Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet KASIMIR
(getauft am 28.08.2013)
Anfang der letzten August-Dekade zog ein Tiefdruckwirbel von Neufundland
über den Nordatlantik ostwärts. Begünstigt wurde die Verlagerung durch eine
starke zonale Strömung in einer Höhe von ca. 5,5 km, welche das Tief rasch nach
Osten transportierte. Da es so für Mitteleuropa wetterwirksam werden sollte,
wurde es am 28.08. auf den Namen KASIMIR getauft.
An diesem Tag lag Tief KASIMIR südwestlich von Island und besaß einen
Kerndruck von 1005 hPa. Es bestand aus einer Warmfront, die vom Kern aus im
Bogen einige Hundert Kilometer Richtung Südosten verlief und einer Kaltfront,
die sich ebenfalls vom Kern ausgehend nach Südwesten erstreckte und sich mit
einem nachfolgenden Tief verband. Außerdem reichte eine rückläufige Okklusion,
also eine Mischfront mit Eigenschaften von Warm- und Kaltfront, einige Hundert
Kilometer in Richtung Südwesten.
Im weiteren Verlauf zog das Tief KASIMIR Richtung Osten und lag am
Folgetag südöstlich von Island mit einem Kerndruck von ca. 1010 hPa. Die
Okklusion verlief, westlich des Kerns ausgehend, in einem Bogen über Schottland
und Irland. Diese ging in eine Kaltfront über, die sich mit der Warmfront des
Tiefs LENNART verband. Mit Durchzug der Fronten erreichte Irland ein
Niederschlagsgebiet, welches z.B. auf der zu Schottland gehörenden Tiree Island
5 mm in 24 Stunden brachte.
In der Höhe herrschte weiterhin ein ausgeprägter Temperaturgradient
zwischen Werten von -35°C über Südgrönland und -8°C im Bereich der Subtropen.
Dadurch blieb die starke Höhenströmung erhalten und die Druckgebilde konnten
sich rasch nach Osten verlagern. So lag der Tiefdruckwirbel KASIMIR am 30.08.
mit seinem Kern nun über Oslo. Die Warmfront verlief vom Kern aus ostwärts über
Stockholm und verband sich bei Tallinn mit der Kaltfront eines anderen Tiefs.
Die Kaltfront des Tiefs KASIMIR verlief vom Kern aus im Bogen südöstlich über
Dänemark und den äußersten Südosten von England. Durch den Niederschlag an der
Warmfront wurden z.B. im norwegischen Rena-Haugedalen 18 mm in 24 Stunden
erreicht. An der Kaltfront traten dagegen leichte Schauer auf. Im Zusammenspiel
mit dem Hoch GERLINDE wurden erwärmte subpolare Luftmassen nach Osten
transportiert, wodurch z.B. in Polen Werte um 23°C registriert werden konnten.
Im Vergleich dazu war vor der Warmfront von Tief KASIMIR maritime Arktikluft
dominierend und hinter der Kaltfront strömte erneut maritime Polarluft nach. Am
31.08. verlagerte sich das Tief KASIMIR nur wenig in Richtung Osten und lag mit
seinem Kern über Südostschweden. Es besaß einen Kerndruck von ca. 1015 hPa. Die
Okklusion verlief dabei vom Kern aus über die Ostsee, Polen und Berlin bis zum
Mittelrhein. Außerdem verlief eine Warmfront ebenfalls vom Kern ausgehend
ostwärts über Tallinn und St. Petersburg. Diese verband sich mit der Kaltfront
eines voranlaufenden Tiefs über Russland. Die Fronten brachten erneute
Niederschläge. In Deutschland regnete es beispielsweise im Bereich der
Okklusionsfront, wodurch z.B. in 24 Stunden auf dem Brocken 7 mm erreicht
wurden.
Im weiteren Verlauf schwächte sich das Tief KASIMIR weiter ab und wurde
schließlich vom nachfolgenden Tief LENNART verdrängt. Daher konnte es nicht
weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben von Philipp
Zschenderlein
Berliner Wetterkarte: 30.08.13
Pate: Dr. Matthias Pfeiffer