Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet KARLINE
(getauft am
17.08.2004)
Am 16.08. entstand südlich von
Grönland ein neues Tief aus dem Zusammenschluss von drei kleineren
Tiefdruckgebieten. Dieses Tief wurde am 17.08. auf den Namen KARLINE getauft
und befand sich etwa 1000 km westlich von Irland. Der Kerndruck betrug knapp
unter 995hPa und vertiefte sich rasch weiter.
Am
18.08.erreichte der Frontenzug von KARLINE den Westen Europas und brachte dem
Nordwesten der Iberischen Halbinsel bis zu 20 Liter, in Wales sogar bis zu 60
Liter Regen pro Quadratmeter. KARLINE schloss sich vor der französischen
Atlantikküste mit ihrem abgeschwächten Vorgängertief JUTTA zusammen und
erreichte bereits einen Kerndruck von unter 985hPa. Im Laufe des Tages bildet
sich über Frankreich eine Gewitterlinie, die bis zum Abend den Westen
Deutschlands erreichte. Dabei wurden bis zu 24 Liter Regen pro Quadratmeter
(Paris), in Deutschland sogar bis zu 20 Liter in einer Stunde und Sturmböen der
Stärke 8 bis 9 Beaufort gemessen. In der Nacht zum 19.08. erreichten die
Überreste dieser Linie den Osten Deutschlands, brachten aber kaum noch
Niederschläge. Stattdessen nahm der Wind auf den Bergen der Mittelgebirge zu
und erreichte auf dem Brocken in Böen mit 64 Knoten sogar Windstärke 12, also
Orkanstärke.
Das
Zentrum von KARLINE zog über die Britischen Inseln hinweg und erreichte am
Abend die Westküste Norwegens. Dabei wurden nun auch an der deutschen
Nordseeküste Sturmböen bis Windstärke 11 gemessen, während dessen es im Bereich
eines kompakten Hebungsgebietes in Mittel- und Südnorwegen zu lang anhaltenden
Regenfällen mit 30 Litern pro Quadratmetern und mehr kam. KARLINE erreichte
dabei den Höhepunkt ihrer Wetterwirksamkeit für Europa. Ihr Einflussgebiet
erstreckte sich von Nordskandinavien bis zu den Alpen (Nord-Süd) und von der
Westküste Irlands bis nach Moskau (West-Ost) (siehe auch beiliegende Berliner
Wetterkarte vom 20.08.). Während sich die Kaltfront von KARLINE über
Mitteleuropa schnell nach Osten verlagerte, blieb sie entlang der Alpen fast
stationär und brachte in der Nacht zum 20.08. der Alpensüdseite ergiebigen
Regen mit vereinzelt sogar 100 Litern pro Quadratmeter.
Am 21.08. erreichte das Zentrum von
KARLINE den Polarkreis. Ihr Kerndruck (betrug noch etwa 990hPa) und ihre
Fronten schwächten sich dabei langsam ab. Starke Winde mit Sturmböen wurden nur
noch an der Westküste Norwegens gemessen.
Am 23.08. überquerte KARLINE
Spitzbergen und hatte sich bis dahin schon soweit abgeschwächt, dass sie an
diesem Tag letztmalig in der Berliner Wetterkarte auftauchte. Mit einer
Lebensdauer von 8 Tagen seit ihrer Entstehung lag KARLINE damit deutlich über
dem Durchschnitt von 4-5 Tagen.
Geschrieben am 06.10.2004 von Matthias Treinzen
Wetterkarte: 20.08.2004
Pate: Bärbel Heckroth