Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet KLAUSDIETER
(getauft am 17.12.2011)
Entlang des Frontensystems des Tiefs
JOACHIM entwickelte sich auf dessen Südwestflanke aus einer Welle ein Tief,
welches am 17. Dezember 2011 auf den Namen KLAUSDIETER getauft wurde.
Zum Zeitpunkt der Taufe wies der Wirbel
einen Kerndruck von knapp unter 990 hPa auf. Die relativ kurze Warmfront
reichte dabei vom Tiefzentrum ausgehend in nordöstlicher Richtung bis nach
Budapest, die Kaltfront hingegen erstreckte sich in einem Bogen über die Adria,
Mittelitalien und parallel zur afrikanischen Küste bis über Südspanien und den
Atlantik zwischen Spanien und den Azoren. Aufgrund des ausgedehnten
Frontensystems sorgte die Zyklone KLAUSDIETER in vielen Städten im südlichen
Europa für Niederschläge. So fielen z.B. an der Kaltfront in Belgrad bis zum
Folgetag 4 l/m², in Sofia 11 l/m² und in
Tunis 9 l/m². Daneben gab es durch das Tief im Mittelmeerraum den sogenannten
Mistralwind, sodass beispielsweise in der korsischen Stadt Bastia eine Spitzenböe
von 109 km/h, d.h. Windstärke 11 registriert wurde. Im Tagesverlauf verlagerte
sich das Frontensystem der Zyklone weiter südwärts und erreichte daraufhin die
afrikanische Küste. Bei diesem Prozess schlossen sich die Fronten gleichzeitig
dem Wirbel JOACHIM wieder an.
Bis zum nächsten Morgen hatte sich das
Tiefzentrum etwas in südwestliche Richtung verlagert und lag am frühen Morgen
des 18. Dezember mit einem Kerndruck von knapp weniger als 1010 hPa beim Golf
von Genua. Da sich das ursprüngliche Frontensystem bereits sehr weit vom
Zentrum des Tiefs entfernt hatte, wurde die Zyklone KLAUSDIETER ohne zugehörige
Fronten in der Berliner Wetterkarte analysiert.
Im Einflussbereich des Tiefs kam es im
Tagesverlauf verbreitet zu Regenfällen und gewittrigen Schauern, wie z.B.
morgens in Rom und spät abends sogar mit Graupel auf den Inseln Ponza und
Capri. So registrierte man in Rom aufgrund der gewittrigen Regenfälle eine
Niederschlagsmenge von 11 l/m² bis zum Folgetag, in Ponza noch 5 l/m². Im
Gegensatz dazu sorgte der ablandige Mistral für teilweise sehr sonniges und
trockenes Wetter in der französischen Provence und Norditalien.
Ohne Druckabnahme aber mit im Tagesverlauf
auflebender Gewitteraktivität verlagerte sich das Zentrum der Zyklone in
südliche Richtung in der Nacht auf den 19. Dezember bis über die Stadt Rom. Der
Kerndruck wies dabei knapp 1010 hPa auf und das Tief war dabei weiterhin
frontenlos. In der Höhe von 5,5 km konnte sich das Tief jedoch mit kalter Luft
anreichern, wodurch es zu ergiebigen, meist konvektiven Niederschlägen kam. So
wurden auch vereinzelt Graupel- und Hagelgewitter wie z.B. in Messina auf
Sizilien und auf Capri registriert. Aber auch andernorts in Italien,
beispielsweise in Latronico, Alghero auf Sardinien und in Santa Maria di Leuca,
sowie in Griechenland auf der Insel Korfu, dominierten Gewitter das
Wettergeschehen. Durch die teilweise hohe Gewitteraktivität wurden vereinzelt
ergiebige Niederschlagsmengen registriert. Auf Korfu fielen bis zum Folgetag 22
l/m², in Lamezia Terme in Süditalien sogar 26 l/m².
