Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
JOSEPH
(getauft am
23.08.2013)
Am
23.08. zeichnete sich über dem östlichen Nordatlantik im 500 hPa-Niveau, was
etwa 5,5 km Höhe entspricht, ein Trog, ein sogenannter Kaltluftvorstoß nach
Süden ab. An dessen Vorderseite entstand am selben Tag am Boden ein
Tiefdruckgebiet, das auf den Namen JOSEPH getauft wurde. Es befand sich um 02
Uhr MESZ mit einem Kerndruck von etwa 1014 hPa über dem französischen Golf von Malo. Dabei erstreckte sich vom Zentrum aus eine Okklusion,
der Zusammenschluss von Warm- und Kaltfront, über den Ärmelkanal und die Straße
von Dover bis zur Champagne. Dort spaltete sie sich
wieder in Kalt- und Warmfront. Die Warmfront verlief von diesem sogenannten Okklusionspunkt
ausgehend über Genf und die Alpen bis zum Golf von Venedig. Die verwellte Kaltfront
verlief hingegen nach Südwesten bis zur westlichen Sierra Nevada. Vor der
Warmfront kam es bereits zu geringen Niederschlägen, in Münster und Rheine fielen dadurch jeweils 2 mm Niederschlag bis 08 Uhr
MESZ.
Am
nächsten Tag lag das Zentrum des Tiefs über der Straße von Dover. Dabei hatte
es sich bis auf etwa 1011 hPa vertieft. Um 02 Uhr MESZ wurde dem Wirbel eine
Konvergenz, also ein Zusammenströmen und somit Aufsteigen von Luftmassen, zugeordnet.
Dies hatte zur Folge hatte, dass weitere Niederschläge ausgelöst wurden, wie
zum Beispiel im französischen Troyes an der Seine, wo
in 3 Stunden bis 08 Uhr MESZ 8,1 mm gemessen wurden. Die Konvergenz verlagerte
sich im Tagesverlauf ostwärts, sodass sie auch über deutschem Gebiet wirksam
wurde. So sorgten Schauer und Gewitter z.B. im badischem Lahr bis 14 Uhr MESZ
für 11 mm Niederschlag. Der Einfluss der Niederschläge zeigte sich auch bei der
Höchsttemperatur im Oberrheingraben, wo die Werte verbreitet etwa 5 Grad tiefer
lagen als am Vortag.
Bis
zum 25.08. blieb die Zyklone JOSEPH nahezu ortsfest, wobei sie um 02 Uhr MESZ einen
Druck von etwa 1009 hPa aufwies. Im Verlauf hatte sich eine vom Kern bis
Schottland reichende Warmfront und eine bis über die Alpen reichende Kaltfront
gebildet. Mit der Ausbildung der Fronten verstärkten sich vor allem die
Niederschläge an der Kaltfront. Schauerartiger und gewittriger Regen sorgten
z.B. in Augsburg für eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 55 mm bis 08 Uhr
MESZ. Durch die rückseitig der Kaltfront eingeflossene erwärmte maritime
Polarluft setzte insbesondere im Hochgebirge ein Temperaturrückgang ein, der Niederschlag
auslöste, welcher als Schnee fiel. So meldete die Zugspitze bis 14 Uhr MESZ
eine Neuschneesumme von 10 cm. Im Gegensatz dazu fiel in weiten Teilen Bayerns
länger andauernder Regen. Dies zeigte sich auch in den Werten der
Höchsttemperatur, die in diesem Gebiet verbreitet nur zwischen 14°C und 18°C lagen.
Am Vortag meldeten viele dieser Stationen noch einen Sommertag, für den
Höchsttemperaturen von mindestens 25°C nötig sind.
Im
Verlauf bis zum nächsten Tag hatte sich Zyklone JOSEPH in zwei Teile gespalten.
