Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet JUTTA

(getauft am 25.06.2014)

 

Am 25.06. war anhand der Verwellung einer Kaltfront ca. 1000 km südwestlich von Irland die Entstehung eines Tiefdruckgebietes erkennbar. Diese sogenannte Zyklogenese entstand, da an der Südflanke von Hoch YOSHIKI warme Luft vom europäischen Festland herangeführt wurde und dort auf die Polarfront traf. Durch das sich dort befindliche Starkwindband, in der Höhe wurde die Zyklogenese weiter verstärkt, wobei das Tiefdruckgebiet in der Prognose für den Folgetag auf den Namen JUTTA getauft wurde.

Schon am Donnerstag, dem 26.06., um 02 Uhr MESZ lag der Kern des Tiefs JUTTA ca. 500 km vor der Westküste Irlands. Von dort verlief eine Warmfront nach Norden über Islands Hauptstadt Reykjavik, wo sie in der ersten Tageshälfte für Regenfälle sorgte. Die Kaltfront führte nach Süden an der Westküste der Iberischen Halbinsel entlang bis über das Gebiet um die Insel Madeira. Auf den Scilly-Inseln in der Keltischen See fielen innerhalb von 24 Stunden bis 08 Uhr MESZ 5 mm Regen und an der Südspitze Cornwalls in Camborne kamen im selben Zeitraum fast 7 mm zusammen. Auch auf der Insel Irland brachte das Tief JUTTA leichte Regenfälle. Die Regenmengen innerhalb von 12 Stunden bis 08 MESZ reichten von 0,8 mm am Flughafen Belfast bis 6,0 mm in Cork. Im Tagesverlauf entstanden entlang der Warmfront in der Hauptstadt der Normandie, Caen, leichte Gewitter.

Am 27.06., dem Siebenschläfertag, änderten die Kalt- und die Warmfront ihren Charakter und wurden beide zu Okklusionsfronten, welche eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften darstellt. Um 02 Uhr MESZ befand sich der Kern mit ca. 1008 hPa über dem Atlantik, ungefähr 100 km westlich von Galway, Irland. Während die eine Okklusionsfront ähnlich wie die Warmfront des Vortages nach Norden über Island verlief, erstreckte sich die andere über Irland und dessen Hauptstadt Dublin, überquerte die Irische See und traf auf Großbritannien im Bereich der Walisischen Grafschaft Gwynedd, dort weiter über Birmingham bis nach Ipswich und dem Southern Bight, wo sie das belgische Festland in der Nähe von Brügge erreichte. In der Nähe von Brüssel wechselte die Okklusionsfront wieder in den Charakter einer Kaltfront und führte über dem Osten Frankreichs bis zu den Pyrenäen. Bis um 08 Uhr MESZ rief das Tief JUTTA in seinem Einflussbereich leichte Regenmengen über den Britischen Inseln hervor. Innerhalb der vorherigen 12 Stunden wurde in Cork eine Niederschlagsmenge von 8,0 mm registriert und am Flughafen von Belfast in Nordirland 0,6 mm. Ebenfalls im selben Zeitraum fiel 1,0 mm in Wattisham bei Suffolk in England und im belgischen Oostende kamen 0,5 mm zusammen. Im weiteren Tagesverlauf verlagerte sich der Kern vom Tiefdruckgebiet JUTTA zunächst nach Südosten zur Keltischen See und überquerte dann den Süden Englands bis zur Nordsee ins Gebiet der Norfolk Banks. Dabei erweiterte das Tief seinen Einfluss auf Deutschland. Während im Osten und Süden Deutschlands noch 9 bis 12 Sonnenstunden gemessen werden konnten, so war dies im Nordwesten teilweise nicht mehr möglich. Beispielsweise verzeichnete Bremen für diesen Tag sechs Sonnenstunden und die Nordseeinsel Norderney 0 Sonnenstunden. Dies lag am starken Westwind, den der zum Tief JUTTA zugehörige Höhenwirbel in der mittleren Atmosphäre südlich seines Kerns in einer Höhe von ca. 5,5 km erzeugte. Dieser hatte eine Stärke von rund 100 km/h und führte die kalte Polarluft nach Mitteleuropa. Da nicht die gesamte Luftmasse nach Osten entweichen konnte, entstanden am Abend über Deutschland mehrere Konvergenzlinien, an denen die Luft zum Aufsteigen gezwungen wurde. Durch die kalte Höhenluft und die Konvergenzlinien kam es an einigen Orten zu kräftigen Schauern oder Gewittern. In Aachen gewitterte es um 21:30 Uhr und der Flughafen Frankfurt meldete ab 23:30 Uhr ein starkes Gewitter, das über eine halbe Stunde anhielt. Im Berliner Stadtteil Spandau fielen 10 mm Regen, in anderen Stadtteilen gab es sogar Hagel. Im ostthüringischen Langenwetzendorf-Göttendorf fielen in einer einzigen Stunde 19 mm Niederschlag. Die höchste Temperatur des Tages in Deutschland wurde in Regensburg/Oberhub mit 29,3°C verzeichnet, die niedrigste Höchsttemperatur wurde auf der Wetterstation des Feuerschiffs Tiefenwasser auf der Ems mit 16,5°C gemessen.

