Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  KAI

(getauft am 30.03.2003)

 

 

Am 30.03.03 erhielt das über dem Atlantik südlich von Grönland entstandene Tiefdruckgebiet den Namen KAI. Es erreichte bereits am 31.03 Island und verlagerte sich weiter zum Nordmeer.

In der folgenden Nacht verstärkte sich KAI weiter und erfasste mit seinem Frontensystem Großbritannien, wo es verbreitet ergiebigen Regen gab. Innerhalb von 12 Stunden fielen dabei örtlich bis zu 20 Liter pro Quadratmeter. Bis zum Mittag gab es im Westen Englands innerhalb von 6 Stunden bis zu 17 Liter Regen.

Zu diesem Zeitpunkt erreichte die Kaltfront von KAI bereits den Ärmelkanal.

In der Nacht und am Vormittag des 02.04 zog diese Kaltfront über fast ganz Deutschland hinweg nach Südosten. Sie verdrängte die milde Luft, wobei in Berlin kurz vor der Front, um Mitternacht, die Temperatur auf knapp 13°C stieg. Danach setzte sich die Kaltluft durch, in der selbst am Mittag bei gelegentlichem Sonnenschein die Temperatur nur noch bis 9°C stieg. Außerdem führte die Bewegung der Kaltfront südlich der Alpen zu der Ausbildung des Teiltiefdruckgebietes MAX. Daraus resultierte nun eine langgestreckte Tiefdruckrinne, die von der Barents-See über Skandinavien hinweg bis zum Mittelmeer verlief, so dass auf ihrer Westseite in den folgenden Tagen hochreichende kalte Meeresluft arktischen Ursprungs bis zum westlichen Mittelmeer gelangen konnte. Dadurch kam es in Deutschland zu Niederschlägen, die zum Teil sehr intensiv waren: So wurde am späten Nachmittag der Berliner Raum von einer kräftigen Schauergruppe überquert, die von Hagel und Graupel, sowie von einem kurzen Gewitter begleitet wurde.

Die Niederschlagsmengen waren dabei recht unterschiedlich: so meldete Charlottenburg eine 24-stündige Niederschlagshöhe von 12mm, Berlin-Buch und Potsdam dagegen nur 2mm.

Unterdessen zog der Teiltiefdruckwirbel KAI I mit seinem Kern ins Seegebiet südlich von Spitzbergen. An seiner Ostflanke lenkte er milde Luft bis zur Bäreninsel, so dass am Morgen des 02.04 bei Regen 2°C gemeldet wurden, wo am Morgen zuvor noch eine Temperatur von –9°C herrschte. Auf Spitzbergen und vor allem im Bereich Grönlands blieb es weiterhin sehr kalt; auf Jan Mayen sank die Temperatur bis –9°C, was ebenfalls den starken und hochreichenden Kaltluftausbruch aus dem Polargebiet kennzeichnete.

Das Teiltief KAI II entwickelte sich unterdessen zum Hauptwirbel für Mitteleuropa.

Am 03.04 hatte sich die gesamte Tiefdruckrinne ein wenig weiter nach Osten verlagert und lag nun über Finnland und der Ostsee. In der Zeit vom 05.04 bis 06.04 wanderten KAI I und II nach Norden, wo sie an Einfluss auf Europa verloren, bis sie schließlich am 07.04 von der Wetterkarte verschwanden.

 

 

Geschrieben am 13.04.03 von Mandy Müller

Wetterkarte: 02.04.03

Pate: Kai Raab