Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet KARIN   

(getauft am 24.01.2016)  

 

Am 23. Januar bildete sich vor der Küste von Neufundland aus einer Wellenstörung ein Tiefdruckgebiet. Eine Wellenstörung stellt ein Gebiet dar, in der warme und kalte Luftmassen aufeinander treffen. Das Druckgebilde verlagerte sich in einer recht starken 500-hPa-Höhenströmung, was etwa einer Höhe von 5,5 km entspricht, rasch nach Osten und wurde im Tagesverlauf des 24. Januar auf den Namen KARIN getauft.

Am 25. Januar um 01 Uhr MEZ befand sich das Tiefdruckgebiet KARIN ca. 1500 km südlich von Grönland und ca. 3000 km nordwestlich von Bordeaux über dem Atlantik. Der Druck im Kern der Zyklone KARIN betrug ca. 988 hPa. Das Frontensystem war bereits sehr komplex. Neben einer langen nach Süden reichenden Warmfront und einer sich weiter westlich erstreckenden Kaltfront konnte bereits eine Okklusion analysiert werden. Eine Kaltfront weist eine höhere Zuggeschwindigkeit auf, so dass diese die Warmfront einholt und dabei eine Mischfront entsteht, die sogenannte Okklusion. Diese hatte eine Verbindung zum nachfolgenden Tiefdruckgebiet LEONIE. Die Warmfront verlief bogenförmig um das Azorenhoch, bevor sie in die Kaltfront von Tief JUDITH nahe Island überging.

Bis zum 26. Januar um 01 Uhr MEZ verlagerte sich die Zyklone KARIN rasch nach Osten und befand sich ca. 900 km westlich von Irland. Der Kern konnte sich etwas vertiefen und erreichte Werte um 982 hPa. Das Frontensystem war erneut relativ komplex ausgeprägt. Südwestlich des Kerns verlief nach Westen eine Okklusion, welche mit der Warmfront des Tiefs LEONIE verbunden war. Weiter östlich ging nach Süden eine Okklusion aus, die sich in eine kurze Warmfront und eine Kaltfront aufspaltete, die über dem Atlantik eine Länge von über 2300 km erreichte. Eine weitere Warmfront wurde noch weiter östlich analysiert, die in einem leichten Bogen nach Süden reichte. Bis zum Tagesende überquerte das Tiefdruckgebiet KARIN mit seinem Frontensystem Großbritannien, Nordfrankreich, die Benelux-Staaten, Dänemark und Nordwestdeutschland. Im Vorfeld des Systems konnte unter Einfluss eines Hochdruckrückens die Luft absinken. Die Nacht zum 26. Januar verlief somit in großen Teilen Großbritanniens gering bewölkt oder klar. Die Temperaturen sanken in der westlichen Grundströmung aber nicht stark ab. Die Tiefstwerte erreichten Werte von 7 bis 4°C, in Irland und an den Küsten lagen sie bei 10 bis 8°C. Etwas kälter war es in Teilen von Schottland. Bis zu 2°C konnten als Tiefstwert der Temperatur gemessen werden. In einem relativ kurzen zeitlichen Abstand überquerten die Warmfront und Kaltfront südliche Regionen Großbritanniens sowie die Okklusion Schottland. Bis um 01 Uhr MEZ des Folgetages konnten 24-stündig verbreitet zweistellige Regenmengen registriert werden. Im Südosten von England sowie in Schottland lagen die Mengen bei 1 bis 8 mm, sonst meist über 10 mm. Besonders im Westen Englands, in Wales sowie in Irland konnten höhere Niederschlagssummen verzeichnet werden. Das südenglische Bournemouth meldete 30 mm, das irische Mullinger 35 mm, das schottische Eskdalemuir 36 mm und das walisische Capel Cruig 40 mm. Sonnenschein gab es rückseitig der Fronten im Westen von Großbritannien. Meist konnten 0,1 bis 1 Stunden gemessen werden. Spitzenreiter war Belfast mit 1,5 Stunden Sonne. In dem Gebiet zwischen Warm- und Kaltfront konnte die Temperatur mit südwestlicher Strömung stark ansteigen. Dieser Bereich wird als Warmluftsektor bezeichnet. Die Temperaturwerte erreichten dabei ungewöhnlich milde Werte von 10 bis 14°C. Belfast vermeldete beispielsweise 14,0°C, Liverpool 13,0°C und London 11,1°C. Hinter der Kaltfront sank die Temperatur im Tagesverlauf auf 6 bis 9°C. Verbunden mit den Regenfällen traten starke Sturm- und teils Orkanböen auf, die bis 70 bis 100 km/h erreichten. Besonders in Irland, Schottland und Wales wurden über 100 km/h gemessen. In Dublin wurden 108 km/h erreicht, das ebenfalls irische Belmullet verzeichnete mit 122 km/h eine Orkanböe. Auch die walisischen Städte Aberdaron und Capel Cruig erreichten mit 120 bzw. 133 km/h Windstärke 12. Die höchsten Windgeschwindigkeiten wurden allerdings in den schottischen Bergen erreicht. Der Cairngorm Mountain registrierte 167 km/h und der Aonach Mor 172 km/h. In anderen Regionen war der Einfluss weniger stark ausgeprägt. Bis 01 Uhr MEZ am 27. Januar fielen in diesen Regionen meist 0,1 mm bis maximal 8 mm.  Der Wind erreichte in Böen 50 bis 80 km/h, nur in der Bretagne und an der Nordsee wurden stärkere Böen gemessen. Das französische Quessant verzeichnete 87 km/h, Vielland an der holländischen Nordseeküste 90 km/h und  List/Sylt ebenfalls 90 km/h. Die höchste Windgeschwindigkeit wurde in Glücksburg/Meierwik in Schleswig-Holstein mit 102 km/h registriert.

