Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  JORDY

(getauft am 08.06.2008)

 

 

Am 08.06.08 entwickelte sich über dem Nordatlantik ein neues Tiefdruckgebiet, das auf den Namen JORDY getauft wurde. Der anfangs mit einem Kerndruck von unter 995 hPa bereits kräftig entwickelte Wirbel schwächte sich auf seinem Weg Richtung Nordosten kurzzeitig ab und befand sich am späten Vormittag des 10.06.08 bereits über Mittelskandinavien. Dabei kam es beim Überqueren der Skanden zur typischen Aufspaltung in zwei Tiefdruckkerne, JORDY I und JORDY II.

Während der erste Kern weiter nach Westrussland zog und sich dabei vertiefte, führte eine schwache Kaltfront des zweiten Kerns einen Schwall subpolarer Meeresluft nach Norddeutschland. In der Folge kam es hier zu einem deutlichen Temperaturrückgang. JORDY I sorgte mit seinem dichten und hoch reichenden Wolkenfeld, welches sehr gut im Satellitenbild des 11.06.08 um 00:00 GMT erkennbar war, für anhaltenden Regen im Bereich des Zentrums und entlang der Warmfront. So fielen in St. Petersburg innerhalb von 24 Stunden 13 mm Niederschlag.

Am Folgetag blieben die beiden Kerne recht stationär liegen und sorgten für einzelne Schauer über Finnland und Russland. JORDY I verlagerte sich unter Abschwächung weiter nach Nordosten und war kaum noch wetterwirksam. Während der Kerndruck am 12.06.08 noch 995 hPa betrug, waren es am folgenden Tag schon 1005 hPa. Vier Tage später hatte sich dieser Teil von JORDY komplett aufgelöst.

JORDY II hingegen bewegte sich retrograd und befand sich im selben Zeitraum recht stationär über der Nordsee zwischen Dänemark und Norwegen. Obwohl es sich auch abgeschwächt hatte und kaum noch frontalen Charakter aufwies, blieb das kleine Tiefzentrum wetterbestimmend, da auf der Rückseite mit einer nordwestlichen Strömung subpolare Meeresluft nach West- und Mitteleuropa transportiert wurde. Infolge dessen blieben die Tageshöchsttemperaturen im Zeitraum vom 13.06.08 bis zum 16.06.08 vor allem in Norddeutschland weit unter 20°C. In der Kaltluft entwickelten sich Schauer und zum Teil auch Gewitter, die aber aufgrund der hohen Zuggeschwindigkeit nur geringe Niederschlagsmengen brachten. Dennoch meldete Lübeck am 15.06.08 eine beachtliche 6-stündige Niederschlagshöhe von 9 mm.

Anschließend verlagerte sich das Teiltief nordostwärts. Hierbei verstärkte es sich durch Einbeziehung wärmerer und feuchter Luft auf seiner Vorderseite etwas und brachte über Südfinnland und dem Baltikum stärkere Regenfälle. Exemplarisch meldete Helsinki eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 21 mm. Bis zum 21.06.08 verlagerte sich JORDY II, das in den Wetterkarten nach dem Ableben des ersten Teilkerns nur noch JORDY genannt wurde, nach Nordenosten und löste sich im Bereich des Obbusens in Nordsibirien auf.


Geschrieben am 11.07.2008 von Claudia Wersing

Wetterkarte: 11.06.2008

Pate: Jordy Christiani