Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  LINNÉA

(getauft am 15.03.2004)

 

 

 

Während einer Woche stärkerer Tiefdruckaktivität über dem Atlantik entstand am 15.März 2004 über dem Seegebiet nordwestlich der Azoren das kleine Wellentief LINNÉA, das sich eingelagert in eine westliche Höhenströmung am nächsten Tag rasch in Richtung Schottland verlagerte. Nachdem sich über den Alpen Hoch JÖRG bis auf einen Kerndruck von 1035 hPa verstärkte und der Tiefdruckwirbel KIRSTEN langsam über Skandinavien ostwärts zog, griff LINNÉA verstärkt ins europäische Wettergeschehen ein, denn zwischen JÖRG und LINNÉA wurde milde Meeresluft nach Mitteleuropa transportiert.

Am nächsten Tag erfolgte an der Ostflanke des sich weiter verstärkenden Tiefs, dessen Kern um Mitternacht westlich von Ir­land lag, ein breiter Warmluftstrom über die Britischen Inseln Richtung Mitteleuropa. Die sehr milde Luft hatte in der Nacht in Nordwestdeutschland Tiefstwerte von 10 bis 12°C zur Folge, in England und Irland lagen die Minima sogar bei über 12°C. In Folge dessen wurden am Tag des 16. März in Westeuropa, insbesondere in Frankreich und Westdeutschland, Ma­ximaltemperaturen von über 20°C erreicht (max. Temperatur in Cognac bei Bordeaux 24°C). Am 17. März übernahm LINNÉA die Rolle des Zentraltiefs im Islandgebiet und schickte ihre Kaltfront über Irland und Großbritannien, so dass es jedoch hauptsächlich in Irland kräftig reg­nete (16mm in 12 Stunden). Im Laufe des Tages verhinderte eine weitere Wellenbildung im Golf von Biskaya, das rasche Vordringen der zu LINNÉA gehörenden Kaltfront bis über den mitteleuropäischen Raum und somit konnte sich am Folgetag in Westdeutschland leichter Hoch­druckeinfluss durchsetzen und es wurden frühlingshafte Temperaturen um 23 °C gemessen (in Karlsruhe und Freiburg mit 25 °C neue Märzrekorde).

Auf der Rückseite der Kaltfront des nun über dem Nordmeer liegenden Sturmwirbels mit ei­nem Kerndruck von unter 985 hPa sickerte am 18.März etwas kühlere Luft nach Nord­deutschland, so dass die Temperatur hier etwa 2 bis 5 K unterhalb der Werte vom Vortag blieb. Mit Annäherung einer um Mitternacht noch westlich der Bretagne liegenden Welle setzten am späteren Vormittag im Nordwesten des Landes schauerartige Regenfälle ein. Da­gegen befand sich der Süden weiter unter Hochdruckeinfluss innerhalb der subtropischen Warmluft und die Temperatur erreichte am Oberrhein bereits mittags Werte bis zu 23°C (Karlsruhe).

Das Zentrum LINNÉAs verlagerte sich jedoch weit ab von Deutschland von der Inselgruppe Jan Mayen in Richtung Spitzbergen und schwächte sich leicht auf einen Kern­druck von 990 hPa ab. Für das mitteleuropäische Wettergeschehen nicht mehr entscheidend machte das stark entwickelte Tiefdrucksystem nun platzt für die vom Westen mit hoher Ge­schwindigkeit nahenden Tiefdruckwirbeln MELITTA und NINA und lag mit seinem Zentrum über Spitzbergen. In den folgenden Tagen zog LINNÉA dann weiter in nordwestliche Rich­tung, erschien jedoch nicht mehr namentlich auf der Berliner Wetterkarte.

 

 


Geschrieben am 26.03.2004 von Robert Scholz

Wetterkarte: 17.03. oder 18.03.2004

Pate: Bernhard Schmidt-Rask