Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet LEONIE
(getauft am 25.01.2016)
Im Laufe der
zweiten Januarhälfte bildete sich aufgrund einer kleinen Störung in der
Höhenströmung in 5,5 km Höhe an der Ostküste Nordamerikas ein Bodentief aus.
Dieses verlagerte sich bis zum 25.01. über den Atlantik und teilte sich dabei
in zwei Tiefdruckkerne. Das etwas östlichere, knapp 1500 km südlich Grönlands
liegende Tiefdruckgebiet wurde auf den Namen KARIN getauft und der westlichere,
sich südlich von Neufundland befindende Wirbel wurde am 25.01. in der Prognose
für den Folgetag auf den Namen LEONIE getauft. Die Entwicklung des Tiefs LEONIE
vollzog sich dabei jedoch schneller als vorhergesagt, wodurch es bereits auf
der Analysekarte dieses Tages namentlich verzeichnet werden konnte.
Aufgrund einer
starken Höhenströmung verlagerte sich die Zyklone LEONIE rasch nach Osten und
hatte so schon frühzeitig Einfluss auf das europäische Wettergeschehen. Das
Tiefdruckzentrum lag am 26.01. mit einem Druck im Zentrum von etwa 100 hPa ca.
1100 km nördlich der Azoren über dem Atlantik. Tief LEONIE wies eine nach Osten
gerichtete Warmfront, die in die Kaltfront des Tiefs KARIN überging und eine
sich nach Westen erstreckende Kaltfront auf, die bei den Bermudas den
Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte verließ.
Schon am Folgetag
hatte der Wirbel LEONIE um 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, die westliche Küste
Irlands und einen Kerndruck von 995 hPa erreicht. Die Warmfront erstreckte sich
vom Kern über die Britischen Inseln bis zur Nordsee, wohingegen die Kaltfront nach
Süden über den Atlantik reichte. Durch den Warmluftsektor, was der Bereich
hinter der Warmfront und vor der Kaltfront ist, wurden in London Temperaturen
bis zu 13,2°C gemessen, da in diesem Bereich vom Wirbel LEONIE maritime
Luftmassen subtropischen Ursprungs herbeigeführt wurden.
Durch starke
Höhenwinde, welche zwischenzeitlich bis zu 287 km/h annahmen, befand sich das
Tief LEONIE am 28.01. bereits über Oslo. Währenddessen verstärkte sich der
Wirbel und erreichte seinen minimalen Kerndruck von 980 hPa gegen 06 Uhr UTC. Dabei
hatte sich eine kurze Okklusion ausgebildet, d.h. die schneller ziehende
hintere Kaltfront hatte die Warmfront eingeholt und angehoben. Die dabei
entstandene Mischfront wies Eigenschaften beider Frontentypen auf. Der
Okklusionspunkt bezeichnet den Ort, wo diese zusammentreffen. Die Kaltfront des
Wirbels LEONIE reichte vom Okklusionspunkt südlich von Stockholm über die
Ostsee, Deutschland, Frankreich und die Biskaya bis über den Atlantik. Die
Warmfront führte hingegen nach Südosten über Estland, Weißrussland und die
Ukraine. Die Temperaturen am Londoner Flughafen Heathrow konnten durch den Einfluss
der herangeführten polaren Luftmassen nur knapp 2°C erreichen, was die Folge
der durchgezogenen Kaltfront war, welche über Irland und Großbritannien hinweg
bis Frankreich zog. Im selben Zeitraum fielen auf Grund des Frontensystems in Camborne, im Südwesten Englands in der Grafschaft Cornwall,
innerhalb von 24 Stunden 22,8 mm bis 06 Uhr UTC Niederschlag. Das
Niederschlagsband überquerte auch Deutschland und brachte Niederschlagshöhen
bis zu 13,8 mm in Ahaus mit sich. In Freiburg hingegen wurden Temperaturen bis
15,3°C und eine 24-stündige Niederschlagshöhe von 0,1 mm gemessen. Das
Sturmtief LEONIE brachte auch starke Windgeschwindigkeiten mit sich. An der
deutschen Bucht wurden Durchschnittsgeschwindigkeiten von 49,1 km/h für diesen
Tag gemessen, auch in Berlin-Dahlem wurden Böen bis zur Stärke 8 der
Beaufortskala erreicht.
Am 29.01. um 00 Uhr
UTC hatte sich das Tief LEONIE mittlerweile bis nach Karelien mit kaum
verändertem Kerndruck verlagert. Vom Kern wies eine Okklusion in nordwestliche
Richtung und verband sich mit der Okklusion des über dem Nordmeer liegenden
Tiefs JUDITH. Eine weitere Okklusion erstreckte sich nach Norden vom Kern
ausgehend bogenförmig um den Kern herum nach Süden und spaltete sich etwa beim
Ursprung des Flusses Don in eine nach Südosten reichende Warmfront und eine
über die Karpaten bis zu den Alpen führende Kaltfront auf.
Von Westen näherte
sich das Tief MARITA, so dass sich der Wirbel LEONIE abschwächte und am
Folgetag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben
am 07.03.2016 von Lisa Degenhardt
Berliner Wetterkarte:
28.01.2016
Pate: Jan ''Der Reppahn'' (www.you-fm.de)