Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet KLAUDIA

(getauft am 30.12.2014)

 

Ende Dezember 2014 entstand an der Vorderseite eines Kurzwellentroges, d.h. ein Wellental geringer Amplitude innerhalb der mäandrierenden Strömung der mittleren Breiten, ein Wirbel über dem Nordatlantik, welcher sich rasch nordostwärts verlagerte und auf unter 955 hPa vertiefte. Östlich dieses Tiefdruckwirbels entstand an der Okklusionsfront dieses unbenannten Tiefs ein weiterer Wirbel, welcher in der Prognose für den 31.12. auf den Namen KLAUDIA getauft wurde. Als Okklusion werden Fronten bezeichnet, die sowohl Eigenschaften einer Warm-, als auch einer Kaltfront aufweisen. Das Tiefdruckgebiet KLAUDIA lag am Tauftag um 01 Uhr MEZ, östlich der Südspitze Grönlands in einer recht kräftigen Höhenströmung in 500 hPa, was ungefähr einer Höhe von 5,5 km entspricht. Der Kerndruck der Zyklone betrug unter 980 hPa. Vom Okklusionspunkt des Tiefs erstreckte sich eine Kaltfront nach Südwesten über den Atlantik bis über die Azoren sowie eine Warmfront über Island bis nach Skandinavien.

Zum Anfang des Jahres 2015 verlagerte sich das Tiefdruckgebiet KLAUDIA mit der Höhenströmung nach Nordosten und befand sich um 01 Uhr MEZ mit einem Kerndruck von etwas unter 985 hPa zwischen Island und der norwegischen Küste. Eine Okklusionsfront verband den Wirbel mit dem unbenannten Tief vor der grönländischen Küste. Vom Kern der Zyklone erstreckte sich eine weitere Okklusion gen Süden über das Europäische Nordmeer bis über die Breite von Oslo, wo diese in eine über Großbritannien verlaufende Kaltfront, welche sich über dem Atlantik an das Frontensystem des Tiefs LINA anschloss, überging. Östlich dieser Front verlief eine Warmfront über Norwegen und Dänemark bis über Norddeutschland. Des Weiteren erstreckte sich vom Kern des Tiefs KLAUDIA eine Warmfront nach Südosten, welche in einem Bogen über Skandinavien, Russland bis über Polen verlief. In Norwegen fielen frontal bis 19 Uhr MEZ innerhalb von 12 Stunden Niederschlagsmengen von bis zu 17 l/m² in Modalen an der norwegischen Küste oder 15 l/m² an der Station Stryn. Dabei wehte der Wind zeitweise mit Stärke 8, so wurden in Utsira 166 km/h, in Krakenes 108 km/h, in Bergen allerdings nur 25 km/h, was nur noch der Windstärke 4 auf der Beaufortskala entspricht, gemessen.

Zum 02.01. verlagerte sich die Zyklone nur geringfügig Richtung Nordosten und wurde über der Norwegischen See auf der Breite von Jan Mayen mit einem auf 970 hPa vertieften Kerndruck analysiert. Vom Zentrum des Wirbels KLAUDIA verlief eine Okklusion, welche das Tief mit einer unbenannten Zyklone über Island verband, über das Europäische Nordmeer bis über die Halbinsel Kola, wo die Front gebietsweise Warmfrontcharakter annehmend über Russland, bis an das Schwarze Meer über Rumänien verlief. Durch die Zufuhr milderer Luftmassen nach Russland stiegen die Temperaturen in Moskau auf +2°C, in St. Petersburg auf +4°C oder Vladimir +1°C, während vorderseitig sehr kalte Luftmassen arktischen Ursprungs in Richtung Ural abgedrängt wurden, so dass Werte von -20 bis -30°C gemessen werden konnten. Im russischen Gajny registrierte man -24°C als Höchsttemperatur.

Während sich das Tief KLAUDIA bis zum Folgetag recht wenig verlagerte, bewegte sich am Rande des Wirbels die Zyklone LINA mit dem Zentrum über Finnland. Der Kerndruck der Zyklone KLAUDIA blieb bei etwa 970 hPa. Vom Zentrum verlief die Okklusionsfront bogenförmig über Spitzbergen, die Halbinsel Kola bis über die Breite von Archangelsk in Russland, wo die Front Warmfrontcharakter annahm und sich weiter nach Süden über Russland bis über das Kaspische Meer aus den Analysebereich der Berliner Wetterkarte erstreckte. Frontal fielen in Nordrussland im Einflussbereich des Wirbels KLAUDIA nur geringe Niederschlagsmengen, wie 0,7 l/m² in Vardö oder 0,1 l/m² in Teriberka bis 07 Uhr MEZ in einem Beobachtungszeitraum von 24 Stunden.

Am Folgetag befand sich der Wirbel KLAUDIA noch immer über der Norwegischen See mit einem Kerndruck von unter 985 hPa. Vom Zentrum erstreckte sich die Okklusionsfront der Zyklone nach Norden, westlich vorbei an Spitzbergen entlang der grönländischen Küste aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte. Dabei wurde im Einflussbereich des Wirbels KLAUDIA auf Jan Mayen eine Höchsttemperatur von -3°C registriert.

Zum Folgetag füllte sich die Zyklone auf 1005 hPa auf und blieb quasistationär vor der norwegischen Küste. Die Okklusionsfront erstreckte sich über Skandinavien, dem Baltikum, bis über Weißrussland, von dort verlief die Front weiter Richtung Osten und schloss sich an die Okklusion des kräftigen Tiefs LINA an. Auf der Rückseite des Wirbels KLAUDIA floss dabei Subpolarluft nach Osteuropa.

Bis zum 06.12. schwächte sich die Zyklone KLAUDIA weiter ab und löste sich vollständig auf. Daher konnte der Wirbel nicht weiter namentlich auf der Berliner Wetterkarte erwähnt werden.

 


Geschrieben am 09.02.2015 von Natja Ruth Bublitz

Berliner Wetterkarte: 01.01.2015

Pate: Klaudia Laumen