Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  KÄTE

(getauft am 12.06.2008)

 

Am Donnerstag, den 12.06. bildete sich über Südengland aus einer atmosphärischen Welle heraus ein Tiefdruckwirbel, welcher auf den Namen KÄTE getauft wurde. Er entstand im Gebiet einer markanten Luftmassengrenze, also einem Bereich hoher Druck- und Temperaturunterschiede. Im Laufe des Tages verlagerte sich das Tief KÄTE eingebettet in der Höhenströmung nach Osten und erreichte mit seinem Zentrum den Westen Deutschlands. Dabei kam es besonders im Raum Nordeifel–Düsseldorf zu teils heftigen Niederschlägen. Aachen meldete eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 29 Liter pro Quadratmeter. Unter dem kompakten und dichten Wolkenteppich lies sich die Sonne kaum blicken, womit die Höchsttemperaturen im Ruhrgebiet meist nur bei 14°C lagen.

Bis zum Abend erreichten die Frontensysteme des kleinen, aber kräftigen Wirbels die neuen Bundesländer. Daher kam es auch hier zu Niederschlägen mit Mengen bis zu 30 l/m². An unserem Institut in Berlin-Dahlem konnten bis zum nächsten Morgen bereits 11 Liter pro Quadratmeter registriert werden. Auf der Rückseite der Kaltfront gingen die Temperaturen merklich zurück. Auf dem Brocken fiel bei knapp 2°C sogar noch etwas Schnee. In der Nacht kam es dann in Norddeutschland zu Bodenfrost bei Tiefstwerten der Temperatur von -1°C in 5cm Höhe über dem Erdboden.

Am nächsten Tag war KÄTE mit ihrem Zentrum über Nordpolen angekommen. Mithin kam es auf der Rückseite des Tiefs über Mittel-, Nord-, und Ostdeutschland weiterhin zu Regenfällen. In Berlin fielen im Verlaufe des Tages nochmals 12 Liter Niederschlag, womit nun innerhalb von nur zwei Tagen der im klimatologischen Mittel erwartete Niederschlag des Monats Mai schon übertroffen wurde.

Am Samstag, den 14.06. war KÄTE mit ihrem Zentrum und den Frontensystemen bereits über Weißrussland angelangt. Im Tagesverlauf zog der Wirbel eingelagert in der vorhandenen kräftigen Höhenströmung auf der Vorderseite eines Langwellentroges weiter nach Norden. An seiner Kaltfront, die weit nach Süden reichte, kam es vor allem über der Ukraine zu heftigen Regenschauern und Gewittern, die besonders im Raum Kiew recht intensiv waren. So fielen in der ukrainischen Hauptstadt insgesamt 74 Liter Regen pro Quadratmeter. Auch über den Balkanländern gab es ergiebigen Gewitterregen, wobei beispielsweise in Hercegnovi, an der Südküste Montenegros gelegen, bis zum Morgen des 15.06. eine 12-stündige Niederschlagshöhe von 40 mm gemessen wurde.

Anschließend bestimmte KÄTE, die inzwischen mit ihrem Schwerpunkt über dem Baltikum angelangt war, den Wetterablauf über Estland, Lettland, Südfinnland und Nordwestrussland. Das Tief drängte die sehr warme Luft subtropischen Ursprungs (xS/cS), die über weiten Teilen Russlands und Kasachstans lag, etwas nach Osten ab. Dabei überquerte die zugehörige Kaltfront mit einigen Gewittern im Tagesverlauf Moskau, wo eine Niederschlagsmenge von 17 l/m² fiel. Während dort die Temperatur bis auf 25°C stieg, wurden in Wolgograd 31°C gemessen. Bis zum 16.06.2008 zog der Tiefdruckwirbel KÄTE unter rapider Abschwächung weiter nordostwärts und löste sich kurze Zeit später nördlich des Weißen Meeres auf.


Geschrieben am 26.06.2008 von Ronny Büttner

Wetterkarte: 12.06.2008

Pate: Käte Gebert