Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet LILLI
(getauft am 24.01.2014)
Am 24.01.2014 wurde ein Tiefdruckgebiet in der Prognose für den Folgetag auf
den Namen LILLI getauft, welches als Wellentief von der Ostküste der USA in den
Analysebereich der Berliner Wetterkarte zog und am nächsten Tag südlich von
Neufundland über dem westlichen Nordatlantik lag.
In den folgenden
Stunden verlagerte sich die noch junge Zyklone der Höhenströmung in ca. 5,5 km
folgend rasch nach Nordosten und lag am 26.01.2014 um 00 Uhr UTC, das
entspricht 01 Uhr MEZ, über dem östlichen Nordatlantik westlich der Britischen
Inseln und südlich von Island. Das sich inzwischen zu einem Orkanwirbel entwickelte
Tief LILLI wies zu diesem Zeitpunkt einen Kerndruck von etwa 965 hPa auf. An
der Südflanke eines am frühen Morgen bei Island gelegenen Tiefdruckwirbels lief
ein markanter Kurzwellentrog, ein Vorstoß kalter Höhenluft nach Süden, in der
straffen westlichen Höhenströmung ostwärts ab, auf dessen Vorderseite sich das
Randtief LILLI erheblich vertiefte und am Mittag einen Kerndruck von annähernd
945 hPa vor der schottischen Küste erreichte. In der zweiten Tageshälfte traten
in Schottland verbreitet schwere Sturmböen und zum Teil orkanartige Böen auf.
Auf den vorgelagerten Inseln gab es Orkanböen. Gleichzeitig
brachte die Zyklone LILLI in Schottland ergiebigen Regen, zum Teil fielen über
40 mm wie beispielsweise in Tulloch Bridge mit 43 mm.
Es bildete sich eine eindrucksvolle Wolkenspirale. Die Okklusion, d.h. eine
Mischform mit Eigenschaften von Warm- und Kaltfront, des Wirbels LILLI griff
mit einem kräftigen Niederschlagsband ab den Abendstunden auf den Westen
Deutschlands über. Dort lag die Schneefallgrenze bei 300 bis 400 m, erst in
Niedersachsen schneite es bis zum Boden.
In der Nacht zum
27.01.2014 lag der Kern des bereits teils okkludierten Orkantiefs LILLI mit
einem Druck von etwa 955 hPa vor der Westküste Schottlands. Vom Okklusionspunkt
über der Nordsee aus verlief eine Warmfront südostwärts über Deutschland bis zu
den östlichen Alpen und die Kaltfront erstreckte sich bogenförmig nach
Südwesten über die Benelux-Staaten, Frankreich und Portugal hinaus auf den
Nordatlantik bis zu den Azoren. Mit der Okklusion, die den Charakter einer
Warmfront annahm, begann sich die außerordentlich starke Luftmassengrenze, durch
die Temperaturunterschiede von 20 Grad innerhalb von Deutschland auftraten,
langsam ostwärts zu verlagern. Am Morgen war sie etwa bis auf eine Linie von
der Wesermündung über Sachsen-Anhalt bis nach Bayern vorangekommen, wobei
westlich davon die Temperatur etwas über den Gefrierpunkt anstieg. Zuvor
schneite es von Niedersachsen bis Bayern längere Zeit. Morgens meldeten Celle 10
cm, Königsborn in Sachsen-Anhalt 15 cm und Wittmund in Ostfriesland sogar 21 cm
Schnee. Im Berliner Raum setzte der Schneefall im Wesentlichen erst nach dem
06-Uhr-UTC-Termin ein, dabei gab es am Vormittag mäßigen Schneefall und mittags
lag der Schnee in Berlin-Dahlem 8 cm hoch. Die
Verlagerung der Front verlangsamte sich nun immer mehr. Die Warmfrontokklusion
von Tief LILLI kam bis zum Mittag etwa bis zur Elbe voran. Während um 12
Uhr UTC in Berlin bei -3 bis -4°C noch Schnee fiel, gab es im nur 150 km
entfernten Magdeburg und Leipzig bei +4°C bereits Auflockerungen. Am Nachmittag
zog das Schneefallgebiet unter Abschwächung nordostwärts ab, während die
Luftmassengrenze kaum vorankam. Somit konnte der größte Teil von Brandenburg
und Mecklenburg-Vorpommern erneut einen Eistag, d.h. eine Höchsttemperatur
unter dem Gefrierpunkt, verbuchen.
In den folgenden Stunden schwächte sich das
Sturmtief LILLI deutlich ab und lag am 28.01.2014 um 00 Uhr UTC mit seinem Kern
über den Britischen Inseln. Sein Kerndruck stieg um rund 20 hPa auf knapp unter
975 hPa an. In der Nacht löste sich die Okklusion im Bodenfeld auf, da auch die
Temperaturgegensätze wieder abnahmen. Rückseitig gab es größere
Aufklarungszonen, sodass die Temperatur mit einsetzender Dunkelheit über den
Schneeflächen rasch in den Frostbereich sank. Am kältesten wurde es in
Doberlug-Kirchhain mit einem Minimum von -13°C. Allgemein herrschte in der
Osthälfte Deutschlands leichter bis mäßiger Nachtfrost. Durch die Schneefälle
hatte sich von der Ostsee bis nach Bayern eine geschlossene Schneedecke
gebildet mit Mächtigkeiten meist zwischen 5 und 15 cm. Auch in Niedersachsen und
Schleswig-Holstein lag etwas Schnee, während es von Nordrhein-Westfahlen bis
zum Bodensee nur in den Hochlagen ab 300 bis 500 m Schnee gab. Am Mittag lag
das Sturmtief LILLI über der Irischen See. Im Südwesten Deutschlands wurde es
mittlerweile deutlich milder. Rheinstetten bei Karlsruhe meldete beispielsweise
+9,6°C. Vor allem in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und großen Teilen
Niedersachsens schien meist 5 bis 8 Stunden die Sonne.
Im weiteren Verlauf
verlagerte sich das Tief LILLI langsam nach Südosten und befand sich in der
Nacht zum 29.01.2014 mit seinem Schwerpunkt über Wales. In der Nacht lag die
Tiefsttemperatur in Deutschland in den Gebieten entlang des Rheins um den
Gefrierpunkt, wie mit +1,2°C in Geisenheim am Mittelrhein. Tagsüber stieg die
Temperatur am Rhein auf +4 bis +6°C. Allerdings begünstigte auch der
zeitweilige Sonnenschein entlang des Rheins die Erwärmung. Ganz im Südwesten
machte sich die Okklusion des Tiefs LILLI mit geringem Schnee bemerkbar wie z.
B. in Saarbrücken mit 0,7 mm. Sonst war es aber meist trocken.
In der Nacht zum
30.01.2014 lag das Zentrum der stark abgeschwächten Zyklone LILLI über dem
Nordwesten Frankreichs. Ihr Kerndruck betrug nur noch etwa 1000 hPa. Am
Vormittag riss die Bewölkung von den Mittelgebirgen her auf, sodass in
Thüringen und Sachsen, aber auch in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen
längere Zeit die Sonne schien. In den folgenden Stunden löste sich das ehemalige
Orkantief LILLI über Nordfrankreich auf und verschwand somit am 31.01.2014 aus
dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte.
Geschrieben von Jasmin Holzapfel
Berliner Wetterkarte: 27.01.2014
Pate: Lilli Breitenbach