Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet KIRK
(getauft am 03.04.2017)
Anfang April 2017 verlagerte sich ein
umfangreiches Tiefdruckgebiet von der Nordostküste Nordamerikas mit einer
nordöstlichen Zugrichtung über den Nordatlantik. Am 03.04. um 01 Uhr MEZ befand
sich dieser Wirbel zwischen Grönland und Island über der Dänemarkstraße. Das
zugehörige Frontensystem zog sich in Form einer Okklusion, d.h. einer
Mischfront aus Warm- und Kaltfront, nach Osten über Island, an dessen Ostküste
sich der sogenannte Okklusionspunkt befand, welcher den Ort darstellt, an
welchem die Warmfront von der schneller ziehenden Kaltfront eingeholt wird. Dabei
wird die Warmluft angehoben und die Okklusion bildet sich aus. Die Warmfront
führte nach Südosten bis über den Norden Schottlands. Die Kaltfront verlief
hingegen nach Südwesten bis zu den Azoren. Im Laufe des Tages bildete sich
entlang der Okklusion über dem Westen Islands ein weiterer Tiefdruckkern aus. Bis
zum Abend fielen unter dem Tiefdruckeinfluss innerhalb von 9 Stunden in Reykjavik
13 l/m², in Bolungavik 14 l/m² und in Akurnes 17 l/m² Niederschlag. Dieses neu
entstandene Tiefdruckgebiet wurde aufgrund seines vorhergesagten Einflusses auf
Mitteleuropa in der Prognose für den Folgetag auf den Namen KIRK getauft.
Die Zyklone KIRK lag um 01 Uhr MEZ am
04.04. mit einem Kerndruck von ca. 975 hPa knapp nordöstlich von Island. Durch
eine kurze Okklusion war das Tief KIRK mit einem weiteren Tiefdruckkern
westlich von Island verbunden. Des Weiteren erstreckten sich vom Zentrum des
Wirbels KIRK eine Warmfront nach Osten bis zur norwegischen Küste bei Tromsø
und eine Kaltfront nach Süden über Schottland, Wales und Cornwall sowie
anschließend von der Biskaya nach Westen bis nördlich der Azoren. Dieser
Kaltfront war eine weitere Warmfront vorgelagert, die vom Europäischen Nordmeer
vor der Küste Norwegens über England und die Bretagne bis zur Biskaya verlief. In
großen Teilen des europäischen Festlands blieb es in der vorangegangenen Nacht
trocken. Lediglich über der Ostschweiz, Österreich und Tschechien sorgte ein Kaltlufttropfen
in der Höhe für ausgiebige Niederschläge, wodurch in 12 Stunden bis zu 13 l/m²
im schweizerischen Güttingen, 16 l/m² im tschechischen Caslav und 18 l/m² in
Litschau in Österreich fielen. Entlang der Ausläufer des Tiefs KIRK wurden bis
07 Uhr MEZ 12-stündig 6 l/m² im südenglischen Mumbles und jeweils 9 l/m² an den
Stationen Eskdalemuir und Capel Curig gemessen. Die kräftigsten Niederschläge
konzentrierten sich hingegen auf den Nordwesten Norwegens. Dabei wurden im
gleichen Zeitraum 24 l/m² in Sortland, 22 l/m² in Leknes und 24 l/m² in Andoya
registriert. In Island nahmen die Niederschläge an Intensität ab, wodurch in 15
Stunden bis 10 Uhr MEZ je 3 l/m² in Bolungavik und Reykjavik verzeichnet werden
konnten. Bis zum Abend verlagerten sich die Ausläufer des Tiefs KIRK weiter
nach Osten und führten bis 19 Uhr MEZ nochmals zu 11 l/m² in Bolungavik, 14
l/m² in Sortland und 15 l/m² in Takle.
