Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  KARLHEINZ

(getauft am 05.08.2007)

 

 

Am 3. August 2007 entstand an der lang gestreckten Kaltfront des ehemaligen tropischen Sturms CHANTAL mit Zentrum südlich von Grönland eine kleine Wellenstörung in der Nähe von Neufundland. Diese Wellenstörung entwickelte sich weiter und bildete einen eigenständigen Kern aus. Am 5. August 2007 wurde aus dieser anfänglichen Welle das Tiefdruckgebiet KARLHEINZ.

KARLHEINZ wies bei seiner Entstehung einen Kerndruck von weniger als 1010 hPa auf und lag mit seinem Kern südwestlich von Irland. Seine Fronten trennten heiße Luftmassen im Südosten (z.B. London 29°C oder Cordoba – Spanien 43°C) von kühler Luft im Nordwesten (z.B. Dublin – Irland 16°C). An dieser Luftmassengrenze gab es an der Südküste Irlands länger anhaltenden und ergiebigen Regen bis 30 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 12 Stunden.

In der Nacht zum 6. August zog KARLHEINZ nur langsam weiter nach Nordosten. Er hatte sich auf weniger als 1005 hPa vertieft und lag mit seinem Zentrum über dem schottischen Hochland. Die scharf ausgeprägte Luftmassengrenze blieb erhalten und schwenkte langsam ostwärts. Im Vorfeld dieser Luftmassengrenze bildeten sich über dem Westen Deutschlands teils kräftige Gewitter mit Platzregen: So meldete Solingen 30,7 Liter pro Quadratmeter innerhalb von nur einer Stunde.

In den Morgenstunden des 7. Augusts erreichte die Kaltfront den Westen Deutschlands. Der Temperaturkontrast blieb erhalten: Bonn meldete im Dauerregen nur 16°C während in Manschow an der Oder bei strahlendem Sonnenschein 28°C gemessen wurden.

Am 8. August schwächte sich KARLHEINZ langsam ab. Sein Kern lag über dem Nordmeer und wies einen Kerndruck von weniger als 1015 hPa auf. Seine Wolkenspirale reichte von Schottland über Norwegen bis zu den Alpen. Durch die langsame Bewegung von KARLHEINZ gab es im Nordwesten und über Bayern unter den Wolken kräftige und ergiebige Regenfälle: Oldenburg meldete in der Nacht zum 8. August mehr als 52 Liter pro Quadratmeter; der Hohenpeißenberg (Bayern) mehr als 72 Liter pro Quadratmeter. Aber auch im Vorfeld dieser Front kam es zu teils kräftigen Schauern und Gewittern: So meldete Wittenberg 38 Liter pro Quadratmeter innerhalb weniger Stunden.

Am 9. und 10. August wanderte KARLHEINZ weiter nach Nordosten. Das südliche Ende seiner Kaltfront wurde durch ein neues Tiefdruckgebiet, LEANDER, mit Kern über Tschechien aufgehalten. In Verbindung mit LEANDER kam es in der Schweiz zu den schwersten Regenfällen seit 100 Jahren: Allein in Zürich wurde an einem Tag eine Niederschlagsmenge von 98 Liter pro Quadratmeter registriert. Am 11. August verlor KARLHEINZ seinen Einfluss auf das Wettergeschehen in Deutschland und zog über die Kola-Halbinsel weiter zum Ural, wo er auch am 13. August 2007 letztmalig auf der Wetterkarte analysiert wurde.


Geschrieben am 15.08.2007 von Thomas Schartner

Wetterkarte: 08.08.2007

Pate: Karlheinz Meyer-Schäfer