Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet KAAT

(getauft am  23.01.2014)

 

Mitte der vierten Januarwoche zog ein Tiefdruckwirbel von der Ostküste der USA in den Analysebereich der Berliner Wetterkarte und wurde am 23.01. auf der Prognosekarte für den Mittag des Folgetages auf den Namen KAAT getauft. Tief KAAT entwickelte sich jedoch sehr rasch und erschien daher bereits am 23.01. in der Analyse der Berliner Wetterkarte. Gegen 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, befand sich das der Wirbel KAAT mit einem Druck von knapp unter 980 hPa vor der Küste Neufundlands. Von seinem Kern zogen sich eine Kaltfront nach Südwesten über die Bermuda-Inseln, sowie eine weitreichende Warmfront über den Atlantik bis nordöstlich der Azoren, wo sie sich mit dem Frontensystem eines anderen, südlich von Grönland liegenden Wirbel verband.

Einen Tag später lag das Zentrum des Wirbels KAAT um 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von etwas unter 965 hPa vor der Südküste Grönlands. Teile der Kaltfront hatten die voranlaufende Warmfront eingeholt und dadurch eine Okklusionsfront ausgebildet, eine sogenannte Mischfront mit sowohl Warm- als auch Kaltfronteigenschaften. Die Okklusionsfront erstreckte sich vom Kern der Zyklone KAAT in südöstlicher Richtung über den Atlantik bis zu ihrem Okklusionspunkt, der zu diesem Zeitpunkt südöstlich von Island, auf einem Breitengrad mit Oslo lag. Vom Okklusionspunkt, der Stelle an der sich Warm- und Kaltfront zur Okklusion vereinen, reichte die Warmfront westlich an Irlands Atlantikküste vorbei nach Süden, die Kaltfront hingegen beschrieb einen weiten Bogen über den Atlantik nach Südwesten in Richtung der Bermudas. In den Morgenstunden trafen die ersten Ausläufer des Tiefs KAAT bei Irland auf Land. Innerhalb von 24 Stunden wurden bis 06 Uhr UTC des nächsten Tages in Shannon 6 Liter und in Belmullet 8 Liter Regen pro Quadratmeter beobachtet. Im Verlauf des Tages weiteten sich die Niederschläge auf Teile Grönlands und Islands, sowie über England und Westfrankreich nach Süden bis an die Pyrenäen aus. Im gleichen Zeitraum wie in Irland registrierten die Messstationen im Raum London knapp 6 Liter, in Reykjavík 8 Liter, am Leuchtturm von Dalatangi auf Island 13 Liter und bei Cardinham 22 Liter je Quadratmeter. Am stärksten fielen die Niederschläge orographisch bedingt jedoch im Stau der Pyrenäen und entlang der grönländischen Gebirgsstufe aus. In 24 Stunden fielen durch zum Teil schauerartig verstärkten Schneefall bis 06 Uhr UTC in Ittoqqortoormiit am Scoresbysund 30 Liter, und am Flughafen von Lourdes durch anhaltenden, zumeist mäßigen Regen bis zu 70 Liter auf einen Quadratmeter.

Zum 25.01. verlagerte sich die weiter verstärkende Zyklone KAAT nach Nordosten und hatte bis 00 Uhr UTC zwei Kerne ausgeprägt. Der erste Kern lag mit einem Druck von etwas weniger als 955 hPa südwestlich von Reykjavík, der zweite mit einem Druck von knapp 960 hPa unweit vom Akureyri über dem Norden Islands. Beide Zentren waren durch eine Okklusionsfront miteinander verbunden. Nordöstlich des zweiten Kerns ausgehend beschrieb eine weitere Okklusionsfront zunächst einen engen Bogen nach Süden und erstreckte sich danach geradlinig über die Nordsee und England hinweg bis zur Nordspitze der Normandie. Vom dortigen Okklusionspunkt reichte die Warmfront weiter nach Süden in Richtung der Iberischen Halbinsel, die Kaltfront ging nordwestlich der Azoren über dem Atlantik in die Warmfront eines weit westlich liegenden anderen Tiefdruckwirbels über. Das Niederschlagsband vom Vortag erstreckte sich nun entlang des Frontensystems von Grönland über Großbritannien bis zu den Pyrenäen, löste sich jedoch im Tagesverlauf über Frankreich auf, sodass sich die Niederschläge nun im Wesentlichen auf die Britischen Inseln sowie die Küstenregionen Norwegens und Grönlands konzentrierten. Bis 06 Uhr UTC wurden in 24 Stunden in Reykjavík 9 Liter und an der schottischen Station Tulloch Bridge ebenso wie im nordirischen Lough Fea 24 Liter pro Quadratmeter gemessen. Im Gegensatz zur grönländischen Ostküste fielen in Norwegen die Niederschlagsmengen lokal verstärkt aus. Wurden meist nur geringere Niederschlagsmengen gemessen meldete Takle bis 06 Uhr UTC 55 Liter je Quadratmeter. Starke und teils mit Regen vermengte Schneefälle brachten am grönländischen Prins Christian Sund 77 Liter und Ittoqqortoormiit 82 Liter pro Quadratmeter binnen 24 Stunden. Während der Nacht griffen die Niederschläge in Form von leichtem Regen oder Schneefall auch auf Deutschland über, größere Mengen kamen aber kaum zustande. Mit Ausnahme einiger Bergstationen wurden innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC je Quadratmeter zwischen 2 Liter in Mannheim und 5 Liter pro Quadratmeter bei Köln gemessen. Im Osten Deutschlands fielen zumeist nur vereinzelte Flocken.

Am 26.01. lag das Zentrum des Tiefdruckwirbels KAAT, leicht abgeschwächt und wieder mit einem einzelnen Kern über der Irmingersee zwischen Grönland und Island, unweit der Position am Tag zuvor. Vom Zentrum, dessen Druck im Kern bis 00 Uhr UTC auf 965 hPa gestiegen war, ging in östlicher Richtung Island überquerend eine Okklusionsfront aus, die im weiteren Verlauf über der Nordsee einen Bogen nach Südosten beschrieb und ihren Okklusionspunkt bei Köln hatte. Von dort erstreckte sich eine Warmfront über die Alpen und ging danach in das Frontensystem eines unbenannten, sich über Ungarn befindlichen Tiefs über. Die Kaltfront hingegen reichte über Frankreich und verband sich über Nantes mit der Warmfront des südlich vom Wirbel KAAT über dem Atlantik liegenden Tiefdrucksystems LILLI. Bei Freiburg zweigte von der Kaltfront eine weitere Warmfront ab, die dem Verlauf der nördlichen Alpen folgend nach Südwesten bis Toulouse verlief. Sich weiter abschwächend ging Tief KAAT bereits im Laufe des frühen Nachmittags vollständig in die Zirkulation des ihm nachfolgenden Wirbels LILLI über, sodass der 26.01. zugleich der letzte Tag war, an dem Tief KAAT auf der Berliner Wetterkarte analysiert und somit namentlich verzeichnet werden konnte.

 


Geschrieben am von Christian Ulmer

Berliner Wetterkarte: 25.01.2014

Pate: Kaat Brulez