Bis zum Folgetag bildete sich am
Okklusionspunkt über der Nordwestküste Norwegens ein weiteres Tiefdruckzentrum
aus, welches in der Folge den Namen KIRK II erhielt. Das ursprüngliche Tief
KIRK I zog wie das Frontensystem ebenfalls nach Osten und befand sich um 01 Uhr
MEZ zentral über dem Europäischen Nordmeer. Vom Wirbel KIRK I führte eine Okklusion
in einem Bogen westlich um dessen Zentrum mit etwa 995 hPa herum bis zum Kern
des Tiefs KIRK II, welches einen Druck von ebenfalls rund 995 hPa aufwies. Von
diesem erstreckte sich eine Okklusion bis über den Norden Norwegens, wo sich
der Okklusionspunkt befand. Die Warmfront reichte anschließend entlang der
Nordküste der Halbinsel Kola, während die Kaltfront nach Südwesten über
Finnland, Südschweden, Dänemark sowie entlang der Nordseeküste Deutschlands und
der Niederlande bis über den Ärmelkanal verlief. Die Niederschläge
konzentrierten sich hauptsächlich auf den Südwesten und der Mitte Norwegens
sowie den Norden Finnlands und der Halbinsel Kola. Dabei wurden in 12 Stunden
bis 07 Uhr MEZ in Norwegen 20 l/m² in Forde-Tefre, 21 l/m² in Takle und 25 l/m²
in Vangsnes registriert. Im finnischen Sodankylä fielen derweil 13 l/m² und in
Padun sowie in Nikel im Nordwesten Russlands wurden je 10 l/m² gemessen. In der
Folge zog das Tief KIRK I nach Südwesten und löste sich schließlich über
Südskandinavien auf. Zuvor kamen vielerorts in Norwegen nochmals zwischen 5 und
15 l/m² Niederschlag zusammen, wie zum Beispiel 11 l/m² in Fossmark und 14 l/m²
in Mannen. Die Kaltfront überquerte im Tagesverlauf Mitteleuropa, sorgte aber
aufgrund seiner schwachen Ausprägung nur zu geringen Niederschlagsmengen von
meist unter 1 l/m². Mit der Überquerung der Front stellte sich eine
nordwestliche Strömung ein, welche zu einem Temperaturrückgang in Deutschland
führte, der sich allerdings aufgrund des Einflusses des Kaltlufttropfens mit
Zugbahn von Tschechien bis zur Schweiz am Vortag vor allem im Westen und
Nordwesten von Deutschland auswirkte. So wurden verbreitet um bis zu 2 bis 3
Grad niedrigere Höchsttemperaturen als tags zuvor verzeichnet.
Das Tief KIRK befand sich am 06.04. um
01 Uhr MEZ mit nur noch einem Kern und einem Druck von etwa 995 hPa über dem
nördlichen Uralgebirge. Vom Zentrum wies eine Okklusion nach Westen, wo sie
nach ca. 300 km in die Okklusion eines anderen, unbenannten Tiefs über dem Norden
Skandinaviens überging. Des Weiteren führte eine Warmfront nach Südosten über
Westsibirien bis außerhalb des Darstellungsbereichs der Berliner Wetterkarte.
Die zugehörige Kaltfront erstreckte sich derweil nach Südwesten, wobei sie über
Nordrussland mitunter Warmfrontcharakter annahm und über Weißrussland, die
westliche Ukraine, Österreich und Südbayern bis zu den französischen Alpen
reichte. Die größte Niederschlagsaktivität konnte dabei entlang dieser
weitreichenden Kaltfront beobachtet werden. Während bis 04 Uhr MEZ innerhalb
von 12 Stunden in Ust-Usa in der Nähe des Tiefdruckkerns 10 l/m² registriert
wurden, konnten weiter südwestlich bis 07 Uhr MEZ ebenfalls 12-stündig 12 l/m²
im russischen Opochka, 11 l/m² im litauischen Utena, 7 l/m² im weißrussischen
Lyntupy, 14 l/m² im polnischen Kozienice, 15 l/m² auf dem Lysá Hora im Osten
Tschechiens und 14 l/m² am Alpinzentrum-Rudolfshütte im Süden des Bundeslands
Salzburg gemessen werden. In den folgenden 12 Stunden verzeichneten außerdem
Mozyr in Weißrussland 12 l/m², Rimnicu Vilcea in Rumänien 11 l/m², Lviv in der
Ukraine 9 l/m² und Debrecen in Ungarn 10 l/m².
Mit einer nach Osten gerichteten
Zugrichtung verlagerte sich der Wirbel KIRK bis zum Folgetag weiter in Richtung
Westsibirien, wodurch es den Analysebereich der Berliner Wetterkarte verließ
und nicht weiter auf jener namentlich verzeichnet werden konnte.
Geschrieben am 21.05.2017 von Sebastian
Wölk
Berliner Wetterkarte: 05.04.2017
Pate: Kirk Berger