Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
JOYCE
(getauft am
19.01.2020)
Im Laufe des
16. Januar zog ein kleines, unbenanntes Tiefdruckgebiet von Nordamerika über
den Atlantik. Dabei brachte es in der Nacht zum 17. Januar leichte Schneefälle
an die kanadische Ostküste bei Temperaturen um die -5°C. Um 01 Uhr MEZ, also 00
Uhr UTC, lag das Tiefdruckgebiet östlich von Boston über dem Atlantischen Ozean
mit einem Kerndruck von unter 995 hPa. Es hatten sich bereits Fronten gebildet:
Die Kaltfront und Warmfront lagen ebenfalls über dem Atlantik, wobei die
Kaltfront nach Südwesten und die Warmfront nach Südosten verlief, wo sie sich
mit der Kaltfront des Tiefdruckgebiets ILKA verband. In der Nähe des Kerns
hatten sich die beiden Fronten bereits zu einer Okklusion verbunden. Diese
entsteht, wenn durch die Rotation gegen den Uhrzeigersinn des Druckgebietes die
Kaltfront an die Warmfront herangeführt wird, bis sie quasi miteinander
verschmelzen. In der Höhe von etwa 5,5 km über dem Tiefdruckgebiet am Boden
befand sich zu dieser Zeit der Jetstream, also die große Westwindströmung,
welche dafür sorgte, dass das Tiefdruckgebiet sich weiter nach Osten verlagerte
und sich dabei verstärkte. Die Verstärkung wurde zudem von der Lage des Wirbels
über dem Atlantik unterstützt.
Am 18. Januar
lag das Zentrum des Tiefdruckgebiets östlich von Neufundland und hatte sich auf
einen Kerndruck von unter 965 hPa verstärkt. Die beiden Fronten waren etwas
weiter nach Osten gewandert, lagen aber immer noch über dem Atlantischen Ozean
und waren etwas weiter okkludiert, die Warmfront war immer noch mit der
Kaltfront von Tief ILKA verbunden. Zudem hatte sich westlich davon eine weitere
Kaltfront gebildet. Tagsüber zog das Tiefdruckgebiet am Rand des Jetstream nach
Norden.
Am folgenden
Tag hatte das Tiefdruckgebiet bereits mit seinem Zentrum die Südküste Grönlands
erreicht und sein Zentrum weiter auf unter 960 hPa verstärkt. Nun wurde es auf
den Namen JOYCE getauft, da es im Verlauf seines Lebenszyklus Einfluss auf das
Wetter in Europa haben sollte. Die Okklusion war weiter vorangeschritten und
wand sich nun einmal um den Kern. Der Okklusionspunkt, also der Ort, in der die
Okklusion in die Warm- und Kaltfront übergeht, lag nordöstlich des Zentrums.
Die Warmfront verlief von dort weiter nach Süden und war immer noch mit Tief
ILKA verbunden, die Kaltfront verlief ebenfalls nach Süden und hatte sich mit
der Warmfront eines unbenannten Randtiefs verbunden. Alle Fronten lagen immer
noch über dem Atlantischen Ozean. Am Tag wanderte das Tiefdruckgebiet JOYCE
weiter nach Norden über Grönland. Dabei gab es in Grönland längere Schneefälle,
in Island reichte es bei positiven Temperaturen nur für Regenfälle. Am meisten
Regen gab es in Kvísker, wo 44,9 mm fielen und in Lónakvísl mit 42,0 mm. Die höchste Temperatur wurde in Vopnafjörður in Island mit 12,0°C gemessen, meist lagen die
Temperaturen jedoch bei 5°C bis 7°C. Des Weiteren gab es dort am Tag Orkanböen,
die höchste Spitzen wurden in Gagnheiði mit 159,3
km/h und in Stafá
mit 161,1 km/h registriert.
