Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
JOSEF
(getauft am 31.12.2017)
Zum
Jahreswechsel 2017/2018 entwickelte sich eine Wellenstörung im Bereich der
Kaltfront des Tiefs HORST südlich der Alpen zu einem Tiefdruckgebiet, das
anhand der Prognosekarte für den 01.01.18 01 Uhr MEZ auf den Namen JOSEF
getauft wurde.
Am
Neujahrstag um 01 Uhr MEZ befand sich der Kern mit einem Druck von knapp 1014
hPa zwischen der Côte d' Azur und Korsika. Im Anschluss an eine kleine Welle
über Ostdeutschland lag die sehr kurze Warmfront über Monaco. Zwischen dem
Fürstentum und Marseille am Cap Cepet bei Toulon fielen innerhalb von 12
Stunden bis 07 Uhr MEZ 0,6 l/m² Regen. Die Kaltfront erstreckte sich westlich
von Korsika und Sardinien bogenförmig über dem westlichen Mittelmeer bis hin
zur algerischen und marokkanischen Mittelmeerküste mit einer Gesamtlänge von
etwa 1700 km. Entlang dieser Front schob sich die kühlere Luft unter die warme
vorlaufende Luftmasse, es bildete sich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch kein
wesentlicher Niederschlag. Ebenso vollzog sich beim Passieren der Kaltfront
praktisch kein Temperaturabfall. Die höchste 12-stündige Regenmenge bis 07 Uhr
MEZ wurde in Ajaccio mit 2 l/m² bei maximal 13,8°C gemessen. In der hinter der
Kaltfront eingeflossenen maritim erwärmten Subpolarluft, die den Weg über den
Atlantik und der Iberischen Halbinsel hinter sich hatte, wurde in Nordafrika
die 20°C-Marke knapp überschritten, wie in Tétouan mit 20,6°C oder in Oran, wo
als Höchsttemperatur 20,4°C erreicht wurde.
Einen Tag
später lag das Zentrum des Tiefs JOSEF über Ungarn. Bei einem Kerndruck von
etwa 1006 hPa hatte es sich in den vergangenen 24 Stunden verstärkt. Über der
Slowakei und Ungarn schloss sich die kurze Warmfront des Wirbels JOSEF der
Kaltfront der Zyklone HORST an. Dort glitt langsam die wärmere Luft des
Warmsektors über die bereits vorhandene kühlere Luft auf und es kam zu
Wolkenbildung. Südöstlich des Kerns erstreckte sich die Kaltfront in mehreren Bögen
über Serbien, Albanien, dem östlichen Ionischen Meer in einem weiteren Bogen
bis in den Süden Tunesiens. Vor allem intensivierten sich die Niederschläge an
der Kaltfront: während im Bereich der Warmfront innerhalb von 12 Stunden bis 07
Uhr MEZ in Debrecen 0,1 l/m² und in Budapest und Veszprém jeweils 2 l/m² Regen
fielen, kamen bei Gewitterschauern und Regenfällen an der Kaltfront im selben
Zeitraum bis zu 22 l/m² in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica oder 20
l/m² in Bihac im Nordwesten Bosniens zusammen. Da vor und hinter der Kaltfront
ähnliche Luftmassen vorherrschten, lagen die Höchsttemperaturen recht
einheitlich bei 13,3°C in Tirana, bei 12,3°C in Lecce oder 15°C auf Korfu.
Bis zum
03.01.18 um 01 Uhr MEZ zog das Tiefdruckgebiet JOSEF weiter in Richtung
Nordosten bis nach Moldawien, wo das Zentrum mit einem Druck von circa 1007 hPa
lag. Die bogenförmige Okklusion, eine Mischfront mit Warm- und
Kaltfronteigenschaften, schloss sich an die des Tiefs HORST an und verlief über
Russland zwischen Moskau und St. Petersburg, dem südöstlichen Baltikum und dem
Ostteil Polens bis zum Kern. Die Kaltfront erstreckte sich südöstlich des
Zentrums rund 400 km lang bis zum westlichen Teil des Schwarzen Meeres, wo sie
im weiteren Verlauf in die Warmfront der Zyklone INGMAR überging. Dort regnete
es verglichen mit dem Vortag nur sehr wenig, so betrugen in Tiraspol die Werte
lediglich 2 l/m² zum selben Zeitraum wie am Vortag. Entlang der Mischfront
regnete es gebietsweise etwas mehr. So registrierten die Messgeräte in der
erwähnten Zeitspanne in Weißrussland Mengen zwischen 3 l/m² in Minsk und 6 l/m²
in Sluzk oder sogar bis zu 10 l/m² in Sarny im Nordwesten der Ukraine. Dazu
betrugen die Maximaltemperaturen beispielsweise 4,8°C in Lviv, 5,7°C in
Chisinau und 2,5°C am Flughafen von Vilnius.
Zwischen den
Tiefdruckgebieten BURGLIND I und II über Mittel- bzw. Südeuropa und dem Hoch
über Sibirien ist bis 01 Uhr MEZ des 04.01.2018 von den drei Tiefdruckwirbeln
HORST, INGMAR und JOSEF nur noch eine unbenannte Okklusion zwischen dem
Kaukasus und Zypern auf der Berliner Wetterkarte übriggeblieben.
Geschrieben am 31.01.2018 von Matthias Janke
Berliner
Wetterkarte: 02.01.2018
Pate: Josef Tschernitschek