Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
KERIM
(getauft
am 26.01.2013)
Ende Januar bildete sich über dem
westlichen Nordatlantik ein neues Tiefdruckgebiet aus. Da abzusehen war, dass
dieses für das Wettergeschehen in Mitteleuropa von Bedeutung sein würde, wurde
es am 26.01. in der Prognose für den Folgetag auf den Namen KERIM getauft.
Das Zentrum des Wirbels KERIM befand sich
am 27.01. über dem westlichen Teil des Nordatlantiks, etwa 400 km südöstlich
der kanadischen Insel Neufundland. Der Druck innerhalb des Kerns lag bei Werten
knapp unter 990 hPa. Bereits an diesem ersten Tag verfügte das Tief über eine
Okklusionsfront. Beim Prozess der Okklusion holt die nachfolgende Kaltfront des
Tiefdruckgebietes aufgrund der zyklonalen Drehbewegung dessen vorlaufende
Warmfront ein, wodurch sich eine Mischfront, die sogenannte Okklusionsfront,
ausbildet. Diese verlief vom Zentrum der Zyklone aus ca. 150 km Richtung
Südosten. Am dortigen Okklusionspunkt teilte sich die Okklusionsfront in eine
Warmfront und eine Kaltfront auf. Die Warmfront verlief bogenartig über den
Atlantik in südliche Richtung, während die Kaltfront in einem südwestlichen
Bogen weiter über den Westatlantik führte und von dort aus hinaus aus dem
Analysebereich der Berliner Wetterkarte.
In der starken Westströmung verlagerte sich
das Tiefdruckgebiet KERIM schnell weiter in Richtung Europa. Zum 28.01. hin
hatte sich das Druckgebilde insgesamt knapp 2000 km weiter nach Nordosten
verlagert und befand sich mit seinem Zentrum nun über dem zentralen
Nordatlantik, mehr als 1300 km südwestlich der isländischen Hauptstadt
Reykjavik. Sein Kerndruck war weiter bis auf unter 965 hPa gesunken, was auf
eine Verstärkung des Tiefs hindeutet. Die Okklusionsfront verlief an diesem Tag
in einem ca. 1000 km langen, südöstlichen Bogen über den Nordatlantik. Vom
Okklusionspunkt aus verlief die Warmfront des Wirbels zuerst geradlinig in
Richtung Süden und anschließend bogenartig nach Osten, bis etwa 1300 km
entfernt von der portugiesischen Westküste. Die Kaltfront verlief hingegen vom
Okklusionspunkt aus in südwestlicher Richtung über den Atlantik.
Auch
zum darauffolgenden Tag hin, dem 29.01., legte das Tief KERIM immer noch
bedingt durch die starke Westströmung eine große Strecke zurück und befand sich
nun mit seinem Kern, in dem ein Druck von knapp unter 975 hPa herrschte, ca.
300 km nördlich von Schottland. Die Okklusion war weiter vorangeschritten,
erkennbar an der langen Okklusionsfront, die sich vom Zentrum aus in einem
südöstlichen Bogen über die Nordsee hinweg bis zur belgischen Hauptstadt
Brüssel erstreckte. Vom dortigen Okklusionspunkt aus verlief die Warmfront der
Zyklone in südwestlicher Richtung über Nord- und Westfrankreich hinweg bis zum
Golf von Biscaya. Die Kaltfront erstreckte sich dagegen von Brüssel aus über
die französische Nordküste hinweg bis zum westlichen Ärmelkanal. Neben einem
Schwall milder Meeresluft von Westen her sorgte der Tiefdruckwirbel KERIM,
bedingt durch die Frontendurchzüge, in Frankreich und Deutschland auch für
Niederschläge. In der französischen Hauptstadt Paris fielen zwischen 04 Uhr MEZ
morgens und 15 Uhr MEZ nachmittags ca. 1,4 l/m² Niederschlag aus leichtem
Sprühregen und leichtem Regen. Am Vormittag wurden hier auch heftige
Windspitzen von bis
zu 36 m/s ermittelt, was der Windstärke 12, bzw. einem Orkan entspricht. Auch
in Deutschland wurden zum Teil hohe Windgeschwindigkeiten erreicht. Um 01 Uhr
MEZ wurden in Bremen immerhin 15 m/s gemessen, was Windstärke 7 oder in Worten
einem steifen Wind entspricht. Diese Winde haben mit einer großen
Isobarendrängung zu tun, was bedeutet, dass es auf kleinem Raum große
Druckunterschiede gibt. Durch das Einströmen von Luft aus den Gebieten mit
hohem Luftdruck in Gebiete mit tiefem Druck, versucht das System einen
Druckausgleich zu schaffen, was von der Bevölkerung als starke Winde
wahrgenommen wird. In Bremen fielen innerhalb von 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ
morgens zusätzlich zum Wind immerhin 3 l/m² an leichtem Schneeregen und
leichten Regenschauern. In Düsseldorf fielen im Zeitraum von 07 bis 13 Uhr MEZ
sogar 5 l/m² aus leichtem bis mäßigen Regen und leichtem Regen mit Sprühregen.
Da
die starke westliche Höhenströmung weiter anhielt, zog das Tiefdruckgebiet
KERIM schnell weiter und löste sich schließlich zum 30.01. auf. Somit war das
war der letzte Tag, an dem dieses niederschlagsreiche Orkantief auf der
Berliner Wetterkarte zu beobachten war.
Geschrieben
am 11.03.2013 von Gregor Meusel
Berliner
Wetterkarte: 29.01.2013
Pate:
Erol Bilecen