Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet LIANE

(getauft am 02.12.2010)

 

Aufgrund einer wellenförmigen Strömung im 500 hPa – Niveau, was etwa einer Höhe 5500 m entspricht, wurde die Genese des Tiefs LIANE prognostiziert und die Taufe erfolgte somit am 02.12.2010 auf der Vorhersagekarte für den Folgetag. Die Position des Kerns von LIANE  wurde dabei mittig zwischen Island, Norwegen und Schottland über Atlantik vorhergesagt. Ihr Frontensystem sollte zu diesem Zeitpunkt vollständig okkludiert, also bestehend aus einer Front mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, vorliegen und vom Nordpolarmeer, entlang der Nordnorwegischen Küste, über Schottland und entlang der Ostküste Irlands  in einem Bogen einige hundert Kilometer über den Atlantik auf Breite der Südküste Englands reichen.

Bis zum 03.12.2010 hatte sich der Tiefdruckwirbel dann nördlich der Shetland Inseln auf der Breite von Bergen mit einem Kerndruck von rund 995 hPa entwickelt. Sein Frontensystem war dabei zu weiten Teilen als Okklusion ausgebildet, die von den Lofoten bis über das Meer westlich der Äußeren Hebriden reichte. Dort spaltete sie sich in eine Warm- und Kaltfront auf, die westlich von Irland lagen und im Falle der Warmfront über dem Atlantik weit nach Süden bis auf die Breite Lissabons reichte. Dort ging sie in die Kaltfront eines nicht benannten Tiefs über. Die Kaltfront reichte auf Breite des südwestlichsten Zipfels Irlands über den Atlantik bis annähernd auf den Längengrad von Angmogssalik auf Grönland.

Am Folgetag befand sich der Kern des Wirbels LIANE zwischen Schottland und den Shetlands. Die okkludierte Front reichte von der Norwegischen See auf Höhe Trondheim entlang der englischen Ostküste bis zum Ärmelkanal, wo sie sich in eine Warm- und eine Kaltfront aufspaltete. Im Zuge des Frontendurchgangs meldeten die Stationen Dublin, Edinburgh und London vollständig oder fast vollständig geschlossene Wolkendecken. In London herrschte bei Temperaturen um 2°C am Morgen bis hin zu 6°C als Tageshöchsttemperatur leichter Sprühregen, der zum Teil auch als Schneeregen fiel.

Die Frontausläufer erreichten bis zum 05.12.2010 auch Deutschland und beendeten hier eine Eistagephase von bis dato 8 Tagen. Der Kern des Tiefdruckwirbels LIANE hatte sich mittlerweile zur Mitte der Nordsee verlagert und sich dabei auf etwas unter 1000 hPa abgeschwächt. Die Warmfront verlief in einem Bogen über Dänemark, Hamburg zwischen Hannover und Wolfsburg an Kassel vorbei in Richtung Frankfurt. Die Kaltfront erstreckte sich von der Nordsee über den Ärmelkanal hinaus auf den Atlantik. Da Deutschland im Warmluftsektor lag, stiegen die Tagestiefsttemperaturen im Vergleich zum Vortag um 5° und mehr und lagen nun in den seltensten Fällen bei unter -2°C. So stieg die Tiefsttemperatur in Magdeburg von -7°C auf -1°C. Gleichzeitig stiegen die Höchsttemperaturen in Norddeutschland, bei komplett geschlossener Wolkendecke, auf Werte über dem Gefrierpunkt.

Innerhalb der nächsten 24 Stunden verlagerte sich der Kern der Zyklone LIANE über die Ostsee und befand sich mit einem auf 990 hPa gefallenem Kerndruck zwischen den Küsten Gotlands und dem schwedischen Festland, mit einer nach Estland reichenden Warmfront und einer über Polen und Bayern bis in die Schweiz reichenden okkludierten Front. Die Tagestiefsttemperaturen sanken nun wieder, so meldete Magdeburg -9°C, am Vortag waren es noch 0°C. Gleichzeitig erreichten nun auch die Tageshöchsttemperaturen im Süden Deutschlands positive Werte. So z. B. in Koblenz mit 2°C und München mit 1°C.

Am 07.12.2010 lag das Zentrum von LIANE mit einem Kerndruck von   995 hPa über dem Rigaischen Meerbusen. Vom Kern abgelöst erstreckte sich die Okklusion von der finnischen Seenplatte in einem Bogen bis nach Moskau. Bei Moskau spaltete diese sich in die Warmfront, die zum Schwarzen Meer in die Nähe von Odessa reichte, und die Kaltfront auf. Diese reichte bin in die Hohe Tatra. Innerhalb der nächsten Stunden schwächte sich die Zyklone stark ab und war auf der Bodenkarte des 8.12.2010 nicht mehr als eigenständiges Druckgebilde zu analysieren.

 

 


Geschrieben am 16.01.11 von Patrick Ilmer

Wetterkarte : 05.12.2010

Pate: Uwe Süss