Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet LASZLO

(getauft am 23.01.2019)

 

Zu Beginn der dritten Januardekade 2019 drang ein neues Tiefdruckgebiet, welches sich bereits um den 18. Januar herum im Bereich des Mittleren Westen der USA gebildet hatte, in den atlantisch-europäischen Raum und damit in den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte vor. Da über dem zentralen Atlantik ein ausgedehntes Hochdruckgebiet lag, schlug die junge Zyklone ab dem 22. Januar eine recht nördliche Zugbahn über dem Atlantik Richtung Europa ein. Dort sollte sie an den Folgetagen die vormals winterlich-kalte Witterung in Mittel- und Südeuropa beenden. So wurde das Tiefdruckgebiet in der Analyse des 23. Januar auf den Namen LASZLO getauft.

Am Morgen des Tauftages, nämlich um 06 Uhr UTC, was 08 Uhr MESZ entspricht, befand sich die Zyklone LASZLO mit ihrem Kern mit einem Luftdruck von knapp 995 hPa nordöstlich von Neufundland. Ihre Ausläufer reichten zum einen als Warmfront weit über den Nordatlantik nach Osten bis über das Seegebiet westlich der Britischen Inseln; zum anderen als Kaltfront südwärts über die Saragossasee bis in subtropische Breiten. Zuerst machten sich die Ausläufer des Tiefs LASZLO über den Britischen Inseln, genauer gesagt Irland, bemerkbar. Nachdem es hier bereits am Tag zuvor schon Niederschläge gegeben hatte, kam von Westen neuer Regen auf. Dieser war jedoch eher schwacher Intensität, mehr als 2-4 l/m² in einem Messintervall zwischen 06 und 18 Uhr UTC konnten nicht festgestellt werden. In der mit der Warmfront herantransportierten wolkenreichen, aber milden Atlantikluft stiegen die Temperaturen auf bis zu 10°C. Dagegen blieb es vor der Front in subpolarer Meeresluft trotz reichlich Sonnenschein mit Temperaturen unter 5°C spürbar kühler.

Während sich die Warmfront in der Nacht zum 24. Januar nur sehr zögerlich Westeuropa näherte, verlagerte sich das Tief LASZLO ohne nennenswerte Druckänderung mit seinem Kern über das Seegebiet von Island. Damit einhergehend dehnten sich die leichten Regenfälle auch auf England aus, mehr als 2-3 l/m² wurden jedoch nicht gemessen, vielfach sogar weniger als 1 l/m² innert zwölf Stunden. Kaum kräftiger fielen die Niederschläge in Nähe des Zentrums über Island aus. Hier brachten schauerartige Regen-, Schneeregen und Schneefälle nur vereinzelt maximal 6,7 bzw. 6,3 l/m² innerhalb von 24 Stunden bis zum Folgetag 00 Uhr UTC, z.B. in Dalatangi und auf den Vestmannaeyjar. Ansonsten wurden nur geringe Niederschläge um 1 l/m² verzeichnet.

