Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet KARIN
(getauft am 04.12.2012)
Auf der Vorderseite eines Höhentrogs im 550
hPa Niveau, dies entspricht einer Höhe von rund 5,5 km entstand Anfang Dezember
vor der Südspitze Grönlands bei Angmagssalik ein Tiefdruckwirbel am Boden, der
in der Prognose für den Folgetag auf den Namen KARIN getauft wurde.
Am 05.12.2012 befand sich der Kern des
Wirbels KARIN mit seinem Zentrum vor der Küste Grönlands bei Angmagssalik und
wies einen Druck von etwas unter 995 hPa auf. Ausgehend vom Kern verlief in südöstlicher
Richtung eine Okklusionsfront, dies ist eine Mischform der Warm- und Kaltfront
die deren Eigenschaften in sich vereint, welche etwa bis auf den Breitengrad Reykjaviks
reichte. Am dortigen Okklusionspunkt spaltete sie sich wieder in die Warmfront,
die ein wenige Hundert Kilometer westlich an Island vorbei in südöstlicher
Richtung führte und südlich Islands auf dem Längengrad Reykjaviks endete. Die
Kaltfront beschrieb einen westwärts gerichteten Bogen und ging vor Neufundland
in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs über. Durch den Einfluss der
Okklusion summierten sich bei anhaltendem Schneefall in Angmagssalik 22 l/m² Niederschlag
in 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC, das entspricht 07 Uhr MEZ, des folgenden Tages
auf.
Zum 06.12.2012 hatte die Zyklone KARIN
einen zweiten Kern ausgebildet, beide lagen etwa auf dem Breitengrad Reykjaviks.
Jedoch befand sich einer der Kerne westlich und der
andere östlich der isländischen Hauptstadt. Die Zentren waren über
Okklusionsfronten verbunden, die insgesamt von Angmagssalik bis fast zu den Hebriden
reichten. Vom Okklusionspunkt nahe den Hebriden verlief die Warmfront entlang
der Küste Irlands bis zu deren Südspitze. Die Kaltfront führte abermals in
Richtung von Neufundland, ging aber mittig über dem Nordatlantik auf dem
Breitengrad Dublins in die Warmfront eines Tiefs bei Neufundland über. In
Reykjavik kam es zu vereinzelt auftretendem Sprühregen, der über den gesamten
Tag knapp 1 l/m² ergab.
Sich weiter verlagernd rahmten am
07.12.2012 die zwei Kerne des Wirbels KARIN im Norden und Süden die Stadt
Edinburgh ein. Das südliche Zentrum wies einen Druck von etwas unter 990 hPa
auf, während das zweite einen unveränderten Druck von knapp 995 hPa besaß. Die
beiden Kerne waren abermals durch Okklusionen verbunden. Vom südlicheren Kern
südöstlich von Edinburgh reichte eine weitere Okklusion bis nach London. Dort spaltete
sie sich in eine Warmfront, die über die Bretagne bis über den Golf von Biskaya
reichte und eine Kaltfront, die einen Bogen südlich um Irland beschreibend in
Richtung Grönland führte aber auf dem Breitengrad Dublins in die Warmfront
eines folgenden Tiefs überging. In Shap, im Nordwesten Englands, brachte der
Einfluss des Tiefs KARIN ergiebigen Regen, dort wurden in 12 Stunden bis um 18
Uhr UTC 31 l/m² gemessen. Im Laufe des Tages überquerte das Tiefdruckgebiet
KARIN auch Zentraleuropa, in Düsseldorf brachte es bis zum Mittag 9 cm
Neuschnee in nur wenigen Stunden und um 09 Uhr UTC meldete der Flughafen
Düsseldorf starken Schneefall.
Um 00 Uhr UTC des 08.12.2012 befanden sich
die beiden, mittlerweile eigenständigen, Kerne des Tiefdruckgebietes KARIN
nördlich und südlich der Alpen. Der nördliche Kern KARIN I befand sich mit
einem auf etwas unter 1010 hPa gestiegenem Druck bei Basel und besaß eine kurze,
vollständig okkludierte Front, die nach einem südlichen Bogen zwischen Paris
und Brüssel endete. Der südliche Kern KARIN II befand sich über den Apennin
zwischen Rom und Venedig mit einem Kerndruck von wenig mehr als 995 hPa. Eine
Okklusion lief um den Kern nach Osten, wobei sich nordöstlich von Rom der
Okklusionspunkt befand. Von ihm aus führte die Warmfront der Zyklone KARIN II
in südlicher Richtung an Messina vorbei und endete über dem Ionischen Meer. Die
Kaltfront führte südlich an Rom vorbei über das südliche Sardinien bis nach
Mallorca. Als die Warmfront im Laufe des Morgens über Messina zog kam es zu
leichten Niederschlägen, die meist als schwacher Regen fielen und innerhalb von
18 Stunden bis 18 Uhr UTC insgesamt 14 l/m² ergaben.
Der wieder vereinte Kern des Wirbels KARIN
hatte sich bis zum 09.12.2012 bis zum Raum Kosovo verlagert und wies dort einen
Druck von etwas unter 1005 hPa auf. Von ihm ausgehend verlief in westlicher
Richtung über die Adria, südlich an Rom vorbei, zwischen Korsika und Sardinien
entlang bis zum Golf von Marseille eine Okklusionsfront. Die Warmfront verließ
den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte über den Kaukasus, nachdem sie
südlich von Bukarest entlang führte und das Schwarze Meer überquert hatte. Die
Kaltfront beschrieb einen Bogen in östlicher Richtung über Thessaloniki um dann
zurück nach Athen zu führen. Sie überquerte das Mittelmeer in südlicher
Richtung, führte schließlich über Libyen und endete außerhalb der Kartengrenzen
der Berliner Wetterkarte über der Sahara. Das im Bereich der Kaltfront gelegene
Messina meldete zunächst in der Nacht zu diesem Tag starke Regenschauer und in
den Morgenstunden Gewitter. Dabei fielen in 12 Stunden bis um 06 Uhr UTC 32
l/m² und in den darauf folgenden 6 Stunden fielen, bei anhaltendem Gewitter, weitere
34 l/m².
Am 10.12. befand sich das Tiefdruckgebiet KARIN
im Raum um den Bosporus. Der Kern lag mit einem Druck von etwas unter 1005 hPa zentral
über der Ägäis. Über dem westlichen Ausgang des Marmarameeres befand sich der
Okklusionspunkt, von ihm verliefen westwärts eine kurze Okklusion, die bis
knapp vor die griechische Küste reichte und eine Kaltfront, welche sich in
südlicher Richtung bis zur ägyptischen Sahara zog. Die Warmfront führte vom
Kern in nördlicher Richtung bis Konstantinopel und ging dort in die Kaltfront
eines unbenannten Tiefdruckgebietes über. Die am Vortag noch starken Gewitter
hatten sich auf nun nur noch mäßige Niederschläge abgeschwächt, in Ankara
fielen in 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC des 11.12.2012 etwa 15 l/m². Das Tief
KARIN hatte nun die südliche Türkei erreicht. Sein Kern befand sich mit
unverändertem Druck bei Adana, die Fronten waren mittlerweile vollständig
okkludiert und folgten zunächst der Küstenlinie, Syriens, des Libanons und
Israels, führten dann über Ägypten südlich vorbei an Kairo bis über die Sahara.
Sich weiter ostwärts verlagernd verließ die Zyklone KARIN schließlich den
Analyseraum der Berliner Wetterkarte.
Geschrieben am 08.02.2012 von Patrick Ilmer
Berliner Wetterkarte : 07.12.2012
Pate: Karin Tews