Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet KEKE

(getauft am 18. 11. 2019)

 

Am 18. November 2019 wurde ein Tiefdruckgebiet bei den Balearischen Inseln auf den Namen KEKE getauft. Es bildete sich am Rande eines Höhentiefs über Frankreich. In seinem Zentrum herrschte ein Kerndruck von unter 1010 hPa. Von dort zog sich einerseits eine Warmfront in südlicher bis südwestlicher Richtung bis in den Nordwesten Algeriens. Außerdem war westlich der Warmfront eine Kaltfront erkennbar, die vom Kern des Wirbels KEKE nach Südwesten bis Westen verlief und den Süden des spanischen Festlandes überquerte, um ungefähr 500 km nordnordöstlich der zu Portugal gehörenden Inselgruppe Madeira in die Warmfront des südlich der Südspitze Grönlands liegenden Tiefs JÖRG überzugehen. Auf der Vorderseite des Tiefdruckgebietes KEKE wurde milde Luft herangeführt, die für eine Höchsttemperatur von 18°C in Olbia / Costa Smeralda im Nordosten Sardiniens sorgte, während kältere Luft auf der Rückseite des Tiefs KEKE die Temperatur in Lluc auf Mallorca nur auf 10°C ansteigen ließ. Bis zum Abend kamen in Lluc 12 l/m² Niederschlag in 12 Stunden zusammen, während in Mehelma an der algerischen Küste sogar 16 l/m² fielen. Bis zum Morgen des Folgetages gab es an der Wetterstation von Capo Frasca an der Westküste Sardiniens eine 12-stündige Niederschlagsmenge von 24 l/m². Auch bei der Tiefsttemperatur in der Nacht zum 19. November lässt sich der Unterschied zwischen milder Luft auf der Vorderseite und kälterer Luft auf der Rückseite des Tiefdruckgebietes KEKE gut erkennen. So lag sie in Civitavecchia an der mittelitalienischen Westküste bei 15°C, in Lluc hingegen lediglich bei 2°C.

Nun befand sich das Tief KEKE mit seinem Kern, in dem der Luftdruck auf unter 1005 hPa gesunken war, etwa zwischen Korsika und Sardinien. In nördlicher bis nordöstlicher Richtung erstreckte sich eine Warmfront über den Golf von Genua und Norditalien bis ins Gebiet östlich der slowenischen Alpen. Außerdem ging vom Zentrum des Tiefdruckgebietes KEKE eine Kaltfront aus, die nach Süden bis Südwesten nach Nordalgerien führte und einen Bogen nach Westen bis ins nördliche Marokko beschrieb. Zum Dritten war nun eine Okklusionsfront, eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, erkennbar, die sich vom Kern der Zyklone KEKE in südlicher bis südwestlicher Richtung westlich der Kaltfront bis ins Seegebiet ungefähr 100 km südöstlich der Balearen erstreckte. Von der Wetterstation Montegroppo, in der norditalienischen Provinz Parma, wurde eine 6-stündige Niederschlagsmenge von 81 l/m² bis zum Mittag gemeldet. Bis zum Abend kamen dort weitere 55 l/m² Niederschlag zusammen. In den folgenden 12 Stunden fielen in Montegroppo weitere 26 l/m². Aufsummiert auf 24 Stunden ergibt dies 162 l/m². In Parma kommen zum Vergleich laut Klimadiagramm im langjährigen Durchschnitt 98 l/m² im ganzen November zusammen.

Am 20. November lag das Tiefdruckgebiet KEKE mit seinem Zentrum zwischen Korsika und dem mittel- bis norditalienischen Festland. Der Kerndruck betrug unter 1015 hPa. Vom Zentrum des Wirbels KEKE ging eine Okklusionsfront aus, die im Uhrzeigersinn zunächst nach Nordosten bis Osten verlief und das italienische Festland etwa im Grenzbereich zwischen der Toskana und Ligurien traf. Das Festland überquerend, erreichte die Okklusionsfront die Adria etwa auf Höhe der Emilia-Romagna. An der kroatischen Küste schwenkte die Okklusionsfront mehr nach Osten bis Südosten. Nördlich der Italien von Albanien trennenden Straße von Otranto ging sie in eine Kaltfront über, die mehr in südlicher bis südwestlicher Richtung über das Ionische Meer bis nach Libyen führte, wo sie bis außerhalb des von der Berliner Wetterkarte abgedeckten Bereiches reichte. Wie auch zuvor fiel der Niederschlag zum Teil mit eingelagerten Gewittern, und in Makarska an der kroatischen Küste fielen, ebenso wie in Niksic in Montenegro, bis zum Mittag 6-stündig 20 l/m². Im nordmazedonischen Gjuriste waren es sogar 30 l/m². Bis zum Abend fielen in Makarska zusätzlich 43 l/m². Im kroatischen Daruvar machte sich die kühlere Luft dadurch bemerkbar, dass die Temperatur nur noch auf 11°C im Vergleich zu 18°C am Vortag stieg. In der Nacht zum Folgetag sank die Temperatur im serbischen Pozega Uzicka auf -1°C, während die Nacht zuvor dort mit einer Tiefsttemperatur von 5°C frostfrei war.

Am 21. November war das Tiefdruckgebiet KEKE zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen. Die zugehörigen Fronten boten ein deutlich komplexeres Bild als am Vortag. Der Kern des Tiefs KEKE wurde über den nördlichen Ostalpen bzw. in deren nordostösterreichischem Vorland verortet, wobei dort der, wie üblich, zur Vergleichbarkeit auf Meereshöhe umgerechnete, also mathematisch reduzierte Luftdruck bei unter 1010 hPa lag. Vom Zentrum des Tiefdruckgebietes KEKE führte eine Okklusionsfront, die vor allem in höheren Luftschichten analysiert werden konnte, nach Westen bis Nordwesten bis zum Okklusionspunkt über Südostbayern knapp östlich von München. Dort trafen sich eine Warmfront und eine auch am Boden aktive Okklusionsfront. Erstere reichte in nordwestlicher bis nördlicher Richtung bis nach Mecklenburg-Vorpommern, wo sie in die Kaltfront eines unbenannten Tiefs an der dänischen Nordseeküste überging. Die letztgenannte Okklusionsfront beschrieb einen Bogen im Uhrzeigersinn über Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Rumänien bis ins nördliche Bulgarien. Dort gab es einen weiteren Okklusionspunkt, und an diesem liefen wie bei einem Reißverschluss eine Warmfront und eine Kaltfront zusammen. Die Warmfront führte über den südöstlichen Balkan und die Ägäis bis ungefähr 100 km nördlich von Kreta. Die Kaltfront verlief weiter westlich und reichte über Griechenland bis zum westlichen Ende des Golfs von Korinth, wo sie in die Warmfront eines unbenannten Tiefdruckgebietes zwischen Griechenland, Italien und Libyen überging. Nun regnete es auch im Osten Deutschlands zeitweise, wobei sich die 12-stündige Niederschlagsmenge bis zum Abend meist im niedrigen einstelligen Bereich befand. Spitzenreiter in Deutschland in diesem Zeitraum war Manschnow im Osten Brandenburgs mit 9 l/m², was auf die erstgenannte Warmfront zurückzuführen ist. An der Wetterstation Berlin-Dahlem, der Heimat der Berliner Wetterkarte, kamen 2 l/m² zusammen. In den nächsten Tagen blieb es in Südosteuropa zwischen dem westeuropäischen Tief LUIS und dem Hochdruckgebiet QUINCY über dem europäischen Teil Russlands wechselhaft.