Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet KATHRIN
(getauft am 16.04.2018)

 

Am 16.04.2018 befand sich ein umfangreicher Höhentrog, also ein Vorstoß kalter Luft nach Süden in ca. 5,5 km Höhe, über dem Nordatlantik, sowie Westeuropa. Von diesem spaltete sich ein Kaltlufttropfen, sprich ein kleineres Tiefdruckgebiet in der Höhe abseits der Haupthöhenströmung, über Italien ab. Durch diese Abspaltung lief die Höhenströmung über dem Süden Deutschlands auseinander, sodass Luft von unten nach oben nachgesogen werden musste. Dadurch kam es zu einem Druckabfall am Boden, sodass sich dort ein neues dynamisches Tiefdruckgebiet bilden konnte. Dieses wurde noch am gleichen Tag von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen KATHRIN getauft.

Das junge Tiefdruckgebiet KATHRIN lag gegen 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum über dem Südosten Deutschlands und hatte einen Kerndruck von ca. 1010 hPa. Vom Kern des Tiefs KATHRIN aus erstreckten sich eine Warmfront in Richtung Norden über Ostdeutschland bis nach Polen und eine Kaltfront in Richtung Süden über Österreich bis nach Slowenien, wo sie in die Warmfront eines unbenannten Tiefs über Italien überging. Hinter einer Warmfront liegt die im Vergleich zur Umgebung wärmere Luft, und hinter der Kaltfront die vergleichsweise kältere Luft. Diese Fronten werden durch Winde weiter verlagert und sorgen an den Orten, die sie überqueren für starke Temperaturänderungen. So lag zum Beispiel am 15.04.18 gegen 13 Uhr MEZ die Temperatur in Wolfsegg in Österreich bei ca. 18°C. Einen Tag später, nachdem die Kaltfront Wolfsegg erreicht hatte, maß die Temperatur zur gleichen Uhrzeit nur noch rund 12°C. Durch die hohen Temperaturunterschiede entlang der Frontalzonen kommt es hier häufig zu Wolkenbildung und schauerartigem Regen. Dieser machte sich mit 12,6 mm in 24 Stunden bis zum 16.04.18 um 13 Uhr MEZ besonders in Feldkirchen in Österreich bemerkbar.

Bis 17.04.2018 um 01 Uhr MEZ verstärkte sich das Tief KATHRIN weiter und wurde Teil eines Tiefdrucksystems, zusammen mit einem unbenannten, weiter nördlich liegenden Tief. Der Kerndruck des Tiefdruckwirbels KATHRIN lag bei ca. 1015 hPa. Sein Zentrum lag über dem Nordosten Polens, in der Nähe von Warschau. Die Warmfront des Tiefs KATHRIN erstreckte sich nach Norden über das Baltikum und ging dort in die Kaltfront des unbenannten Tiefdruckwirbels über. Die Kaltfront verlief hingegen vom Kern aus weiter in Richtung Süden über Österreich hinweg bis in den Norden Italiens. So lag zum Beispiel am 16.04.18 gegen 13 Uhr MEZ die Temperatur in Warschau im Osten Polens bei ca. 22°C und einen Tag später um die gleiche Uhrzeit bei ungefähr 13°C, nachdem das Tief KATHRIN weiter in Richtung Nordosten gezogen war. Gleichzeitig sorgten die Fronten in Warschau in 24 Stunden für ca. 1,1 mm Regen. Im benachbarten Ort Plock waren es sogar 9,4 mm. Mit Abstand die größte durch das Tiefdruckgebiet KATHRIN verursachte Regenmenge in diesem Zeitraum ist jedoch in Deutschlandsberg in Österreich mit 29,3 mm gefallen, nachdem die Kaltfront den Ort überquert hatte.

Das Tiefdrucksystem löste sich zum 18.04.2018 01 Uhr MEZ wieder auf und das Tief KATHRIN zog mit einem Kerndruck von ca. 1010 hPa weiter in Richtung Nordosten. Das Zentrum des Tiefdruckwirbels lag nun östlich von St. Petersburg in Russland. Mit seinen Frontsystemen reichte die Zyklone KATHRIN vom Kern aus über die Ukraine bis nach Ungarn und in den Westen Russlands hinein. Im Kern des Tiefs schob sich die Kaltfront unter die Warmfront, sodass eine sogenannte Okklusion entstand. Diese vereint die Eigenschaften beider Frontentypen ineinander. In Nowaja Ladoga, einer kleinen russischen Stadt östlich von St. Petersburg, konnte ein Temperaturabfall von rund 16°C am 17.04.18 um 13 Uhr MEZ auf ca. 7°C am 18.04.18 um dieselbe Zeit beobachtet werden, nachdem die Okklusionsfront das Gebiet überquert hatte. Im rund 100 km nordöstlich davon gelegenen russischen Lodeinoje Pole stieg die Temperatur dagegen von 8 auf 16°C an. Die wärmeren Luftmassen vor der Okklusionsfront sorgten für diesen Temperaturanstieg. Die Front selber hatte das Gebiet zu diesem Zeitpunkt noch nicht erreicht.

Durch die Höhenströmung in der mittleren Troposphäre, welche von Westen nach Osten verlief, verlagerte sich das Tiefdruckgebiet KATHRIN zum 19.04.2018 01 Uhr MEZ hin weiter nach Osten und überquerte dabei Moskau. Der Kerndruck des Tiefs war auf 1005 hPa abgefallen, wodurch sich der Druckunterschied zur Umgebung intensivierte und der Wind um das Zentrum herum leicht verstärkte. In Iwanowo, wo zusätzlich auch noch die Okklusionsfront des Tiefs KATHRIN durchzog, machte sich der Einfluss auf den Wind besonders stark bemerkbar. Hier verstärkte sich die mittlere Windgeschwindigkeit zwischen dem 18.04.18 13 Uhr MEZ und dem 19.04.18 13 Uhr MEZ von Windstärke 2 auf 5.

Am 20.04.2018 gegen 01 Uhr MEZ hatte sich das Tiefdruckgebiet KATHRIN noch weiter intensiviert und sein Kerndruck war auf ca. 1000 hPa gesunken. Die Höhenströmung hatte es weiter Richtung Südosten transportiert, sodass das Zentrum nun nahe der Stadt Wolgograd an der russisch-kasachischen Grenze lag. Die Okklusion reichte vom Zentrum des Tiefs bis über das Schwarze Meer, wo sie zu einer Kaltfront wurde, welche über Bukarest und Belgrad bis nach Budapest reichte. Diese brachte aber kaum Niederschlag mit sich. In Bukarest fielen 1,0 mm in 12 Stunden bis 06 Uhr des 20.04., während es in Budapest und Belgrad trocken blieb.

Bis zum nächsten Tag zog das Tief KATHRIN noch weiter nach Osten und verließ somit den Ausschnitt der Berliner Wetterkarte.