Am 27. Januar um 01 Uhr MEZ befand sich der Kern von Tief KARIN vor der norwegischen Südwestküste und erreichte einen Druck von ca. 978 hPa. Die Okklusion reichte dabei vom Kern über Oslo bis Kopenhagen, die Warmfront reichte von dort über Hamburg bis nach Paris. Die Kaltfront befand sich ausgehend vom Okklusionspunkt über der deutschen Nordseeküste und ging über der Nordsee in die Warmfront von Tief LEONIE über. Bis 19 Uhr MEZ brachte die Okklusion von Tief KARIN von Nordostdeutschland bis in die Baltischen Staaten und Skandinavien meist nur geringe Mengen von 0,1 bis 3 mm. Etwas höhere Mengen wurden in den Baltischen Staaten registriert. Dort folgte kurze Zeit nach der Okklusion bereits die Warmfront von dem Tief LEONIE. So konnten 3 bis 11 mm in Litauen, Lettland und Estland registriert werden. Aus Wilna wurde 4 mm, aus Riga 3 mm und aus Tallinn 10 mm innerhalb von 12 Stunden gemeldet. In Lettland und Estland wurden maximal 61 km/h gemessen. Bei meist bedecktem Himmel erreichten die Temperaturen maximal 3 bis 6°C in den Baltischen Staaten, in Skandinavien reichte die Spanne der Höchstwerte von -7°C im Norden bis 10°C in Südschweden. In Lappland wurden vor Ankunft der Okklusion maximal nur -19°C gemessen. Dort stieg die Temperatur in der Nacht auf -10°C an und die geringen Niederschläge der Okklusion fielen als Schnee. Auch im mittleren Finnland wurde geringer Schneefall beobachtet, im Süden regnete es dagegen bei 1 bis 3°C leicht.

Am 28. Januar um 01 Uhr MEZ konnte die Zyklone KARIN über dem nördlichen Norwegen analysiert werden. Der Druck stieg weiter an und erreichte Werte von ca. 992 hPa.  Die Okklusion erstreckte sich über den Westen Russlands und wechselte weiter südlich den Charakter in den einer Warmfront, der Wettereinfluss blieb aber bis auf leichte Regenfälle gering. Bis zum Vormittag schwächte sich das Tief KARIN immer mehr ab und konnte somit nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 06.03.2016 von Dennis Schneider

Berliner Wetterkarte:  26.01.2016

Wetterpate: Karin Schlampp