Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
KATHARINA
(getauft am
04.06.2020)
Anfang
Juni entstand über Deutschland eine Zone geringeren Luftdruckes, auch
Tiefdruckgebiet genannt, welche im weiteren Verlauf auf den Namen JULIANE
getauft wurde und in den folgenden Tagen langsam gen Norden wandern sollte. Am
zweiten Tag der Lebensdauer von Tief JULIANE, dem 04. Juni, entstand entlang
ihrer Front ein weiteres Tiefdruckgebiet, auch Zyklone genannt. Da abzusehen
war, dass die neu entstandene Zyklone sich von ihrem steuernden Tief abspalten
und eine eigenständige Zyklone sein wird, wurde sie am 04. Juni auf den Namen
KATHARINA getauft.
An
diesem Tag um 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, lag die Zyklone mit einem
Kerndruck von knapp 1003 hPa südwestlich von Brüssel und hatte mehrere Fronten
ausgebildet. Die Warmfront verlief zu diesem Zeitpunkt in östliche Richtung und
ging südlich von Brüssel in die Kaltfront von Tief JULIANE über. Die beiden
Kaltfronten gingen vom Kern bogenförmig ab, die eine nach Süden bis nach Portugal
und die andere nach Westen bis weit über den zentralen Nordatlantik. Das
Tiefdruckgebiet brachte kühlere Luftmassen nach Belgien, so wurde am 04. Juni
eine Maximaltemperatur von 14°C bis 16°C registriert, wohingegen zwei Tage
zuvor noch 27°C bis 30°C gemessen wurden.
Zum
Folgetag, dem 05. Juni, verlagerte sich das Tiefdruckgebiet KATHARINA Richtung
Südosten und lag um 00 Uhr UTC nahe der Küstenstadt Genua. Der Kerndruck ist um
5 hPa auf knapp 998 hPa gefallen, wodurch sich der Wirbel intensivierte. Die
Warmfront verlief in nordöstliche Richtung und war immer noch mit der Kaltfront
der Zyklone JULIANE verbunden. Die nachlaufende Kaltfront ging vom Kern aus südwestwärts
über Sardinien bis an die Küste Algeriens ab. Ebenfalls hatte sich bereits eine
Mischfront gebildet, eine sogenannte Okklusionsfront. Diese entsteht, wenn die schneller laufende Kaltfront die vorlaufende, langsamer
ziehende Warmfront einholt und diese anhebt. Durch diese Anhebung kommt es
nicht selten zu Niederschlägen oder sogar Gewitter. So kam es in der Nacht vom
04. auf den 05. Juni bis 06 Uhr UTC zu 12-stündigen Niederschlagsmengen von bis
zu 24 l/m² in Spineta, 32 l/m² in Cesa,
48 l/m² in La Madonnina und sogar bis zu 70 l/m² in
La Verna, wo die Wetterstation in einer Höhe von über 1100 Metern über dem
Meeresspiegel liegt. Die Windgeschwindigkeiten waren vergleichsweise gering,
lediglich auf exponierten Stationen und den Inseln rund um das Festland wurden
starke Windböen registriert, wie beispielsweise am Cap Corse, dem Nordzipfel
der Insel Korsika, wo Windböen zwischen 05 Uhr und 09 Uhr UTC von bis zu 12
Beaufort gemessen wurden. Auf dem Festland konnten meist nur 5 bis 7 Beaufort
verzeichnet werden.
Zum
Folgetag, dem 06. Juni war Tief KATHARINA weiter entlang des italienischen
Stiefels gen Südosten gewandert und war nun östlich von Crotone,
über dem Ionischen Meer zu verorten. Der Kerndruck blieb stabil bei knapp unter
1000 hPa und die Okklusionsfront war nun stärker ausgebildet. Sie verlief vom
Kern aus in südöstliche Richtung und spaltete sich in ihrem Okklusionspunkt,
welcher westlich von Kreta lag, in die Warm und die Kaltfront. Die vorlaufende Warmfront
verlief südlich von Kreta Richtung Südosten und reichte bis über Ägypten,
wohingegen die Kaltfront vom Okklusionspunkt südlich verlief bis weit über den
Afrikanischen Kontinent. Obwohl sich das Tiefdruckgebiet mit zunehmender Okkludierung dem Ende seiner Lebensspanne neigte, brachte
die Zyklone weiterhin Niederschläge mit sich. Entlang der Südwestküste
Griechenlands kam es zu Regenmengen bis über 40 l/m². In Tirana-La Praka wurden beispielsweise bis 18 Uhr UTC 12-stündige Niederschlagssummen
von 25 l/m² registriert, in Sarande im selben
Intervall sogar bis zu 35 l/m². In den vorangegangenen 12 Stunden wurden sogar
bis zu 42 l/m² auf Korfu vermeldet. Noch stärkere Regenmengen wurden erneut in
Italien gemessen mit 54 l/m² in Matera oder mit 72
l/m² in Marina di Ginosa, jeweils bis 06 Uhr UTC.
Im
weiteren Verlauf lösten sich die Niederschlagsgebiete auf und auch der Druck in
der Region stieg langsam wieder an. Zum 07. Juni war der Druck in der Nähe des
Kerns auf ca. 1008 hPa angestiegen und die Zyklone wurde nicht weiter
namentlich benannt, wodurch die Lebensgeschichte des Tiefs KATHARINA endet.
Die
Fronten der Zyklone waren allerdings noch zu analysieren. Die Okklusion verlief
erneut vom Kern, des sich in Auflösung befindenden Tiefs, über Athen in
südöstliche Richtung und spaltete sich im Okklusionspunkt, welcher nördlich von
Alexandria zu verorten war, über dem Mittelmeer in die Warm- und Kaltfront auf.
Die Warmfront verlief einige hundert Kilometer Richtung Südosten bis über Kairo
und die Kaltfront erstreckte sich in südliche Richtung über den Afrikanischen
Kontinent. Da sich die Niederschlagsfelder allerdings auflösten und auch der
Druck weiter stieg, kam es zu keinen relevanten Wettererscheinungen mehr.