Bis in die
Nacht zum 20. Januar hatte sich ein Randtief östlich
des Hauptzentrums des Tiefs JOYCE verstärkt und angenähert, dass es mit zu dem
Tiefdruckgebiet gezählt wurde. Das ursprüngliche Tief JOYCE I besaß seinen Kern
über Grönland mit einem Kerndruck von unter 975 hPa, das andere Tief JOYCE II
lag östlich davon über dem europäischen Nordmeer und besaß einen Kerndruck von
unter 980 hPa. Die Front von JOYCE I war nun vollständig okkludiert und verband
die beiden Kerne miteinander. Anschließend verlief die Okklusion von JOYCE II
weiter nach Südosten, bevor sie sich im Okklusionspunkt, welcher bei Trondheim
lag, vor der Westküste Norwegens in eine Warm- und eine Kaltfront aufteilte.
Die Warmfront lag über der Westküste Norwegens und ging weiter über den Norden
von Schottland hinaus auf den Atlantischen Ozean
und verband sich dort mit der Kaltfront eines unbenannten Tiefs über dem Norden
Afrikas. Die Kaltfront verlief weiter westlich über dem Atlantik, südlich an
Island vorbei zu einem neuen Tiefdruckgebiet südwestlich der Azoren. Im Laufe
des Tages verlagerten sich beide Zentren weiter nach Osten und schwächten sich
dabei ab. Dabei führten die Wirbel maritime Polarluft nach Russland und
Skandinavien. Die Okklusion brachte relativ viel Regen an die Westküste
Norwegens. Bis zum Morgen fielen in Bergen 34,0 mm und in Takle reichte es für
40,9 mm. Im Warmluftsektor, der Bereich hinter der Warmfront und vor der
Kaltfront, des Tiefs stieg die Temperatur vor allem in Norwegen an, in Sundallsora erreichte die Temperatur unter dem Einfluss von
Föhn sehr milde 16,9°C. Ansonsten erreichten die Temperaturen in Schweden und
Norwegen tagsüber verbreitet 5°C bis 10°C. Dabei regnete es weiter, bis zum
nächsten Morgen fielen in Takle insgesamt 56,9 mm, im restlichen Norwegen gab
es meist 20 mm bis 40 mm. Auch der Wind erreichte wieder Orkanstärke in weiten
Teilen, in Soemna erreichte er 163 km/h und in Veiholmen 122 km/h. Entlang der Warmfront gab es nur
geringe Niederschlagsmengen von maximal 2 mm im Norden Schottlands.
Am nächsten
Tag lag das Zentrum von JOYCE I östlich von Grönland mit einem Kerndruck von 980
hPa und JOYCE II lag mit 975 hPa etwas nördlich von Murmansk. Immer noch waren
die beiden Kerne durch eine Okklusion miteinander verbunden. Vom Kern von JOYCE
II verlief sie weiter nach Süden über Finnland und spaltete sich im Süden
Finnlands in eine Warmfront, die über St. Petersburg, Riga, Vilnius und
Kopenhagen lag, und eine Kaltfront, welche über die Ostsee sowie Schweden,
Norwegen, dem Norden Schottlands und dem Atlantik verlief und weiterhin mit der
Warmfront eines Tiefdruckgebietes westlich der Azoren verbunden war, auf. Etwas
weiter östlich vom Kern lag eine weitere Okklusion, die sich nach der Auflösung
des dazugehörigen Tiefdruckgebietes HEIKE noch nicht vollständig aufgelöst
hatte. Von dort aus verlagerte sich alles immer weiter, aber auch immer
langsamer nach Osten. Dabei brachte das Tiefdruckgebiet sehr milde Luft nach
Russland. In St. Petersburg wurden beispielsweise 5,6°C gemessen, was ein neuer
Wärmerekord für diesen Tag darstellte. Der bisherige lag bei 4,6°C am 21.
