Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet KATHARINA

(getauft am: 29.11.2010)

 

Bereits die Wetterkarte vom 28. November 2010 zeigte sich ein ausgeprägtes Tiefdrucksystem über dem Atlantik nördlich der Azoren mit einem Frontensystem, welches sich bis nach Afrika erstreckte. In den Höhenwetterkarten war ein ausgeprägter Trog zu erkennen, welcher für extreme Luftmassenunterschiede in Europa sorgte.

Im Verlauf des 29. November entwickelte sich an der zugehörigen Warmfront westlich der Straße von Gibraltar ein Wellentief, welches auf den Namen KATHARINA getauft wurde.

KATHARINA verlagerte sich rasch entlang der Nordküste Afrikas in Richtung Südeuropa und befand sich am 30. November bereits über Sardinien. Das Tief hatte mittlerweile selbst ein ausgeprägtes Frontensystem entwickelt. In den Folgetagen entwickelte es sich zum Unwettertief und verstärkte die bereits über Europa existierenden Luftmassenunterschiede weiter. Extrem kalte Luft über Nord- und Osteuropa setzte sich zunehmend auch bis nach Mitteleuropa durch. In Ostdeutschland wurden Frühtemperaturen von -10°C bis örtlich -17°C gemessen.

KATHARINA verlagerte sich rasch über Südeuropa hinweg und teilte sich, sodass sich die beiden Tiefzentren am 1. Dezember bereits über Ungarn und Norditalien befanden. Auf seiner Vorderseite lenkte KATHARINA warme Luft aus Nordafrika nach Süditalien und in Richtung Balkan mit Temperaturen bis 26°C auf Sizilien. Die warme Luft wurde auf ihrem Weg nach Norden rasch gehoben, wodurch sich infolge der extrem kalten darunterliegenden Luft über Mitteleuropa ein umfangreiches Schneefallgebiet ausbildete. Das Schneefallgebiet breitete sich rasch über ganz Deutschland aus, sodass bereits am Morgen des 1. Dezember erstmals für diesen Winter ganz Deutschland unter einer geschlossenen Schneedecke lag. In Regensburg wurde beispielsweise eine Schneehöhe von 26cm gemessen, in Meißen waren es sogar 37cm und in Berlin-Dahlem immerhin 12cm. In Polen wurden Schneehöhen von 30cm und mehr gemessen. Neben starken Schneefällen und Sturmböen hielt auch die Kälte Mitteleuropa weiterhin fest im Griff, sodass mit Tagesmaxima zwischen -7°C und -10°C die bisherigen Extremwerte für Dezember an vielen Messstationen unterschritten wurden.

Während der zweite Tiefkern des Tiefdrucksystems KATHARINA zunächst recht stationär über Italien verhaarte, wanderte der andere Kern rasch über Mitteleuropa hinweg und befand sich am 2. Dezember bereits über Norddeutschland. Dort wurden vielerorts nochmals heftige Schneefälle registriert, während sich die Wetterlage in Süddeutschland allmählich beruhigte. Bei nachlassendem Schneefall und Aufklaren in der Nacht wurden für Dezemberbeginn Rekordminima bis unter -20°C im Raum Dahme/Mark (-20,1°C) und in Coschen (-20,7°C) erreicht. Auch im Berliner Raum wurden mit -15,1°C neue Extremwerte gemessen. In Erdbodennähe lagen die Temperaturen sogar noch deutlich darunter.

In den Folgetagen begann das Tief KATHARINA zu okkludieren und verlagerte sich nur noch langsam weiter ostwärts. Mit einem schwächeren nachfolgenden Tief breiteten sich milde Luft und starke Niederschläge über weite Teile Bulgariens und Rumäniens aus und sorgten nahe Bukarest für Niederschlagssummen bis 63 l/m² an einem Tag. Am 4. und 5. Dezember hatte KATHARINA seine volle Kraft ausgeschöpft und zog langsam ostwärts in Richtung Baltikum ab. Es führte dabei recht milde Luft mit sich, die sich allmählich bis nach Osten durchsetzte und in Moskau für gegenüber den vorangegangenen Tagen milde Temperaturen um den Gefrierpunkt sorgte. Bis zum 6. Dezember war KATHARINA vollständig von den mitteleuropäischen Wetterkarten verschwunden. 

 


Geschrieben am 07.12.2010 von Sophie Oberländer

ausgewählte Berliner Wetterkarte: 02.12.2010

Pate: Katharina Keil