Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  KLAUS

(getauft am 31.01.2011)

 

Am Rande eines kräftigen Trogs über dem Nordatlantik entwickelte sich am letzten Januartag eine Wellenstörung, in der ein neues Tiefdruckgebiet entstand. Entlang der Höhenströmung wanderte diese junge Zyklone im Tagesverlauf nach Nordosten und schien somit für Mitteleuropa wetterwirksam zu werden. Darum wurde das Tief in den Prognosekarten des 31.01. auf den Namen KLAUS getauft.

Bis zum Morgen des 01.02. (01 Uhr MEZ) wanderte das Zentrum weiter nach Nordosten und lag mit einem Kerndruck (Luftdruck im Inneren der Zyklone) von etwa 1000 hPa einige hundert Kilometer südlich von Grönland. Außerdem entwickelte sich das Frontensystem, welches aus einer vom Kern ausgehenden Okklusion (Mischfront mit Warm- und Kaltfrontcharakter), sowie einer Warm- und einer Kaltfront bestand. Die Okklusion reichte etwa 150 km nach Osten und spaltete sich dort in die Warmfront, die weiter einige hundert Kilometer nach Osten reichte und in die Kaltfront auf, die in einem Bogen nach Südwesten bis zu den Bermuda-Inseln reichte.

Bis zum 02. Februar verstärkte sich KLAUS sehr stark. Der Kern lag südwestlich von Island und der Druck im Inneren fiel auf ca. 965 hPa ab. Auch der Okklusionsprozess schritt weiter fort. Diese reichte nun mehrere hundert Kilometer nach Osten bis südöstlich von Island. Die sich anschließende Warmfront verlief in einem Bogen zunächst nach Südosten, dann nach Osten entlang der irischen Küste und dann erneut nach Südosten bis zur Bretagne, wo sie in die Kaltfront eines voranlaufenden Tiefs überging. Dabei kam es auf den Britischen Inseln vielerorts zu Sprühregen oder Regen. Die Kaltfront verlief dagegen nach Südwesten hinaus auf den Atlantischen Ozean und schloss nahe der Azoren an die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs an.

Auch bis zum Folgetag (01 Uhr MEZ) zog der Wirbel weiter nach Nordosten, wobei der Okklusionsprozess zunehmend fortschritt. Das Zentrum lag mit einem Druck von unter 960 hPa über der Nordostküste Islands. Von diesem erstreckte sich die Okklusion in einem großen Bogen nach Osten, dann entlang der Skanden nach Süden bis an die Südspitze Norwegens, wo sie ihren Charakter in den einer Kaltfront umwandelte. Dort spaltete sich auch eine Warmfront ab, die in einem leichten südwestlichen Bogen bis nach Zentralfrankreich reichte, während die Kaltfront westlich dieser in einem langen Bogen über die Nordseeküste und den Ärmelkanal bis auf den Atlantik reichte. Dabei kam es entlang des gesamten Frontensystems zu Regen oder Sprühregen, der örtlich sogar als gefrierender Niederschlag fiel. Die Niederschlagsmaxima lagen an diesem Tag bei 25 l/m² in Bergen/Norwegen und 23 l/m² in Glasgow/Schottland.

Am 04. Februar veränderte KLAUS seine Struktur recht stark und bildete ein zweites Zentrum aus. Der erste Kern lag mit annähernd konstantem Druck nördlich von Island vor der grönländischen Küste. Von ihm verlief eine Okklusion in einem Bogen zunächst nach Nordosten bis nördlich der Inselgruppe Jan Mayen, dann nach Südosten bis nach Zentralfinnland, wo der zweite Kern mit einem Druck von ca. 985 hPa lag. Entlang dieser Front kam es zu teils gefrierenden Sprühregen. Vom zweiten Kern verlief eine weitere Okklusion in einem Bogen zunächst nach Osten bis nahe Moskau und dann nach Südwesten über Weißrussland und Polen bis nach Bayern. Während auch hier vermehrt Sprühregen gemeldet wurde, kam es in Russland zu Schneeschauern.

Bis zum Morgen des 05.02. (01 Uhr MEZ) verlagerte KLAUS seine beiden Zentren nur leicht nach Osten, jedoch ließen sie an Intensität nach. Vom ersten Kern verlief eine rückläufige Okklusion nach Nordwesten bis vor die grönländische Küste. Eine voranlaufende Okklusion verband ihn weiterhin mit dem zweiten Kern, der nun südlich des Weißen Meeres lag. Von diesem verlief eine Okklusion nach Osten und spaltete sich nahe des Zentralurals in eine weiter nach Osten reichende Warmfront und in eine nach Süden reichende Okklusion mit Warmfrontcharakter auf.

Am 06. Februar hatte das Tief KLAUS seine Struktur erneut stark verändert. Der Wirbel hatte ein Zentrum, das mit einem Kerndruck von ca. 980 hPa östlich der Inselgruppe Jan Mayen lag. Von diesem verlief eine Okklusion zunächst nach Südosten und dann in einem Bogen südlich des Kerns bis vor die Küste Grönlands.

Bis zum 07.02. ließ das Tiefdruckgebiet weiter an Intensität nach. Das Zentrum der Zyklone lag Nordwestlich der Lofoten und es hatte sich eine rückläufige Okklusion ausgebildet, die nach Nordwesten entlang der Küste Grönlands bis zum 80. Breitengrad reichte. Auf der Vorderseite reichte eine Okklusion mit Warmfrontcharakter nach Osten, nördlich der Skanden dann nach Südosten über den Bottnischen Meerbusen und Südfinnland bis nach St. Petersburg, wo sie an eine voranlaufende Kaltfront anschloss. Dabei waren sehr deutliche Temperaturgegensätze festzustellen. Während südlich der Front in Helsinki und Tallinn -11°C, bzw. -5°C gemessen wurden, lagen die Temperaturen nördlich der Front in Murmansk und Archangelsk bei -32°C, bzw. -34°C. Der fortschreitende Okklusionsprozess sorgte jedoch dafür, dass das Tief an Wetterwirksamkeit verlor. Am 08.02. wurde die Zyklone KLAUS nicht mehr als eigenständiges Tief auf der Wetterkarte geführt. 

 


Geschrieben am 02.03.2011 von Benjamin Siebert

Berliner Wetterkarte: 03.02.2011

Pate: Klaus Dyroff