Die Zyklone verlagerte sich bis zum frühen
Morgen des 20. Dezember unter gleichbleibendem Kerndruck über die Adria
zwischen Italien und Albanien. Auch zu diesem Zeitpunkt besaß das Tief kein
Frontensystem. Wie am Vortag charakterisierten zahlreiche ergiebige, gewittrige
Niederschlagsgebiete das Wetter in der Umgebung des Zentrums. Der Schwerpunkt
der Wetteraktivität verlagerte sich auf die östliche Vorderseite des Tiefs,
wobei die südwestliche Windströmung in der Höhe für Stauniederschläge an den
dinarischen Alpen sowie am Pindus in Griechenland sorgte. Korfu meldete bis zum
21. Dezember aufgrund dessen 5 l/m², Tirana in Albanien 8 l/m² und Vlore 16
l/m². Im italienischen Trapani fielen dagegen 19 l/m² aufgrund gewittrig
durchsetzten Regens, in Pantelleria sogar 22 l/m².
Bereits im Tagesverlauf begann das Tief
sich zügig nach Osten über Griechenland und Bulgarien hinweg zu verlagern,
sodass sich das Zentrum schließlich am 21. Dezember mit einem Kerndruck von weiterhin
etwa 1010 hPa über dem westlichen schwarzen Meer südwestlich der Halbinsel Krim
befand. Das Tief wies nunmehr ein Frontensystem auf. Die Warmfront reichte vom
Kern in nördliche Richtung fast bis zur ukrainischen Stadt Kiew. Die Kaltfront
erstreckte sich spiralförmig über die Halbinsel Krim, der türkischen Stadt
Ankara bis über Ägypten und Libyen aus dem Analysebereich der Berliner
Wetterkarte hinaus. Besonders ergiebig fielen die Regenmengen diesmal im
Bereich des Kerns aus. Bis zum Folgetag kamen nahe des Zentrums in Odessa z.B. 15
l/m² und in Lubny 25 l/m² zusammen.
Die Zyklone verlagerte sich bis zum 22.
Dezember in nördliche Richtung und erreichte mit einem Kerndruck von etwas
weniger als 1005 hPa die Region knapp westlich der Stadt Kiew. Die Warmfront
reichte vom Kern ausgehend über Moskau und etwa 500 km nordöstlich darüber
hinaus. Vom Kern aus erstreckte sich ebenfalls eine Okklusionsfront, eine
Mischform aus Warm- und Kaltfront, hakenförmig bis nördlich des Kaukasus, dort
schloss sich eine Kaltfront an und reichte bis zur türkischen Schwarzmeerküste
bei Samsun. Der Kernbereich des Tiefs sowie die Warmfront waren dabei die
Niederschlagsschwerpunkte. Statt Regen und Gewitter fiel der Niederschlag in
Russland allerdings als Schnee. In Moskau wurden z.B. innerhalb von 24 Stunden
eine Niederschlagsmenge von 5 l/m²
registriert, was ca. 10 cm Neuschnee ergab.
Im Verlauf des Tages zog das Tief weiter
nach Norden und erreichte am Morgen des 23. Dezember mit seinem Kern die Region
knapp östlich der Stadt Moskau. Der Kerndruck stieg wieder leicht an und betrug
knappe 1010 hPa. Das Tief war mittlerweile vollständig okkludiert und die Okklusionsfront
zog sich vom Kern ausgehend in einem Borgen zunächst nach Norden bis auf Breite
der Stadt St. Petersburg und dann südlich bis rund 1000 km über Perm hinaus. Vor
allem direkt an der Okklusion hielten weiterhin leichte Dauerschneefälle
Einzug, sodass z.B. die Schneedecke in Nischni Nowgorod um 2 cm anwuchs, in
Kirow um 7 cm.
Das Tief KLAUSDIETER verlagerte sich unter
Druckzunahme bis zum 24. Dezember nordwärts und erreichte mit seinem Kern die
Region zwischen Perm und Archangelsk bei einem Kerndruck von knapp 1015 hPa. Zu
diesem Zeitpunkt waren erneut keine zugehörigen Bodenfronten analysierbar,
dennoch hielten die leichten Schneefälle zwischen Perm und Moskau weiterhin an.
Erst am ersten Weihnachtsfeiertag, den 25. Dezember, hatte sich die Zyklone
KLAUSDIETER vollständig aufgefüllt, sodass sie nicht mehr auf der Berliner
Wetterkarte analysierbar war.
Geschrieben am 15.02.2012 von Alexander Bütow
Berliner Wetterkarte: 17.12.2011
Pate: Klaus-Dieter Kairies