Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet LAURA
(getauft am 13.11.2016)
Am 13. November reichte die Höhenströmung in 5,5 km
vom südlichen Grönland bis nach Island und führte damit zu einer regen
Tiefdruckaktivität. An der Westseite des Systems strömte Kaltluft aus dem
Nordosten Kanadas nach Südosten über den Nordatlantik. Eine gut definierte und
lange Polarfront konnte sich in der Folge ausbilden. An dieser Luftmassengrenze
entstand im Tagesverlauf eine, nur am Boden ausgeprägte, schwache Zyklone.
Diese wurde in der Prognose für den Folgetag von der Berliner Wetterkarte auf
den Namen LAURA getauft.
Am 14. November um 01 Uhr MEZ konnte die Zyklone LAURA
erstmals auf der Bodenkarte der Berliner Wetterkarte analysiert werden. Der
nicht sehr stark ausgeprägte Kern mit einem Druck von ca. 1008 hPa
positionierte sich 1500 km westlich der irischen Küste. Nach Nordosten,
beziehungsweise nach Südwesten, erstreckten sich die jeweils 1000 km lange
Warm- und Kaltfront. Der Bereich zwischen den Fronten wird als Warmluftsektor
bezeichnet, da dort mit südwestlichen Winden wärmere Luftmassen herangeführt
werden. Der Kern von Tief LAURA zog im Tagesverlauf in Richtung der
Färöer-Inseln, wobei sich die Warmfront knapp südwestlich der Südwestküste
Norwegens befand und die Kaltfront Irland und Schottland überquerte. Die
24-stündigen Regenmengen entlang der Kaltfront erreichten gebietsweise 3 bis 9
mm, vereinzelt in Nordwestschottland und auf den Shetlandinseln 10 bis 19 mm.
So meldeten die schottischen Stationen Aultbea und Skye 10,6 mm beziehungsweise 19,0 mm sowie Lerwick auf den Shetlandinseln 10,0 mm. Im Vorfeld der
Kaltfront wurden im Warmluftsektor milde Temperaturen von 12 bis 17°C erreicht.
Am wärmsten wurde es im nordirischen Finner mit
16,9°C und im schottischen Aboyne mit 17,1°C. Auch in
London wurde es mit 13°C für die Jahreszeit sehr mild. Verbunden mit dem
Frontendurchgang gab es in Schottland und Irland Windböen von 60 bis 80 km/h,
in den schottischen Highlands Orkanböen von 122 bis 159 km/h.
Am 15. November um 01 Uhr MEZ lag der nun deutlich intensivierte
Kern von Tief LAURA über den Färöer-Inseln mit einem Druck von ca. 988 hPa. Die
Zyklone LAURA zog in einer starken Höhenströmung nach Nordosten, währenddessen
sich die Fronten nach Osten bzw. nach Südosten verlagerten. Das Einflussgebiet
vergrößerte sich deutlich und schloss Skandinavien und Mitteleuropa ein.
Verbreitet fielen in Großbritannien, den Beneluxstaaten, Frankreich,
Deutschland, Schweiz, Österreich, Tschechien, Polen, Dänemark, Norwegen und
Schweden 1 bis 5 mm Regen. Dabei konnten sich zwei Niederschlagsschwerpunkte
ausbilden. Der Erste befand sich in einem Streifen von Nordrhein-Westfalen, über Hessen, bis
nach Nord- und Mittelbayern sowie dem südlichen Sachsen. Unter Einfluss der
wellenden Warmfront und der Kaltfront fielen 24-stündig 10 bis 26 mm. Köln
vermeldete 17,6 mm, Solingen 26,2 mm und Würzburg 14,0 mm. Auch sonst fielen
fast bundesweit um 5 mm Regen. Beispielsweise meldete München 6 mm, Berlin 5
mm, Dresden 7 mm und Frankfurt am Main 6 mm. Die herannahenden Fronten
beendeten in Deutschland die erste teils frühwinterliche Witterungsperiode.
Beim Übergang konnte anfangs in Nordbayern und Thüringen gefrierender Regen
beobachtet werden. Die Höchstwerte erreichten von Brandenburg bis nach Bayern 1
bis 4°C, sonst setzte sich deutlich mildere Luft mit Höchsttemperaturen von 8
bis 12°C durch. Im Einflussgebiet der Zyklone wurde es im Südosten von England am
wärmsten. Dort konnten 15 bis 17°C registriert werden, wie in London mit 16°C.
Der Wind fiel meist schwach aus, da der Kern relativ weit entfernt war und es
deshalb keine großen Luftdruckgegensätze gab. Die höchste Böe in Deutschland meldete
Helgoland mit 65 km/h. Der zweite Niederschlagsschwerpunkt mit deutlich höheren
Windgeschwindigkeiten stellte die norwegische Westküste dar. 24-stündig registrierten
die Stationen Regenmengen von 10 bis 25 mm. Weiter ins Landesinnere nahmen die
Mengen ab und in Nordschweden und Finnland gingen die Niederschläge in Schnee
über. Während in Finnland mit Werten von -1°C bis -5°C Dauerfrost herrschte,
erreichten die Höchstwerte an der norwegischen Westküste 10 bis 13°C.
Verbreitet wurden orkanartige Böen, vereinzelt Orkanböen, verzeichnet. Svinoy vermeldete 119 km/h, Sula
108 km/h, Myken 112 km/h und Bo 108 km/h.
Am 16. November um 01 Uhr MEZ befand sich der weiter verstärkte
Kern der Zyklone LAURA zwischen Spitzbergen und Norwegen über dem Nordmeer. Der
Druck erreichte Werte von ca. 968 hPa. Das Tief LAURA bestand aus einer fast
vollständig okkludierten Front. Dabei holt die schneller ziehende Kaltfront die
Warmfront ein und es entsteht eine Mischfront, die als Okklusion bezeichnet
wird. Diese reichte von Nordfinnland über die Ostsee, Warschau bis München. Die
Niederschlagsmengen entlang der Front blieben gering mit 0,1 bis 2 mm. Mit der weiteren
Verlagerung setzten sich auch in Finnland mildere Luftmassen durch. In Helsinki
fiel bei Höchstwerten von 2°C leichter Regen und die vorhandene Schneedecke
schrumpfte von 11 cm auf 5 cm am Folgetag. Auch im östlichen Polen schmolz bei
Werten von 3 bis 5°C die dünne Schneedecke von 1 bis 3 cm vollständig ab. Im
weiteren Verlauf zog der Kern von Tief LAURA weiter nach Norden und befand sich
damit außerhalb des Bereichs der Berliner Wetterkarte. Die wenig wetterwirksame
Okklusion konnte sich nicht gegen die Kaltluft in Osteuropa durchsetzten und
blieb über den baltischen Staaten stationär, ehe sie sich komplett auflöste.
Geschrieben am 01.12.2016 von Dennis Schneider
Berliner Wetterkarte: 15.11.2016
Pate: Laura Emilia Schreiber