Noch in der Nacht zum 25. Januar erreichte der leichte Regen und Sprühregen vom Atlantik her auch Frankreich und dehnte sich rasch weiter ostwärts aus. Die anfangs noch mit einzelnen Schneeflocken vermischten Regenfälle brachten allerdings selten mehr als 1 l/m² innerhalb von zwölf Stunden. Die Wetterstation am Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle meldete beispielsweise um 21 Uhr UTC des 24. Januars leichten Schneeregen, ab 23 Uhr UTC leichten Regen und in den Frühstunden um 06 Uhr UTC des 25. Januars dann schließlich dichten Nebel, der sich infolge der einströmenden, feucht-warmen Atlantikluft gebildet hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Wirbel LASZLO mit seinem Zentrum bereits das Europäische Nordmeer erreicht und lag südöstlich von Island. Es hatte ein reiferes Stadium in der Entwicklung einer Zyklone erreicht und die Ausläufer waren im nördlichen Teil okkludiert, d.h. Warm- und Kaltfront waren zusammengelaufen. Die Okklusionsfront verlief vom Kern aus südwärts bis über Schottland, die daran anschließende Warmfront weiter südwärts über England und Frankreich bis über Spanien und die kurze Kaltfront nach Westen, wobei sie bereits über Nordirland in die Warmfront des nachfolgenden Tiefs MARTIN überging. Im Laufe des 25. Januars drang die Warmfront des Wirbels LASZLO mit weiteren Niederschlägen nach Osten vor, zog über Frankreich, die Britischen Inseln und die Nordsee und erreichte zum Abend auch die Benelux-Staaten und Deutschland. Während auf der Vorderseite der Front bis ins Flachland zunehmend Schnee fiel, stieg hinter der Front mit Einfließen milderer Atlantikluft die Schneefallgrenze schnell auf über 1200 m an. Die Intensität der Warmfrontniederschläge blieb weiter gering; So meldete Lille zwischen 06 und 18 UTC 0,2 l/m² und Toulouse 0,8 l/m². Lediglich in Nordseenähe fiel etwas mehr Niederschlag, z.B. in Amsterdam mit 2,0 l/m² oder in Emden mit 2,8 l/m². Einen deutlichen Niederschlagsschwerpunkt bildete Süd- und Westnorwegen und hier vor allem die küstennahen Gebiete. In Nähe zum Tiefdruckkern kam es zu schauerartigen Niederschlägen, die zwölfstündig bis zum Abend beispielsweise in Kristiansand 6 l/m² oder in Bergen 4 l/m² brachten. Höchstwerte wurden zudem mit rund 10 l/m² in Lista, Lindesnes und Mandal erreicht und die Station Kosmo-Hoyland maß sogar 16,0 l/m². Da die Temperaturen in Norwegen selbst im Hochwinter in Küstennähe oftmals leichte Plusgrade erreichen, während weiter im Landesinneren und im Skandinavischen Gebirge mäßiger-starker Frost anzutreffen ist, fielen die Niederschläge teils als Schnee, Schneeregen oder sogar Regen.

In der Nacht zum 26. Januar setzten sich die Regen- und Schneeschauer über Südnorwegen mit ähnlichen Mengen von 2-10 l/m² in zwölf Stunden bis 06 Uhr UTC fort. Gleichzeitig breiteten sich Warmfrontniederschläge weiter ostwärts über Deutschland und Dänemark aus, dies allerdings zügiger und intensiver, als an den Vortagen. Ursache war ein Schwall neuer Warmluft, der mit dem sich verstärkenden Tief MARTIN vom Atlantik aus Westeuropa erreichte. So konnten auch die Niederschläge nicht ausschließlich dem Tief LASZLO zugeordnet werden. Schwerpunkt der nächtlichen Niederschläge bildete ein Streifen von den Niederlanden über den Nordwesten und die Mitte Deutschlands bis nach Franken und Sachsen. Zwischen 18 und 06 Uhr UTC des 26. Januars gab es hier meist 5-10 l/m² festen und flüssigen Niederschlag, maximal wurden sogar bis zu 18,2 l/m² in Bad Lippspringe gemessen. Bis zum Morgen konnte sich die wärmere Luft und damit auch der Regen bis zu einer Linie von Westmecklenburg und Börde bis zum Thüringer Becken und dem Hessischen Bergland durchsetzen. Selbst in den Hochlagen der Mittelgebirge fiel nun gefrierender Regen oder Sprühregen, verbunden mit erheblicher Glättegefahr. Die Station Hannover-Flughafen beispielsweise meldete am 25. Januar um 19 Uhr UTC noch leichten Schneefall bei -2,3°C, um 00 Uhr UTC bei +1,1°C Schneeregen und am Morgen um 06 Uhr UTC schließlich leichten Regen bei +3,7°C. In Frühstunden des 26. Januars befand sich der Kern von Tief LASZLO mit einem Luftdruck von knapp 995 hPa zwischen den Shetland-Inseln und der norwegischen Westküste. Es war der letzte Tag an dem die Zyklone als eigenständiges Tief analysiert wurde, denn im Tagesverlauf zog das nachfolgende Atlantiktief MARTIN unter Verstärkung in Richtung Norwegischer See und Nordsee und nahm bis zum Tagesende das Tief LASZLO vollständig in seine Zirkulation mit auf. Hierdurch sollte sich die mildere Meeresluft nicht nur in ganz Deutschland und bis nach Dänemark, Österreich und die Schweiz durchsetzen, sondern auch ein wechselhafter, windiger Witterungsabschnitt in ganz Mitteleuropa eingeläutet werden. Das Winterwetter zog sich bisweilen in höhere Mittelgebirgslagen, die Alpen, sowie nach Skandinavien zurück.