Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet LEONHARD

(getauft am 05.04.2017)

 

Der nördliche Ableger eines noch unbenannten Tiefs, das am 04.04.17 um 02 Uhr MESZ südöstlich von Neufundland lag, verlagerte sich im weiteren Verlauf nach Nordosten. Da diese Zyklone Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa nehmen sollte, wurde es in der Prognose für den 06.04.17 auf den Namen LEONHARD getauft.

Am 06.04.17 um 02 Uhr MESZ wurde Tief LEONHARD mit dem Kern circa 400 km westlich von Island und einem Druck von knapp unter 1000 hPa analysiert. Die Okklusion erstreckte sich von dort nach Osten bis zum Okklusionspunkt, der sich über Nordisland befand. Eine Okklusion bezeichnet eine Mischfront, bei welcher die schneller ziehende Kaltfront die vorlaufende Warmfront eingeholt und vom Boden angehoben hat. Der Punkt, an dem dies geschieht, wird als Okklusionspunkt bezeichnet. Die leicht bogenförmige Warmfront verlief von diesem Punkt aus über rund 1100 km bis zu den Shetland-Inseln. Die Kaltfront der Zyklone LEONHARD wand sich in einem Bogen über dem Südosten Islands und dem nordöstlichen Atlantik und wies eine Länge von etwa 1000 km auf. Am Ende dieser Front schloss sich die Warmfront eines unbenannten Tiefs über dem zentralen Nordatlantik an. Beim Durchzug der Warmfront fielen bis 08 Uhr MESZ innerhalb von 12 Stunden einheitliche 0,2 l/m² an den Stationen auf den Shetland-Inseln. Bestärkt durch die höhere Konvektivität an Kaltfronten im Gegensatz zu den Warmfronten regnete es an ihnen sowie an der Mischfront ergiebiger. So fielen im selben Zeitraum in Torshavn auf den Färöer-Inseln 3 l/m², im westisländischen Grundafjordur 4,6 l/m² oder sogar 8,5 l/m² in Burfell im Südwesten Islands. Im Einflussbereich des Wirbels LEONHARD stiegen die Temperaturen auf Werte zwischen 6,9°C und 9,7°C, so zum Beispiel in der Hauptstadt der Färöer.

In die Höhenströmung eingebettet zog das Tief LEONHARD bis zum nächsten Tag weiter nach Osten. Es befand sich nahe der skandinavischen Küste zwischen Trondheim und Bergen und hatte sich mit einem Kerndruck von etwa 1008 hPa leicht abgeschwächt. Die circa 1000 km lange Okklusion verlief in einem Bogen vom südlichen Europäischen Nordmeer bis zum Großraum Oslo. Dort trennten sich Warm- und Kaltfront am Okklusionspunkt wieder. Die Warmfront erstreckte sich 900 km bogenförmig zuerst nach Süden und anschließend nach Südwesten quer über Dänemark und die Nordsee. Die Kaltfront wies einen engeren Bogen auf und verlief über gut 1000 km vom äußersten Süden Norwegens bis zu den Shetland-Inseln. Daran schloss sich die Warmfront des Wirbels MARCEL an, welcher sich südwestlich von Island über dem Atlantik befand. Zusätzlich war nördlich der Mischfront eine weitere etwa 500 km lange Okklusion im Abstand von rund 200 km vorgelagert, die ein Teil von mehreren Mischfronten über Nordeuropa war. Der meiste Regen wurde an dieser Front registriert. An den Stationen Fossmark und Kvamskogen-Jonshogdi, die sich in der Nähe von Bergen befinden, betrug die 12-stündige Regenmenge bis 08 Uhr MESZ jeweils 7 l/m². Knapp 250 km nordöstlich in Mannen regnete es sogar 9 l/m² im selben Zeitraum. Deutlich weniger wetterwirksam und somit wesentlich weniger Niederschlag produzierten die Warm- und die Kaltfront. Spitzenreiter an ersterer war Karup im zentralen Dänemark mit 1 l/m² und an der Kaltfront wurden 2 l/m² in Lerwick auf den Shetland-Inseln von den Messgeräten registriert. Da Tief LEONHARD nur noch recht schwach ausgebildet und relativ kleinräumig ausgeprägt war, wiesen die Temperaturen vor und hinter den Fronten keine bedeutenden Unterschiede auf. So stiegen die Werte auf 11,5°C in Bergen, 8,4°C in Stavanger oder 14,2°C in Rotterdam.

An der Nordostflanke des Hochdruckgebietes ORTRUD gelang Tief LEONHARD zunehmend unter Einfluss des selbigen und schwächte sich deswegen weiter ab. Aus diesem Grund war es nicht mehr als ein benanntes Tief auf der Berliner Wetterkarte eingezeichnet und verschwand somit von dieser.


 

Geschrieben am 26.05.2017 von Matthias Janke

Berliner Wetterkarte: 06.04.2017

Pate: Leonhard Filz