Das Tief JOSEPH I lag mit seinem Zentrum über Franken und der Wirbel JOSEPH II
mit seinem Kern über dem Ligurischen Meer. Der Kerndruck der Druckgebilde lag
jeweils etwas unter 1010 hPa. Vom Zentrum des Tiefs JOSEPH I reichte einerseits
eine Okklusion über den englischen Kanal bis London, eine weitere zog sich über
Bayern bis nach Niederösterreich, wo sie sich in Warm- und Kaltfront teilte.
Die Warmfront reichte bis zum Schwarzes Meer und die Kaltfront beschrieb einen
kurzen Bogen, bevor sie sich mit der Warmfront des Wirbels JOSEPH II verband.
Dieser besaß ebenfalls eine Okklusion, die etwa bis Venedig reichte, wo sie sich
in eine Warmfront und eine bogenförmigen Kaltfront, die sich über Kroatien bis
Sardinien erstreckte. Die Niederschlagstätigkeit der Wirbel war weiterhin stark
ausgeprägt. Im bayerischen Lechfeld sowie in Würzburg kamen jeweils bis 08 Uhr
MESZ 55 mm Niederschlag innerhalb von 24 Stunden zusammen. Auch außerhalb
Deutschlands fielen vorwiegend durch Schauer und Gewitter ausgelöste
Regenmengen von z.B. 36 mm in Zagreb, der Hauptstadt Kroatiens. Das
italienische Piacenza meldete bis zum Morgen eine
12-stündige Niederschlagssumme von 30 mm.
Bis
zum 27.08. um 02 Uhr MESZ hatte die Zyklone noch ein Teiltief ausgebildet. Das
Tief JOSEPH I lag über dem Osten Frankreichs, das Zentrum JOSEPH II etwa über
dem Chiemgau und der Wirbel JOSEPH III über der Poebene. Der Luftdruck im
Bereich der Zentren betrug ca. 1013 hPa. Das Frontensystem war dabei
überwiegend okkludiert und reichte von Westfrankreich über München und die
Alpen bis nahe Budapest, bevor sie sich mit wechselndem Frontencharakter stark
verwellt nach Osten erstreckte. Das Zentrum JOSEPH III wurde dagegen frontenlos
analysiert. Bis zum Morgen um 08 Uhr MESZ registrierte Mailand durch den
Tiefdruckeinfluss eine 24-stündige Niederschlagssumme von 22 mm. Auch Budapest,
das schon tags zuvor im Frontenbereich des Tiefdruckkomplexes lag, meldete im
gleichen Zeitraum 31 mm Regen. Der Niederschlag fiel dabei überwiegend als
Schauer und Gewitter, wodurch lokal teils starke
Unterschiede hervorgerufen wurden. Ein ausgedehntes Gewittercluster brachte dem
südkroatischen Dubrovnik innerhalb von 12 Stunden bis zum Mittag 59 mm Niederschlag.
Am
folgenden Tag befand sich mittlerweile wieder nur ein Kern mit etwas unter 1010
hPa im Bereich der südkroatischen Adria. Dabei verlief eine Okklusion vom
Zentrum aus bis Rom, wo in der Nacht um 02 Uhr MESZ ein Gewitter über die Stadt
zog, das am Flughafen Fiumicini bis 02 Uhr MESZ für eine
12-stündige Niederschlagssumme von 60 mm sorgte. Des Weiteren besaß die Zyklone
eine kurze Okklusion, die sich am Okklusionspunkt etwa über dem Kosovo in eine
Warmfront, die bis über das westliche Schwarze Meer reichte und eine Kaltfront,
die bis über Algerien verlief, aufspaltete. Tunis meldete durch den Einfluss
der Kaltfront am Morgen um 08 Uhr MESZ eine 24-stündige Niederschlagssumme von 2
mm. Weitaus größere Niederschlagssummen fielen im europäischen Raum, wie z.B.
in Bratislava mit 80 mm im gleichen
Zeitraum.
