Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet KLAUS

(getauft am 26.03.2015)

 

In der zweiten Tageshälfte des 25.03.2015 entstand an der Okklusion, einer Mischfront aus Warm- und Kaltfront, eines unbenannten Tiefs mit Zentrum nahe Islands, ein weiteres Tiefdruckgebiet, das auf den Namen KLAUS getauft wurde. In einer Höhendruckfläche von 500 hPa, was etwa 5,5 km Höhe entspricht, war das Tief auf der Vorderseite eines mächtigen nordwestatlantischen Höhentroges vorzufinden, einem Kaltluftausbruch nach Süden, auf der mit aufsteigender Luftbewegung Druckfall am Boden einsetzte.

Am 26.03. um 01 Uhr MEZ befand sich die Zyklone KLAUS nordwestlich von Schottland über dem Nordatlantik und hatte einen minimalen Luftdruck von ca. 990 hPa. Sein Frontensystem erstreckte sich nach Süden. Vom Kern dehnte sich eine kurze Okklusion bis nach Irland aus, wo sie sich am Okklusionspunkt in eine bis an die Nordwestspitze Spaniens reichende Warmfront und eine nach Westen über den Atlantik gerichtete Kaltfront aufspaltete. Insbesondere auf den Britischen Inseln fielen in 24 Stunden bis um 07 Uhr MEZ bis zu 29 mm Niederschlag, wie auf der südwestirischen Insel Valentia Island. In ganz Irland gab es meist über 10 mm Regen, im gleichen Zeitraum kamen auch in Nordirland in Lough Fea noch 18 mm Niederschlag zusammen. Im schottischen Machrihanish regnete es 25 mm und in Cardinham in Cornwall 14 mm. Teils mischte sich in der Nacht auch etwas Schnee unter den Regen, wie z.B. in der etwa auf 240 m gelegenen Station Eskdalemuir, die um 03 und 04 Uhr MEZ Schneefall meldete. Die Temperaturen stiegen trotz Regen bedingt durch einen Luftmassenwechsel im Vergleich zum Vortag an. Die kalte, tags zuvor über Großbritannien gelegene maritime Polarluft wurde im Warmsektor, dem Gebiet zwischen Warm- und Kaltfront, durch maritime Subtropikluft ersetzt. So stieg z.B. in Brize Norton die Tageshöchsttemperatur von 10°C auf 13°C an, am Shoreham Airport von 10°C sogar auf 15°C. Bis zum Abend hatten die Tiefausläufer die Britischen Inseln vollständig überquert, sodass dahinter vor allem im Westen Englands wie in Cornwall noch z.T. 10 Sonnenstunden gemessen wurden. Inzwischen hatten die Fronten des Tiefs auf Zentraleuropa übergegriffen. Bis 19 Uhr MEZ fielen im niederländischen Valkenburg und im französischen Boulogne-sur-Mer je 5 mm Niederschlag.

Der Tiefdruckwirbel KLAUS befand sich am 27.03. um 01 Uhr MEZ mit minimal ca. 1001 hPa über der Deutschen Bucht. Dabei existierte eine nach Norden weisende und bis über die Shetlands reichende Okklusion sowie eine weitere nach Süden über dem Westen Deutschlands und Osten Frankreichs verlaufende Okklusion. In der Höhe lag der Trog inzwischen über dem Bodentief, sodass sich das Tief nicht mehr weiter entwickeln konnte. In Amsterdam sowie im belgischen Elsenborn fielen bis 07 Uhr MEZ in 24 Stunden 8 mm Niederschlag. Im deutschen Tiefland wurden hingegen nur geringe Niederschlagsmengen von 1 bis 3 mm gemessen. Durch den Stau an den Gebirgen, weshalb die Luft zum Überqueren aufsteigen muss und sich somit abregnet, gab es in Süddeutschland sowie in Österreich mehr Niederschlag. So wurden in Freudenstadt im Schwarzwald 6 mm, im osttirolerischen Lienz 16 mm und in Klagenfurt in Kärnten 18 mm gemessen. Auf der Rückseite der Front sank die Temperatur vor allem in höheren Luftschichten wieder, sodass die Niederschläge im höheren Bergland teils in Schnee übergingen. So meldete etwa der Brocken bis um 13 Uhr MEZ 4 cm Neuschnee und auch die niedriger gelegenen Berge wie der Kahle Asten oder die Wasserkuppe meldeten zumindest 1 cm Schnee zum Mittagstermin. Im Süden und Osten Deutschlands gab es zwischen den Schauern zum Teil auch Sonnenschein von etwa 2 bis 4 Stunden, die die Luft stärker erwärmen konnten, als im Westen und Nordwesten des Landes, wo kompakte Bewölkung kaum Sonnenschein zuließ. Somit fielen die Höchstwerte beispielsweise in Cottbus mit 13°C deutlich höher aus, als in Soltau in der Lüneburger Heide mit 7°C. Auf dem Brocken, dem Feldberg im Schwarzwald sowie auf dem Großen Arber konnte mit -2°C bzw. jeweils -1°C sogar noch ein Eistag registriert werden, wofür die Temperatur nicht über 0°C ansteigen darf.

