Lebensgeschichte
(getauft am 21.12.2003)
Eine
der meistbeachteten Wettervorhersagen des Jahres ist mit Sicherheit die
Vorhersage des Weihnachtswetters. An dieser Vorhersage werden die Wetterdienste
von vielen gemessen, und so ist es nicht verwunderlich, dass die Wetterlage vor
Weihnachten den diensthabenden Meteorologen immer wieder ganz besonders
Kopfschmerzen bereitet. Im Jahr 2003 gestaltete sich die Prognose ganz
besonders schwierig: Von „Weißen Weihnachten“ in weiten Teilen Deutschlands bis
hin zu recht mildem Wetter reichte die Spanne. Schon einige Tage im Voraus
wurde deutlich, dass das Tief KARLHEINZ das Zünglein an der Waage sein würde.
KARLHEINZ
entstand am 21. Dezember entlang einer Warmfront südlich von Grönland und
wanderte in den folgenden zwei Tagen über Island hinweg zur nördlichen Nordsee.
An der Vorderseite von KARLHEINZ wurde dabei recht milde Meeresluft nach Osten
transportiert, und der Kaltluftstrom, der auf der Rückseite des Orkanwirbels
JAN nach Mitteleuropa in Gang gekommen war, wurde unterbrochen. Deutschland lag
am 23. Dezember noch in der eingeflossenen arktischen Kaltluft, und
gebietsweise hatte sich eine Schneedecke gebildet, die zum Beispiel in Teilen
Niedersachsens eine Höhe von 10 cm erreichte.
Die
Meteorologen waren sich bewusst, dass von der Ausprägung und Zugbahn des Tiefs
KARLHEINZ abhängen würde, wo es in Deutschland zum Weihnachtsfest weiß und kalt
sein würde, und wo nicht. Die Vorhersagemodelle zeigten die genaue Entwicklung
allerdings erst kurz bevor dieses Tief auf Deutschland übergriff. Derartige
Unsicherheiten sind durchaus normal, da der Zustand der Atmosphäre nie ganz
exakt erfasst werden kann. Kleine Ungenauigkeiten am Tag der Prognoserechnung
können dabei für die Vorhersage des Wetters in den folgenden Tagen eine große
Bedeutung haben. So wurde am 21. Dezember für KARLHEINZ eine Zugbahn über das
zentrale Deutschland vorhergesagt. In diesem Falle wäre das westliche
Deutschland sehr schnell in den Bereich der mitgeführten warmen Luftmasse
gekommen, während das östliche und südliche Deutschland zumindest am 24.
Dezember mit einer Schneedecke hätte rechnen können. KARLHEINZ wanderte dann
aber über die Niederlande, Belgien und Ostfrankreich und schwächte sich dabei
erheblich ab. Die Folge war, dass der Schneefall am 23. Dezember vor allem auf
Benelux und das westliche Deutschland übergriff, wo sich bis zum Abend eine
dünne Schneedecke bildete.
In
der Nacht zum 24. Dezember löste sich KARLHEINZ komplett auf und verschwand von
der Wetterkarte. Über dem nördlichen Teil Deutschlands setzte sich mit
westlichem Wind die warme Luftmasse, die KARLHEINZ vom Atlantik nach Westeuropa
gelenkt hatte, von West nach Ost durch und brachte gebietsweise Tauwetter. Im
Süden Deutschlands setzte sich dagegen das Hochdruckgebiet ELLA durch, in deren
Bereich sonniges und kaltes Winterwetter die Weihnachtszeit bestimmte.
Geschrieben am 30.12.2003 von Christoph Gatzen
Wetterkarte:
23.12.2003
Pate: Christel Hirschberger