Am
29.08. lag Zyklone JOSEPH mit etwas über 1010 hPa über Bulgarien. Eine
Warmfront zog sich von dort bis über das westliche Schwarze Meer und eine
Kaltfront reichte bis Griechenland. Die kroatische Hauptstadt Zagreb meldete bis
08 Uhr MESZ eine 24-stündige Niederschlagssumme von 43 mm. Sofia und Bukarest
registrierten im gleichen Zeitraum 5 mm. Trotz des Warmfronteinflusses
verpasste die bulgarische Hauptstadt mit einem Maximum von 24°C knapp einen
meteorologischen Sommertag.
Mit
unverändertem Kerndruck lag der Wirbel JOPSEPH am Folgetag über dem Asowschen
Meer. Eine dazugehörige Okklusion befand sich etwas weiter westlich vom Kern
und verlief von Moskau bis Bukarest. Kiew, welches im Einflussbereich der
Okklusion lag, meldete Regen und 23 mm Niederschlag in 24 Stunden bis 08 Uhr
MESZ.
Am
letzten Augusttag befand sich Tief JOSEPH über dem ukrainisch-russischen
Grenzgebiet mit einem Kerndruck von etwa 1007 hPa. Dabei besaß es eine
Warmfront, die vom Kern bis über das Kaspische Meer reichte und zwei
Okklusionen, die sich bis über den Kaukasus bzw. bis über das Schwarze Meer
erstreckten. In der Nacht traten am Nordrand des Schwarzen Meeres, sowie des
Asowschen Meeres entlang der Okklusion örtlich Gewitter auf. Die Temperatur um
02 Uhr MESZ betrug dabei noch teilweise über 20°C, meist war es dabei auch
schwül. Rückseitig der Okklusion war es verbreitet kühler mit Temperaturwerten
von etwa 14°C. Im Gegensatz dazu gestaltete sich das Wetter im weiter nördlich gelegenen
Kiew am Morgen mit Sprühregen, der in 24 Stunden bis 08 Uhr MESZ 2 mm ergab.
Am
ersten Septembertag lag die Zyklone JOSEPH mit ihrem Zentrum knapp südöstlich
der russischen Hauptstadt Moskau und besaß einen Kerndruck von etwa 1003 hPa. Im
Verlauf hatte das Tief erneut ein Frontensystem ausgebildet. Vom Kern verlief
eine bogenförmige Okklusion über Moskau nordostwärts, bevor sie sich über der
Wolga in Warm- und Kaltfront teilte. Die Warmfront zog sich von dort ostwärts
bis außerhalb des Darstellungsbereiches und die Kaltfront beschrieb den Bogen
der Okklusion weiter bis sie sich nordöstlich von Wolga mit einem unbenannten
Tief verband. In Moskau regnete es durch den Einfluss der Zyklone, wodurch in
24 Stunden bis 08 Uhr MESZ 42 mm Niederschlag erfasst wurden und die
Höchsttemperatur betrug dabei 15°C.
Am
02.09. verlagerte das Tief sein Zentrum unter gleichbleibendem Druck
nordostwärts. Dabei blieb der Aufbau des Frontensystems bestehen und es wurden vielerorts
Niederschläge in Form von Regen, Sprühregen und Schauern gemeldet.
Bis
zum 03.09. verlagerte sich der Kern des Wirbels JOSEPH in nordwestliche
Richtung und lag an diesem Tag südöstlich von Sankt Petersburg. Dabei erhöhte
sich der Kerndruck und betrug nun etwa 1004 hPa. Die Zyklone besaß eine vom
Kern nach Osten reichende Warmfront, eine Kaltfront zog sich nach Südosten bis
zum Asowschen Meer und eine Okklusion erstreckte sich bis über den Bottnischen
Meerbusen. Im Umfeld des intensiven Tiefdruckgebiets LENNART schwächte sich
Zyklone JOSEPH jedoch im Tagesverlauf so weit ab, dass es am Folgetag nicht
mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben
am 19.09.2013 von Dustin Böttcher
Berliner
Wetterkarte: 27.08.2013
Pate:
Margaret Joseph