Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet KARIN

(getauft am 03.07.2010)

 

Das Tiefdruckgebiet KARIN entstand über dem Atlantik, zwischen einem ausgeprägtem Tiefdruckgebiet über Island und einer weitreichenden Hochdruckbrücke über dem mittleren Atlantik und wurde am 03. Juli in der Analyse desselben Tages getauft. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Kern mit einem Druck von etwa 1005 hPa südlich von Grönland. Ihre Kaltfront war zu diesem Zeitpunkt mit einer Wellenstörung vor der ostamerikanischen Küste verbunden, die Warmfront hingegen ging in die Kaltfront eines weniger ausgeprägten Tiefdruckgebietes über, das KARIN vor sich herschob.

Zum 04. Juli wanderte der Wirbel unter Druckverminderung auf 990 hPa weiter ostwärts vor die irische Westküste und begann leicht zu okkludieren, d.h. eine Front mit Kalt- und Warmfronteigenschaften auszubilden. Durch die starke Drängung der Isobaren, den Linien gleichen Luftdruckes, entstanden im Bereich des Systems KARIN starke Winde. An diesem Tag hatte sich die Zyklone auch im 500 hPa – Niveau, einer Höhe von etwa 5,5 km, ausgebildet und war dort als eigenständiges Tief sichtbar. Ihre Kaltfront war ebenfalls stärker ausgeprägt als am vorigen Tag und verband sich mit dem Tief vor Ostamerika. Im weiteren Tagesverlauf sank der Kerndruck auf unter 990 hPa und an der Südflanke des Zentrums bildete sich in der Höhe von 500 hPa ein Sturmfeld, welches am Boden starke bis stürmische Winde zur Folge hatte. Mittlerweile war das Tiefdruckgebiet bei den Britischen Inseln angelangt. Dort erreichten die Windgeschwindigkeiten im schottischen Bealach na Ba 69 kn, auf dem Berg Cairngorn Summit waren es sogar Sturmböen bis 91 kn. Begleitet wurden die stürmischen Winde von ergiebigem Regen, Glasgow meldete innerhalb von 12 Stunden eine Regenmenge von 39 mm.

Die Zyklone KARIN zog im Laufe des 05. Juli über den Norden der Britischen Inseln und lag am gleichen Tag mit einem Kerndruck von etwas unter 995 hPa vor der Westküste Norwegens. Ihre Kaltfront erreichte am Mittag den Nordwesten Deutschlands, welche zunächst mit leichten Schauern verbunden war.

Zum 06. Juli verlagerte sich das Zentrum von KARIN weiter zur Nordischen See und füllte sich dabei um mehr als 10 hPa auf, sodass der Kerndruck nun ca.  1005 hPa betrug. In dieser Nacht löste sich ihre Kaltfront von der Warmfront des Tiefs vor der ostamerikanischen Küste und zusätzlich holte sie die kleinere Zyklone ein, die sie seit ihrer Entstehung vor  sich herschob. Dabei vereinten sich beide Kaltfronten und KARIN übernahm die zugehörige Warmfront. Weiterhin verband sich ihre Okklusionsfront mit der eines Tiefdruckgebietes, das vor der Südküste Grönlands lag. Mittlerweile zog sich die Kaltfront des Wirbels KARIN von der Nordspitze Norwegens über Berlin bis zu den Pyrenäen und der nordspanischen Küste. Schon im Vorfeld des Kaltfrontdurchganges kam es im Osten und Süden Deutschlands zu verstärkten Schauern, mit örtlichen Gewittern. Die Wetteraktivität an der Front verstärkte sich allerdings noch. So entstand ein zusammenhängendes Regengebiet an der Front, welches insbesondere Vorpommern, Teilen Brandenburgs und Sachsens ergiebigen Niederschlag brachte. Niederschlagsschwerpunkte waren dabei die Räume um Ückermünde mit 26 mm und Dresden mit 22,8 mm gemessenem Niederschlag. Im Berliner Raum trat hingegen ein starkes Ost–West–Gefälle der Niederschlagsmengen auf. So wurden in Potsdam 0,2 mm registriert, in Berlin – Kaniswall fielen dagegen 17 mm. In Schleswig – Holstein bildeten sich innerhalb der kalten Luft des Höhentroges weitere Schauer. Insgesamt sanken die Temperaturen nach dem Kaltfrontdurchgang von KARIN örtlich um bis zu 10°C im Vergleich zu den vorigen Tagen.

In der Nacht zum 07. Juli wanderte der Kern der Zyklone bei gleich bleibendem Druck von der Westküste Norwegens nordwärts und befand sich an diesem Tag parallel zur Ostküste Grönlands. In der Zwischenzeit hatte sich KARIN, getrieben von der Zugrichtung des Sturmtiefs LEONORE, von dem gestrigen Zyklonensystem abgekoppelt. Das Tiefdruckgebiet KARIN war nun größtenteils in der Höhe ausgeprägt, ebenso die Okklusionsfront. Der Kurzwellentrog, den die Zyklone mit sich zog, verengte sich durch das vordringende Sturmtief LEONORE auf einen Bereich von Ostdeutschland bis Warschau und in dessen Einfluss kam es bei starker, teilweise hochreichender Bewölkung zu Regen und Schauern, die in der Nähe der abziehenden Kaltfront teils gewittrig verstärkt waren.

Am 08. Juli blieb der Kern von KARIN nahezu ortsfest und füllte sich sowohl am Boden, als auch in der Höhe weiter auf, der Bodendruck stieg auf rund 1010 hPa. Im Verlauf des Tages gelangte die Zyklone in den Einzugsbereich von LEONORE und erschien an diesem Tag zum letzten Mal als eigenständiges Tief auf der Berliner Wetterkarte.


Geschrieben am 09.08.2010 von Julia Sieland

Berliner Wetterkarte: 05.07.2010

Pate: Karin Bernekin