Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet KLARA
(getauft am 10.04.2012)
Entlang
des Frontensystems der Zyklone JAQUELINE bildete sich ein neuer Wirbel, der am
10.04. in der Prognose für den Mittag des Folgetag auf
den Namen KLARA getauft wurde.
Dieses
Tief konnte bereits in der Nacht zum 11.04. auf der Berliner Wetterkarte von 00 Uhr UTC,
also 01 Uhr MEZ, mit einem Kerndruck von knapp 1005 hPa namentlich analysiert
werden. Vom Zentrum des Wirbels KLARA ging nördlich ein Warmfront aus, die zum
Zeitpunkt der Taufe über Nizza und dem italienischen Turin lag, bis sie sich nördlich
der Alpen mit einem weiteren, unbenannten Tiefdruckwirbel verband. Südlich des
Zentrums ging eine Kaltfront aus, die in östlicher Richtung quer über dem Mittelmeer
und den Balearen lag und über Cordoba und Südportugal bis einige hundert
Kilometer über den Nordatlantik reichte. An der französischen Mittelmeerküste
brachte das Tief KLARA schon in der Nacht teils ergiebige Regenmengen. So
fielen zum Beispiel in Nizza innerhalb von 24 Stunden bis morgens um 06 Uhr UTC
40 mm Regen.
Im
Laufe des Tages zog das Tiefdrucksystem weiter nach Nordosten, wobei es
besonders entlang der Alpen im Norden und Nordosten Italiens stärkere
Niederschläge mit sich führte. Der Schwerpunkt der Niederschläge verlagerte
sich zum Abend über das Gebiet nördlich von Venedig. Zwischen 12 und
18 Uhr UTC fielen in Venedig selbst 9 mm, im nördlicheren
Treviso waren es bereits 16 mm. Am Rand der Alpen fielen beispielsweise im
Ort Aviano innerhalb desselben Zeitraums sogar
26 mm.
Zum
12.04. verlagerte sich das Tief KLARA von Norditalien weiter nach Österreich.
Nördlich des Zentrums, dessen Druck gegenüber dem Vortag um 5 hPa sank,
ging weiterhin eine Warmfront aus, die östlich von Prag in das großräumige
Frontensystem vom Tief JAQUELINE überging. Die Kaltfront ging südlich vom
Zentrum aus und vollzog von dort einen Bogen über die Slowenische Hauptstadt Ljubljana,
über den Golf von Venedig bis nach Bologna. Das mitgeführte Regengebiet
verlagerte sich unter starker Abschwächung nach Osten und löste sich im Laufe
des Tages über dem Balkan in weiten Teilen auf. In
Österreich beendete die Zyklone KLARA das warme Frühlingswetter. In Wien
stieg das Thermometer auf maximal 11°C, während die Temperatur am Vortag noch
knapp 21°C erreichte. Weiterhin wurden den ganzen Tag über im Raum Wien leichte
Regenfälle mit einer Gesamtregenmenge von 4 mm gemeldet.
Am
13.04. lag der Kern des Wirbels KLARA mit einem Druck von weiterhin etwa
1000 hPa vor der Ostseeküste der Oblast Kaliningrad.
Noch immer ging nördlich des Kerns eine Warmfront aus, die einen leichten Bogen
über die Ostsee beschrieb, bevor sie sich nahe Murmansk mit dem Frontensystem des
Tiefs JAQUELINE II verband. Die Kaltfront führte an diesem Tag vom Kern
aus in Richtung Süden über Warschau und reichte bis knapp vor Budapest. Über
weiten Teilen Polens und Ungarns blieb es tagsüber meist heiter, trotzdem gab
es immer wieder Regen oder Sprühregen gab, der geringe Niederschlagsmengen mit
sich brachte. So fielen in Warschau und Minsk innerhalb von 24 Stunden 0,4
bzw. 0,8 mm.
Einen
Tag später, am 14.04., befand sich die Zyklone KLARA mit einem Druck von knapp
995 hPa mittig zwischen Stockholm und Helsinki. Die Fronten der Wirbel KLARA,
JAQUELINE I und JAQUELINE II umfassten zusammen den Großteil des
Ostseeraumes.
Vom
Zentrum des Tiefs KLARA ausgehend verlief über Südschweden in Richtung Westen
eine Okklusionsfront, d.h. eine Mischfront mit Kalt– und
Warmfronteigenschaften, die sich über dem Skagerrak mit dem Zentrum des Wirbels
JAQUELINE I verband. Wie schon an den vorangegangenen Tagen ging nördlich
des Kerns eine bogenförmig nach Osten verlaufende Warmfront aus, die sich über
Finnland mit der Kaltfront des Wirbels JAQUELINE II verband. Vom Kern
reichte weiterhin eine Kaltfront nach Südosten, die über Smolensk verlief und
nahe dem Schwarzen Meer, etwa bei der ukrainischen Stadt Dnipropetrowsk
endete. Auch hier traten im Einflussbereich des Tiefs KLARA verbreitet
Niederschläge auf, die nördlich von Stockholm, entlang der Schwedischen
Ostküste sowie über Teilen Finnlands, trotz der mittlerweile flächendeckend
positiven Temperaturen von zum Beispiel 6°C im schwedischen Östersund
oder 4°C in Helsinki, als Schnee fielen.
Zum
Folgetag verlagerte sich Tief KLARA nur wenig nach Nordosten. Mit einem leicht
angestiegenem Kerndruck auf rund 1000 hPa lag
der Kern am Morgen des 15.04. über Zentralfinnland. Das Tiefdrucksystem
JAQUELINE hatte sich mittlerweile aufgelöst und somit war die Zyklone KLARA der
einzige wetterbestimmende Wirbel im skandinavischen Raum. Die Okklusion
lag zu diesem Zeitpunkt über Teilen Finnlands sowie Nordwestrussland und führte
dort zu weiteren Schneefällen. Ab Moskau ging die Okklusionsfront in die Reste
einer Warmfront über.
Mit
einem deutlichen Druckanstieg, der Kerndruck betrug mittlerweile etwas über
1010 hPa, zog die Zyklone zum 16.04. circa 1300 km über Archangelsk
in Richtung der russischen Nordmeerküste. Beim Überqueren der Region um die
Stadt Archangelsk, wo im Verlauf der Nacht und des nächsten Tages bei
Temperaturen unter oder nahe dem Gefrierpunkt herrschten, wurden flächendeckend Schneefälle registriert.
Dieser Tag war zugleich der letzte, an dem die sich weiter abschwächende und
nach Osten ziehende Zyklone KLARA auf der Berliner Wetterkarte analysiert
werden konnte.
Geschrieben
am 18.05.12 von Cristian Ulmer
Berliner
Wetterkarte: 14.04.12
Pate:
Rainer Hasenkötter