Januar 1957. Auch in dem sehr weit nördlich liegenden Nischni Nowgorod setzte
bei 0,3°C Tauwetter ein. Auf Deutschland hatte das Tiefdruckgebiet JOYCE kaum
Einfluss, sorgte allerdings für einen recht trüben Tag im Norden Deutschlands
bei Temperaturen um 5°C bis 7°C. Entlang der rückläufigen Kaltfront gab es an
der Westküste Norwegens erneut Niederschläge, am meisten gab es in Marstein mit 31,8 mm innerhalb von 24 Stunden. Ansonsten
regnete es im Norden Deutschlands und in Polen wenig, wie bereits am Vortag in
Schottland wurden maximal 2 mm erreicht. Der Sturm ließ langsam nach, sorgte
aber vor allem in Norwegen noch für Orkanböen, im Soemna
wurden beispielsweise erneut 159,3 km/h erreicht. Zum Abend hin schwächte sich
der Orkan allerdings ab und es gab verbreitet nur noch schwere Sturmböen der
Stärke 9 bis 10.
Am 22. Januar
gab es nur noch ein richtiges Zentrum, welches vorher JOYCE II war. JOYCE I war
nur noch ein Randtief nördlich des eigentlichen
Zentrums. Der Kern besaß einen minimalen Druck von unter 970 hPa, das Randtief knapp 975 hPa. Dieses Randtief
besaß weiterhin eine Okklusion, die nach Süden verlief, die in eine Kaltfront
überging und über Murmansk und dem Norden Skandinaviens lag. Das Hauptzentrum
des Tiefdruckwirbels JOYCE lag südlich davon an der Nordküste Russlands und
besaß ebenfalls eine nach Süden gehende Okklusion, vollständig über Russland,
die sich im südlichen Russland noch aufteilte in eine Warmfront, die über
Wolgograd zum Schwarzen Meer verlief und eine Kaltfront etwas nördlich der
Warmfront, welche mit einer Warmfront verbunden war, die über Minsk lag. Dabei
brachte das Tief an diesem Tag wieder kältere maritime Arktikluft
nach Russland und sorgte für ein wenig Abkühlung. Dabei brachte es dort entlang
der Fronten bei Maximaltemperaturen um den Gefrierpunkt leichte Schneeschauer
bis zu 2 mm. Auch in Deutschland verursachte der Tiefdruckwirbel JOYCE
Regenfälle bei 7°C bis 9°C, vor allem in der Mitte und im Süden, allerdings
auch nicht mehr als 2 mm. Hinter der Kaltfront in der Höhe klarte es sogar auf
und es wurde sonnig. Auf dem Klippeneck im Süden Deutschlands wurden bei 8
Sonnenstunden 9,5°C erreicht.
Das Zentrum
verblieb relativ stationär über dem Norden Russlands bis zum nächsten Tag,
allerdings hatte sich das Randtief aufgelöst. Um 01
Uhr MEZ lag das Zentrum über dem Nordwesten Russlands, nördlich von Perm und
besaß bei einem Kerndruck von knapp 975 hPa weiterhin eine Okklusion, die nach
Süden verlief und mit einer stationären Front verbunden war, die zu einem Randtief nördlich von Wolgograd gehörte. Von dort verlief
sie weiter über Wolgograd, das Schwarze Meer, Bukarest, Belgrad, Budapest und
Wien. Dabei wurde weiterhin wieder kühlere Luft nach Russland geführt.
Vereinzelte Niederschläge gab es auch an diesem Tag entlang der Fronten, vor
allem in Russland und in der Ukraine, allerdings nicht mehr als 1 mm. Auch der
Wind erreichte nur noch Stärke 5.
Am 24. Januar
lag das Zentrum an der östlichen Grenze Europas zu Asien und besaß nur noch
eine Okklusion, die nach Nordosten verlief. Südlich des Zentrums mit einem
Kerndruck von 985 hPa gab es noch leichte Schneefälle. Während des Tages
wanderte es wie zuvor auch weiter nach Osten und verließ Europa.