Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet KARLHEINZ
(getauft am 07.03.2007)
Am
7. März 2007 war auf der Berliner Wetterkarte zum ersten Mal ein
Tiefdruckgebiet westlich des Tiefdruckgebietes JOCHEN zu erkennen, das auf den
Namen KARLHEINZ getauft wurde. Es befand sich über dem Nordatlantik östlich von
Neufundland und südlich der Südspitze von Grönland.
Am
8. 3. 2007 war das Tiefdruckgebiet KARLHEINZ nach Norden vorangerückt und hatte
mit seinem Zentrum, in dem ein Druck von ungefähr 965 hPa herrschte, eine
Position vor der Südspitze von Grönland bei etwa 55° nördlicher Breite
erreicht. Die enge Staffelung der Isobaren (Linien gleichen Luftdrucks)
besonders südlich des Tiefdruckgebietes und die damit verbundenen hohen
Windgeschwindigkeiten trugen dazu bei, dass man bei diesem Tiefdruckgebiet von
einem Sturmtief sprechen kann.
Am
Folgetag war das Tiefdruckgebiet KARLHEINZ - mit einem Kerndruck von ungefähr
970 hPa - zwischen Grönland und Island im Einflussbereich von Europa
angekommen. Die Okklusionsfront (Mischfront mit teilweise Warmfront- und
teilweise Kaltfrontcharakter) reichte vom Zentrum des Tiefdruckgebietes
KARLHEINZ über Island, machte einen Bogen zwischen den Britischen Inseln und
der norwegischen Küste und verlief weiter nach Süden bis nach England, wo sie
sich in eine Kalt- (weiter über den Atlantik reichend) und eine Warmfront (über
die Bretagne und bis nach Spanien reichend) aufteilte. In Thorshavn auf den
Faröer-Inseln regnete es bis zum 9. 3. 2007, 6 Uhr UTC (entspricht 7 Uhr
Mitteleuropäischer [Winter-]Zeit), innerhalb von 24 Stunden kräftig, es wurden
19 Liter Regen pro Quadratmeter registriert. Zum 6 Uhr UTC-Termin selbst war es
in Thorshavn allerdings leicht bewölkt, wobei ein kräftiger Westsüdwestwind im
oberen Bereich der Windstärke 6 (48 Kilometer pro Stunde) wehte. In London
(England), Edinburgh (Schottland) und Ostende (Belgien) gab es Regen, in
Shannon (Irland) sogar Schauer, wobei der Schauer auf die Kalt- bzw.
Okklusionsfront zurückzuführen ist.
Im
Laufe des Tages wurde auch Deutschland vom Tiefdruckgebiet KARLHEINZ überquert.
Nennenswerter Niederschlag wurde im Westen Richtung Nordrhein-Westfalen,
Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Saarland gemessen, außerdem in den Alpen.
Auf dem Europäischen Wetterbild vom 9. 3. 2007 ist der Wolkenwirbel des
Tiefdruckgebietes KARLHEINZ gut zu erkennen, er zieht sich in einem weiten
Bogen von Island über Norwegen und die Nordsee bis über Mitteleuropa und
Westeuropa.
Am
10. 3. 2007 war es vor allem im Alpenraum zum Teil recht windig, das
Tiefdruckgebiet KARLHEINZ war mit seinem Zentrum bei Island angelangt und hatte
einen Kerndruck von ungefähr 980 hPa. In Helsinki gab es am 10. 3. 2007 um 6
Uhr UTC Schneeregen und dazu Südwind der Stärke 5 auf der Beaufort-Skala.
Tagsüber erreichte die Höchsttemperatur 2°C. Am 11. 3. 2007 war das
Tiefdruckgebiet KARLHEINZ zwischen der Insel Jan Mayen und Norwegen, nördlich
des Polarkreises, angelangt. Ein eindeutiger Kern war nicht mehr zu erkennen
und die Okklusionsfront erstreckte sich über Nordskandinavien, Russland und
Weißrussland bis in die Region der Ukraine. Interessant ist ein Vergleich der
Tiefstemperaturen: Während es vor der Okklusionsfront in Wolgograd (dem
früheren Stalingrad) -5°C kalt war, wurde hinter der Front in Sankt Petersburg
und in Riga als Tiefstwert jeweils +2°C gemessen. Dabei liegt die erste Station
etwas weiter südlich als die beiden letztgenannten Stationen.
Am
12. 3. 2007 war das Tiefdruckgebiet KARLHEINZ östlich von Spitzbergen angelangt.
Es verlagerte sich auch die nächsten zwei Tage weiter nach Osten und damit aus
dem Bereich der europäischen Wetterkarten hinaus.
Geschrieben am 02.05.2007
von Heiko Wiese
Wetterkarte: 09.03.2007
Pate: Karlheinz Strube