Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet JOLEEN

(getauft am 18.09.2010)

 

Am 13.09.2010 befand sich ein Tiefdruckgebiet über der Ostküste der USA auf der Höhe von Washington und verlagerte sich weiter nach Nordosten. Auf dem Weg entlang der Ostküste bis zur Südspitze Grönlands intensivierte sich das Tief leicht. Das es abzusehen war, dass diese Zyklone für das europäische Wettergeschehen prägend sein würde, erfolgte die Taufe am 18.09.2010 auf den Namen JOLEEN. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Tief einen Kerndruck von etwa 993 hPa und zog von Grönland aus ca. 700 km südlich an Island vorbei Richtung Britische Inseln.

JOLEEN verlagerte sich dabei schnell und somit gelangten die Ausläufer am 19.09.2010 schon bis nach Irland, Wales und Schottland. Von Dublin und Shannon (Irland) bis nach Glasgow und Edinburgh (Schottland) wurde Regen registriert. In Glasgow fielen 7 mm, am Folgetag 10 mm Niederschlag. Diese Niederschlagsmengen ergaben sich, weil JOLEEN bereits auf dem Atlantik leicht okkludierte. Der Wirbel verlagerte sich mit seinem Zentrum über die Britischen Inseln, wobei der Kerndruck von JOLEEN bis auf rund 996 hPa anstieg. Die Zyklone zog bis zum 21.09.2010 weiter, hinweg über die Nordsee bis zum schwedischen Vätternsee. Dabei streifte die Südflanke des Wirbels am 20.09.2010 den Norden Deutschlands und Dänemark. Dies brachte vor allem in der Nacht zum 20.09.2010 in Schleswig-Holstein ergiebige Niederschläge. An der Station Leck wurden bis 6.00 UTC (entsprechend 8.00 MESZ) bereits 25 mm und bis zum Mittag nochmals 8 mm Niederschlag gemessen. Durch die anhaltend starke Bewölkung gab es milde Nächte mit einer Tiefsttemperatur von 12,9 °C in Leck. Über Deutschland lag ein Druckgefälle von Südost nach Nordwest von rund 15 hPa. Somit wehte an den Küsten Wind mit starken bis stürmischen Böen, wie in Bremerhaven mit 54km/h (7 Bft) und auf Helgoland mit rund 65km/h (8 Bft).

Am 22.09. lag der Kern der Zyklone über der südfinnischen Stadt Jyväskylä. Durch die zyklonale Drehung (entgegen des Uhrzeigersinns) des Tiefs, transportierte es kühle Luft aus subpolaren Regionen nach Deutschland. Gerade in den Nächten kühlte es sich stark ab, so wurden in Quickborn bei Hamburg in der Nacht zum 22. September nur 0°C gemessen. Das ist gerade für das feuchtgemäßigte Küstenklima bemerkenswert. Zu dem Zeitpunkt erstreckte sich außerdem eine Okklusionsfront von Navapolack in Weißrussland über St. Petersburg bis nach Kuopio in Finnland. In diesen Gebieten war es teilweise tagelang bedeckt, denn JOLEEN verlagerte sich mittlerweile langsamer nach Norden. Die durch eine Okklusion entstehenden Regenfälle fielen jedoch gering aus. In Minsk wurden am 22.09.2010 2,4 mm Niederschlag erfasst.  Die Zyklone hatte sich bis hier schon so sehr abgeschwächt, dass ihr Kerndruck noch rund 1008 hPa betrug. Am 23.09.2010 lag der Kern des Tiefs dann über dem russischen Murmansk und hatte sich mit einem Kerndruck von ca. 1004 hPa wieder etwas verstärkt.

Am Folgetag teilte sich der Kern der Zyklone in zwei einzelne Teilkerne, die allerdings am 25.09.2010 bereits wieder vereint waren. Der südliche Kern lag über der nordfinnischen Stadt Rovaniemi und verlagerte sich somit kaum. Der nördliche befand sich bereits zwischen dem Nordkap und Spitzbergen. Das gleiche geschah erneut am 26.09.2010, wobei hier der eine Kerne über der Barentssee und der andere nordöstlich von Archangelsk lag. Von dort aus zog JOLEEN langsam weiter Richtung Osten und verstärkte sich erneut, sodass der Kerndruck am 28.09.2010 schon wieder 994 hPa betrug. Das Zentrum des Tiefs lag zwischen Workuta und der Insel Nowaja Semlja. In dieser Region kühlte sich die Temperatur so stark ab, dass der durch die Okklusion hervorgerufene Niederschlag in fester Form niederging. Tagsüber wurden am 28.09.2010 2,3 °C und nachts -0,2 °C gemessen. Am 29.09.2010 waren es sogar tagsüber 1,4 °C und nachts -0,7 °C. Dadurch konnte sich eine bis zu 3 cm dicke Schneedecke ausbilden. In diesen Tagen verlor JOLEEN immer mehr an Intensität bis sich die Zyklone am 30.09.2010 schließlich auflöste und somit von den Karten verschwand.

 


Geschrieben am 17.10.2010 von Paul Heger

Wetterkarte: 21.09.2010

Pate: Mandy Köhler