Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet KARIN
(getauft 15.01.2008)
Am Dienstag, den
15.01.2008 entwickelte sich über dem Seegebiet bei Neufundland ein
Tiefdruckgebiet welches auf den Namen KARIN getauft wurde. Der Wirbel bildete
sich in der „Nordatlantischen Tiefdruckrinne“ aus, der Zone, in der die meisten
für unser Wetter so wichtigen Tiefdruckgebiete entstehen. Die Luftmassen
„wandern“ von der nordostamerikanischen Küste nach Osten und treffen dann über
dem Nordatlantik auf ein natürliches Hindernis, welches über- und umströmt
werden muss. An der Südspitze Grönlands verwirbelt die Luft dann in riesigen
atmosphärischen Ausmaßen von über 1000 Kilometern und ein Tiefdruckgebiet
entsteht. Wärmeaustauschprozesse spielen eine weitere wichtige Rolle. Am Tag
seiner Taufe hatte das Tief KARIN aber noch keinen Einfluss auf den
Wetterablauf über Mitteleuropa.
Bis zum nächsten
Tag entwickelte sich das Tief etwas weiter und verlagerte sich nach Osten. Am Donnerstag,
den 17.01.2008 war KARIN schließlich im Seegebiet zwischen Island und
Schottland angekommen. Der Tiefdruckwirbel bestimmte an diesem Tag vor allem den
Wetterablauf über Irland, Großbritannien, den Westen Frankreichs und Norden
Spaniens. In Großbritannien kam es zu recht lang anhaltenden Niederschlägen und
somit zu keiner Entspannung hinsichtlich der Hochwassersituation, besonders in
England. In der Nacht zum Donnerstag griffen die Frontensysteme auch auf
Deutschland über, dabei regnete es örtlich sogar recht kräftig. Im Westen
Deutschlands wurden verbreitet über 10 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter
gemessen, weiter östlich nahm die Regenmenge deutlich ab. In Berlin wurden
beispielsweise nur 3 Liter registriert.
Am Freitag, den
18.01.2008 lag das Zentrum des Tiefs KARIN über den Färöer-Inseln. In den
Vormittagsstunden kam es in Deutschland im postfrontalen Bereich zu einigen
Schauern, die in Leipzig sogar von einem Gewitter begleitet wurden. Die
Temperatur stieg an diesem Tag verbreitet auf milde 9°C an; Sonnenschein wurde
hingegen kaum registriert. Der meiste Niederschlag fiel im nördlichen Raum der
Mittelgebirge, dort wurden 24-stündige Niederschlagsmengen von zum Teil mehr
als 30 Liter pro Quadratmeter erreicht. Bis zum nächsten Tag verlagerte sich
das Zentrum von KARIN weiter nach Norden und lag gegen Mittag wenig westlich
von Island. Der Kerndruck hatte weiter abgenommen, was ein Zeichen der
Verstärkung eines Tiefs ist. Bereits in der Nacht wurden 965 hPa gemessen. Am
Sonntag, den 20.01.2008 lag KARIN noch immer bei Island, hatte sich aber etwas
abgeschwächt. Das Tief selbst war nun nur noch im Gebiet des Nordmeeres, also
über Island und der Insel Jan-Mayen wetterwirksam.
In den nächsten Tagen zog KARIN schließlich unter ständiger Abschwächung weiter ostwärts über Skandinavien hinweg, war dabei aber kaum noch wetteraktiv. Am Mittwoch, den 23.01.2008 löste KARIN über Russland verbreitet Schneefall aus, ehe sie noch am selben Tag aus dem Einzugsgebiet der Berliner Wetterkarte verschwand.
Geschrieben am 05.02.2008 von Ronny Büttner
Wetterkarte: 18.01.2008
Pate: Karin Tysarzik