Bis zum 28.03. um 01 Uhr MEZ zog das Tiefdruckgebiet KLAUS weiter nach Nordosten und schwächte sich dabei ab, sodass sein Kerndruck nur noch 1008 hPa betrug. Er besaß noch eine nach Süden führende Kaltfront, die über dem südlichen Baltikum bis nach Ungarn vorzufinden war. Infolge der eingeflossenen maritimen Polarluft und einem nachfolgenden Zwischenhoch konnte sich die Luft in der teils nur gering bewölkten Nacht über Deutschland verbreitet stark abkühlen. So sank der Tiefstwert an den Flughäfen in Düsseldorf bzw. Münster/Osnabrück auf -1°C ab, sodass ein Frosttag registriert wurde, wofür das Temperaturminimum unter 0°C liegen muss. Auch in Fritzlar und Messstetten gab es mit -2°C als Minimum Frosttage. Bis zum Morgen um 07 Uhr MEZ wurden über Deutschland bedingt durch die rückseitigen Schauer noch etwa 1 bis 3 mm Niederschlag gemessen, wie in Kiel mit 3 mm. Auf dem Brocken fielen sogar 12 mm an Schnee, sodass sich dort die Gesamtschneehöhe auf 91 cm erhöhte. Im Bereich der Kaltfront regnete es im gleichen Zeitraum im nordostpolnischen Mikolajki 25 mm und auf den finnischen Aland-Inseln in Fagerholm 13 mm. Weiter nördlich, wie in Enontekio Nakkala kam mit 4 mm zwar deutlich weniger Niederschlag zusammen, dafür schneite es in Lappland leicht bis mäßig. Im nordnorwegischen Kautokeino erhöhte sich die Schneedecke infolge des Schneefalls um 4 cm im Vergleich zum Vortag. Durch die Wolken stieg die Temperatur z.B. in Finnland stark an. Während in Savukoski Kk nachts zuvor noch ein Minimum von -16°C auftrat, fiel die Lufttemperatur in der Nacht nur auf -4°C. Noch extremer war der Temperaturanstieg in Salla Naruska zu spüren, wo diese von -27°C auf -3°C anstieg. Die Höchstwerte lagen in Lappland im Bereich um den Gefrierpunkt, wie in Suolovuopmi Lulit mit -2°C, womit der Unterschied zwischen Minima und Maxima, der von Meteorologen als Tagesgang bezeichnet wird, nicht so stark ausfiel. Im übrigen Skandinavien stiegen die Maxima auf der Vorderseite des neuen atlantischen Tiefs LUCIEN hingegen meist an. Im schwedischen Vajmat stieg der Höchstwert von -4°C auf 3°C oder weiter südlich in Schweden in Edsbyn von 1°C auf 8°C. Trotz des nur sehr schwachen Bodentiefs konnten durch den Kurzwellentrog in der Höhe bis zum Abend um 19 Uhr MEZ in 12 Stunden noch einmal hohe Niederschlagssummen zusammenkommen. Im finnischen Rovaniemi Apukka fielen 8 mm, im litauischen Wilna 7 mm und im polnischen Suwalki 9 mm Niederschlag.

Das Tief KLAUS schwächte sich im Verlauf soweit ab, dass es am Folgetag nicht mehr in der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 07.06.2015 von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 27.03.2015

Pate: Klaus Kirsch