Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet KARLHEINZ

(getauft am 21.01.2005)

 

 

 

In einer gut ausgeprägten westlichen Höhenströmung entstand am
21. Januar das Tiefdruckgebiet KARLHEINZ mit einem Kerndruck von weniger als 1010hPa und mit Zentrum über dem mittleren Atlantik. KARLHEINZ bildete sich als Wellenstörung an der Kaltfront des Tiefdruckgebietes INGO mit Kern über dem Baltikum.

In den Morgenstunden des 22. Januars lag KARLHEINZ mit seinem Kern bereits vor Irland. Seine Warmfront erstreckte sich bis nach Korsika und an seiner Kaltfront entstand vor Neufundland schon das nächste Tiefdruckgebiet. Mit Eintreffen der Warmfront fing es in Irland verbreitet an zu regnen (z.B. Dublin mit 10 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden), die Temperaturen stiegen jedoch nicht sonderlich an, da rasch kältere Luft aus dem Norden folgte.

Im weiteren Verlauf zog KARLHEINZ weiter nach Südfrankreich und war schon im Begriff sich aufzulösen. Allerdings konnte er sich am
24. Januar durch einen Ausbruch von sehr kalter Luft (bis zu -40°C) in ca. 5 km Höhe aus der Norwegischen See intensivieren und so vertiefte er sich über Italien auf weniger als 1005hPa. Seine Fronten, die am Vortag schon fast okkludiert waren, waren wieder klar voneinander in Warm- und Kaltfront getrennt.

Am 25. Januar hatte KARLHEINZ seine Lage kaum geändert. Auf der Rückseite seiner Kaltfront drang Meeresluft arktischen Ursprungs bis nach Marokko vor. Auf der Sonneninsel Palma de Mallorca regnete es in der Nacht bei 3°C und selbst in Tunis fiel Regen bei Höchstwerten von lediglich 9°C.

Im Verlaufe des Tages bildete sich über dem Balkan ein Teiltief, das fortan als KARLHEINZ II auf den Wetterkarten erschien, während das ursprüngliche Tiefdruckgebiet KARLHEINZ mit Kern über Mittelitalien mit KARLHEINZ I bezeichnet wurde. Beide Teiltiefs zogen mit der westlichen Höhenströmung weiter zum Schwarzen Meer und vereinigten sich am 27. Januar wieder. An ihren Fronten regnete es zum Teil sehr kräftig. In Dubrovnik fielen 26 Liter pro Quadratmeter, auf Korfu 27 Liter pro Quadratmeter und in Izmir (Türkei) ebenfalls 27 Liter pro Quadratmeter.

 

Am 28. Januar zog KARLHEINZ weiter in die Ukraine und schwächte sich dabei ab, allerdings führte der mit ihm verbundene Hebungsprozess (Hebung der feuchten Mittelmeerluft) zu starken Schneefällen in Weißrussland, der Ukraine sowie dem südwestlichen Russland. In Moskau fielen beispielsweise 15 Liter, was einer Schneemenge von 20-30cm entspricht.

Am 29. und 30. Januar löste sich KARLHEINZ über dem Baltikum langsam auf. Sein Kerndruck war auf über 1020 hPa gestiegen und seine Fronten schon vollständig aufgelöst. Einen Tag später konnte er in den Karten schon nicht mehr analysiert werden.

Insgesamt lebte KARLHEINZ mit zehn Tagen überdurchschnittlich lange für ein Tiefdruckgebiet. Er legte auf seiner Strecke von Neufundland über das Mittelmeer bis zum Baltikum mehr als 5000 km zurück. Die Niederschlagsmengen an seinen Fronten waren erheblich und Osteuropa verzeichnete einen großen Neuschneezuwachs.

 


Geschrieben am 09.03.2005 von Thomas Schartner

Wetterkarte: 28.01.2005

Pate: Karlheinz Krull