Am 28.06. bildete sich an einer verwellten Kaltfront über dem Nordwesten Spaniens der Tiefdruckwirbel KRISTINA, welcher sich mit der Zyklone JUTTA im späteren Verlauf zu einem Tiefdrucksystem verband. Der Kern der Zyklone JUTTA befand sich derweil über Dänemark. An ihrer Vorderseite gelangte kurzzeitig wärmere Luft nach Deutschland, sodass überall die 20°C-Marke überschritten und vor allem im Süden Deutschlands sogar Temperaturen über 25°C erreicht wurden. Für 30°C reichte es aber nirgends, die höchste Temperatur wurde in Regensburg/Oberhub mit 29,8°C erreicht. Während es im Süden und Osten meist trocken und sonnig blieb, zogen über den Nordwesten einige Schauer und Gewitter hinweg. Die Niederschlagsmengen an deutschen Wetterstationen blieben dabei aber unter 10 mm.

Am 29.06. befand sich der Kern des Wirbels JUTTA mit einem Druck von ca. 1006 hPa nahe Kopenhagen und zog ostwärts, während das Tiefdruckgebiet KRISTINA über der Mitte Deutschlands lag. Die Hebungsprozesse, die in den Tiefdruckzentren stattfanden, sorgten den gesamten Sonntag für teils ergiebige Niederschläge und es erfolgte ein Temperatursturz im Vergleich zum Vortag. Während der Osten Deutschlands recht trocken blieb, fielen z.B. in Oberstdorf im Allgäu bis 20 Uhr MESZ des Tages innerhalb von 12 Stunden 33,0 mm Regen und bis 08 Uhr MESZ des Folgetages innerhalb von 24 Stunden 38,9 mm. Die Tageshöchsttemperatur in Regensburg/Oberhub lag nur noch bei 16,7°C.

Am 30.06. befand der Kern von Tief JUTTA über der schwedischen Stadt Göteborg mit einem Druck von ca. 1006 hPa. Zusammen mit der Zyklone KRISTINA, deren Kern über Tallinn mit 1003 hPa positioniert war, bildeten sie immer noch ein einflussreiches System, das weiterhin kühle Luft nach Mitteleuropa einfließen ließ. Dadurch gab es über Deutschland verbreitet Schauer und kurze Gewitter. Der Feldberg im Schwarzwald meldete um 08 Uhr MESZ des Folgetages eine 24-Stunden-Niederschlagsmenge von 8,4 mm und die Tageshöchsttemperatur an der Station lag bei für die Jahreszeit sehr kühlen 7,6°C.

Im Laufe des 01.07. löste sich das Tief JUTTA langsam auf. Ihr Kern zog noch weiter nach Osten bis über die schwedische Ostseeinsel Gotland, wo die Niederschlagsmengen aber 1 mm nicht überschritten.

Am 02.07. wurde der Kern von Tiefdruckgebiet JUTTA noch einmal in der Nähe der schwedischen Stadt Göteborg über dem Skagerak analysiert. Die dortige Wetterstation meldete eine Tageshöchsttemperatur von 20,8°C und um 08 Uhr MESZ des Folgetages, dass in den vergangenen 24 Stunden eine Niederschlagsmenge von 2,0 mm registriert wurde. Am nächsten Tag war das Tiefdruckgebiet JUTTA soweit abgeschwächt, dass es nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet werden konnte.

 

 

 

 

Geschrieben am 04.09.2014 von Sebastian Kugel

Berliner Wetterkarte: 27.06.2014

Pate: Jutta Adamovsky