Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
LEON
(getauft am
07.07.2011)
Anfang Juli 2011 lag ein Hoch über Mitteleuropa, im
Gegensatz dazu befand sich über dem Nordatlantik ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet,
dessen Frontensystem über die Britischen Inseln und Frankreich bis zur
Iberischen Halbinsel reichte. In diesem Frontensystem entwickelte sich bis zur
Nacht vom 06. auf den 07. Juli ein neuer Wirbel mit Zentrum am nordwestlichen
Alpenrand, der einen wechselhafteren Witterungsabschnitt einläutete. Da dieses
Tief für Mitteleuropa wetterwirksam zu werden schien, wurde es noch für den
selben Tag auf den Namen LEON getauft.
Am 07. Juli gegen 02 Uhr MESZ befand sich das Zentrum des
Tiefdruckgebietes mit einem Luftdruck von ca. 1008 hPa über der Westschweiz,
nördlich des Alpenhauptkammes im Berner Oberland. Die Warmfront reichte entlang
der Alpen nach Osten bis zum Bayrischen Wald und schloss dort an ein anderes
Tief an. Auf der Rückseite erstreckte sich dagegen eine Kaltfront nach
Südwesten über das Rhône-Tal und der Côte d'Azur bis auf den Golf von Lion.
Nahe des Tiefzentrums entwickelten sich
kräftige Schauer, wobei sehr hohe Niederschlagsmengen registriert wurden. Bis
zum Mittag verlagerte das Tiefdruckgebiet sein Zentrum entlang des nördlichen
Alpenrandes weiter nach Osten und lag nun südöstlich von München. So fielen in
der zweiten Tageshälfte am Bodensee innerhalb von 12 Stunden über 40 l/m²
Regen.
Bis zum Morgen des 08. Juli zog das Tief LEON, unter
gleich bleibendem Druck, entlang der Höhenströmung weiter nach Norden und lag
nun mit dem Zentrum südlich des Erzgebirges. Von dort verlief die Warmfront
nach Nordwesten über Mittel- und Norddeutschland bis hinaus auf die Nordsee und
schloss dort an ein anderes Tief an. Besonders im Norden Deutschlands kam es
dabei zu großräumigen, leichten Regen oder
Sprühregen. Die Kaltfront der Zyklone verlief fast wie am Vortag nach
Südwesten, nun entlang der Südalpen und dem Rhône-Tal bis zur Côte d'Azur und von
dort nach Süden bis fast zu den Balearen. Nahe des Kerns, sowie entlang der
Kaltfront kam es dabei zu ersten Gewittern, die besonders in den Alpen sehr
ergiebige Niederschlagsmengen ergaben. Während in Zürich bereits 54 l/m² durch
gewittrige Schauer fielen, wurden im norditalienischen Locarno sogar 123 l/m²
innerhalb von 24 Stunden gemessen. Im Tagesverlauf verlagerte sich Tief LEON
mit der Höhenströmung nach Nordosten und lag gegen 14 Uhr MESZ bereits über
Zentralpolen. Entlang der Kaltfront, die sich nach Süden erstreckte, wurden
außerdem recht starke Temperaturgegensätze deutlich. Während vor der Kaltfront
in der zentralen Slowakei am frühen Nachmittag Werte über 30°C gemessen werden
konnten, wurde schon entlang der Grenze zu Tschechien und Nordösterreich
höchstens 25°C registriert.
Am Abend und in der Nacht zum 09. Juli lag der Kern der
Zyklone mit einem Druck von etwa 1012 hPa über Ostpolen. Die Warmfront verlief
nach Nordwesten bis zur russischen Enklave Kaliningrad an der Ostsee, wo sie an
ein anderes Tief anschloss, während die Kaltfront sich in einem Bogen zunächst
nach Südosten und Süden bis zur weißrussisch-ukrainischen Grenze nahe Brest
erstreckte. Von dort verlief sie nach Südwesten über Südpolen und den Süden
Tschechiens bis in den Münchener Raum. Kräftige Schauer entlang der Kaltfront
sorgten nochmals für ergiebige Niederschlagsmengen mit über 30 l/m² im
tschechischen Raum, sowie im Bayrischen Wald mit bis zu 56 l/m². Im Bereich
recht schwacher Luftdruckgegensätze zwischen den beiden Tiefs KURT über der
Nordsee und JÖRG über dem Wolga-Quellgebiet des Urals, sowie einem Hoch über
dem Balkan ließ nun die Wettertätigkeit des Wirbels LEON langsam nach. Am
Morgen des 10. Juli das Tief LEON nicht mehr als eigenständiges Druckgebiet auf
der Wetterkarte geführt.
Geschrieben am
23.08.2011 von Benjamin Siebert
Wetterkarte:
08.07.2011
Wetterpate: Radoslav Usorac