 Stunden bis zum Morgen um 07 Uhr MEZ. Auch Toulouse meldete 19 mm Regen im gleichen Zeitraum. Im Zusammenhang mit der weiter nördlich gelegenen Okklusion sowie der Warmfront wurde im beschriebenen Einflussbereich oft eine Niederschlagsmenge von 5 bis 8 mm gemessen. Im Stau des norwegischen Gebirges wurde in Fjaerland Bremuseet sogar 12 mm Niederschlag gemessen, wobei in der Nacht im Nordteil des Niederschlagsgebiets auch Schnee fiel. Die Kaltfront kam im Tagesverlauf allmählich ostwärts voran, sodass auch Deutschland von ihr überquert wurde. Ganz im Westen wurde in Schneifelforsthaus in der Eifel eine maximale Temperatur von nur 13°C gemessen, während es im Osten und Süden Deutschlands mit bis zu 25°C in Cottbus deutlich wärmer war und dort sogar ein Sommertag registriert wurde, für welchen die maximale Tagestemperatur mindestens 25°C betragen muss. Über den zentralen und östlichen Mittelgebirgen entwickelten sich im Tagesverlauf größere Quellwolken, die sich als Schauer und Gewitter entluden und nordostwärts ins Tiefland zogen. Bis zum Abend maß Naumburg an der Saale 10 mm und Meiningen 14 mm Niederschlag. Auch Neustadt am Rübenberge bei Hannover und Nordholz bei Cuxhaven meldeten im Zusammenhang mit den von der Kaltfront des Tiefs JOHNNY verursachten Schauern und Gewittern 14 mm Niederschlag. Am Flughafen in Leipzig wurden 74 km/h in einer Gewitterböe gemessen, was Stärke 8 auf der Beaufortskala entspricht.

Die Zyklone JOHNNY war inzwischen mit dem zonalen Grundstrom weiter nach Osten gezogen, sodass sie am 02.04. um 01 Uhr MEZ mit einem erhöhten Kerndruck von ca. 1001 hPa über Südfinnland lag. Vom Kern führte eine Okklusion über Finnland nach Schweden, wo sie in eine reine Kaltfront überging, bevor sie sich über Norwegen mit der Warmfront des Tiefs IWAN verband. Die Warmfront verlief nach Süden bis an die Nordküste des Schwarzen Meeres, während sich die Kaltfront von den baltischen Staaten über Nordpolen bis nach Ostdeutschland erstreckte. Am Vorabend entwickelte sich über dem Norden Deutschlands ein größerer Gewitterkomplex, der bis in die Nacht aktiv war und sich folgend nach Nordosten verlagerte. Die Wetterstation in Scharnhorst-Marwede im östlichen Niedersachsen meldete am Morgen über 35 mm in 12 Stunden, in Weddelbrook im südlichen Schleswig-Holstein fielen 23 mm und in Lenzen an der Elbe in Brandenburg kam es noch zu 20 mm Niederschlag. Östlich, vor allem aber nördlich des Tiefzentrums war es in der Nacht noch frostig, sodass im Grenzbereich der unterschiedlich temperierten Gebiete zum Teil auch Schnee fiel und für wenige Zentimeter Neuschnee sorgte. Olonez im Westen Russlands meldete am Morgen 16 mm Niederschlag, z.T. auch als Schnee, St. Petersburg noch 4 mm, allerdings durchgängig als Regen. Im Warmsektor des Tiefs, also im Bereich zwischen Kalt- und Warmfront wurde weiterhin warme Luft nach Nordosten geführt. Warschau meldete eine maximale Temperatur von 24°C, Minsk 22°C und Wien sogar 25°C. Reste der Warmluft sorgten in Niederbayern noch für Temperaturen über 20°C und in Regensburg für 23°C. Auf der Rückseite der Kaltfront wurde beispielsweise in Helsinki ein Maximum von nur 5°C in der eingeflossenen Polarluft registriert. Von Nyborg an der finnisch-russischen Grenze bis nach Umea in Nordschweden fielen bis zum Abend noch 3 mm Niederschlag, der in vielen Gebieten hauptsächlich als Schnee niederging.

Am 03.04. um 01 Uhr MEZ befand sich Tief JOHNNY knapp südlich von St. Petersburg mit einem minimalen Luftdruck von ca. 1013 hPa. Die Kaltfront des Tiefs verlief über Estland und den Bottnischen Meerbusen bis über das mittlere Schweden. Die kurze Warmfront reichte lediglich bis nach Moskau. Die Unterschiedlichkeit der Luftmassen, die die Fronten voneinander abtrennten, war bei Betrachtung der nächtlichen Minima der Temperatur besonders eindrucksvoll. Während in Lappland bis zu -23°C in Sodankylä gemessen wurden, fiel die Temperatur in Helsinki kurz hinter der Kaltfront nur noch auf 2°C und in Vilnius in Litauen auf der warmen Seite der Front lag sie bei 9°C. In der Region um Moskau wurde bis zum Abend noch eine Niederschlagssumme von bis zu 12 mm in Klin gemessen. Ansonsten ließen die Niederschlagsprozesse auch durch das Abschwächen der Zyklone JOHNNY deutlich nach.

Das über Russland gelegene Tiefdruckgebiet JOHNNY löste sich bis zum 04.04. vollständig auf, sodass es nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 30.04.2017 von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 01.04.2017

Pate: Johnny Hunsicker