Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  LEOPOLD

(getauft am 15.1.2003)

 

 

 

Tief LEOPOLD entstand am 15.1. auf der Vorderseite eines Höhentiefs über Neufundland. Am Tage darauf befand es sich mit einer ausgeprägten Okklusionsfront nordöstlich auf der Höhe von Grönland. Bis zum 17.1. wurde es von einer kurzen Welle der Höhenströmung „mitgenommen“ und lag um Mitternacht dieses Tages südlich von Island. Zu diesem Zeitpunkt hatte die zugehörige Warmfront schon Norwegen erreicht, während die nachfolgende Okklusionsfront vor den britischen Inseln lag und dort in Form von teilweise starken Niederschlägen wetterwirksam wurde. Hoch ELA verhinderte zunächst noch den Einfluss der Warmfront auf das Wetter in der Bundesrepublik, zog aber langsam in Richtung Balkan, so dass erst am 20.1. ein Frontensystem nach Deutschland gelangte; es gehörte allerdings nicht mehr zu Tief LEOPOLD, denn dieses war bereits über Skandinavien hinweg nach Russland bzw. Westsibirien gezogen. Hier teilte es sich in zwei Zentren, denn ein Teil des tiefen Druckes am Boden blieb in einem etwas gradientschwächeren Gebiet (das heißt ein Gebiet mit geringeren Druckunterschieden) liegen, während der andere Teil mit der Höhenströmung weiter in Richtung Sibirien zog.

Auf seinem Weg brachte es am 18.1. milde Meeresluft zunächst nach Litauen, dann am 19.1. vom Südwesten her bis zum Weißen Meer, wobei in Archangelsk bei einem Temperaturanstieg bis +2 °C leichtes Tauwetter einsetzte. In Lappland und im äußersten Norden Russlands blieb es dagegen sehr kalt mit Temperaturhöchstwerten unter –10 °C, teilweise auch zwischen –15 und –20 °C.

Bis zum 21.1. waren Leopold I und II noch am nordöstlichen Rand der Berliner Wetterkarte zu erkennen, danach kann über ihre weitere Entwicklung nichts mehr gesagt werden. Am Rand dieses umfangreichen Tiefdruckkomplexes floss arktische Luft in den Nordosten Europas und brachte dort Tiefsttemperaturen unter –30 °C.

Es handelte sich um ein Drucksystem, das wegen seiner - im Vergleich zu vielen winterlichen Tiefdrucksystemen nördlicheren Zugbahn eine größere Beständigkeit hatte, da der Weg auf dieser Zugbahn über mehr Wasser führte.

 

 


Geschrieben von: am 03.02.2003 Matthias Zoeller

Quelle: Berliner Wetterkarte 15.1. bis 21.1.2003

Pate: Elke Hemmerich