Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet JUTTA
(getauft am 28.06.2010)
Am 28. Juni 2010 wurde ein Tiefdruckgebiet über dem
Nordatlantik auf den Namen JUTTA getauft wobei es sich zu diesem Zeitpunkt noch
weit vor der irischen Westküste befand.
Im Verlauf des Folgetages zog der Wirbel JUTTA über
die Britischen Inseln und war mittags mit seinem Kern über der westlichen
Nordsee zu sehen. Dort herrschte ein Druck von etwas unter 1015 hPa. Vom
Zentrum zog sich eine Warmfront in Richtung des Ärmelkanals, während sich eine
Kaltfront über England erstreckte.
Bis zum Morgen des 30. Juni wurden an der
norddänischen Station Skagen innerhalb von 24 Stunden 9 l/m² Regen gemessen. Zum
Wetterbeobachtungstermin um 6 Uhr UTC, also um 8 Uhr Mitteleuropäischer
Sommerzeit (MESZ), wurde im norwegischen Bergen Sprühregen bei leichtem
Nordwestwind gemeldet, im schwedischen Göteborg und im dänischen Karup regnete
es jeweils bei Nordwest- bzw. Westwind. Im Norden Deutschlands war es zu dieser
Zeit wechselnd bewölkt, es gab aber keinen Niederschlag. Innerhalb der
vorherigen 24 Stunden kam in Boltenhagen an der Mecklenburger Bucht mit 8 l/m²
Regen der meiste Niederschlag zusammen.
Am 1. Juli lag der Kern der Zyklone JUTTA über dem
nördlichen Schweden am Bottnischen Meerbusen. Von dort zog sich die Warmfront
über Finnland bis nach Nordrussland. Die Kaltfront reichte über das Baltikum
bis nach Polen und Ostdeutschland. Im Bereich des Warmluftsektors zwischen der
Warmfront und der Kaltfront wurde tagsüber in Archangelsk am Weißen Meer in
Nordrussland eine Höchsttemperatur von 27°C erreicht, im Vergleich zum Vortag
mit 23°C eine deutliche Erwärmung. Entlang der Kaltfront bildeten sich örtlich
Gewitter, die zum Teil ergiebige Niederschlagsmengen von bis zu 42 l/m² brachten.
Das Zentrum des Wirbels JUTTA befand sich am
darauffolgenden Tag über Karelien, also dem Grenzgebiet zwischen Russland und
Finnland. Im Bereich der Kaltfront über dem Nordosten Europas kam es weiterhin
zu teils kräftigen Regengüssen, wie im litauischen Vilnius mit 24 l/m² in 24 Stunden.
Am nächsten Tag lag der Kern des Tiefdruckgebietes
über dem nördlichen Russland östlich des Weißen Meeres. Auf der Rückseite wurde
kalte Luft aus Norden herangeführt, so dass die Temperatur in Archangelsk nur
noch auf 14°C stieg.
Der Wirbel JUTTA war im Verlauf des 4. Juli weiter
nach Osten gewandert und brachte in Nordrußland gebietsweise weiteren Regen,
zum Teil in Form von Schauern.
Am 5. Juli war JUTTA mit ihrem Zentrum über dem
nördlichen Ural zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner
Wetterkarte zu erkennen.
Geschrieben am 02.08.2010 von Heiko Wiese
Ausgewählte Berliner Wetterkarte: 29. Juni 2010
Pate: Jutta Czapski