Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
LIS
(getauft am
20.04.2018)
Zu Beginn des
20.04.2018 entwickelte sich an einer Kaltfront eines Tiefdruckgebietes, welches
sich über dem Europäischen Nordmeer befand, eine kleine Wellenstörung über der
Nordsee bis nach Südnorwegen. Diese Wellenstörung verstärkte sich im weiteren
Verlauf des Tages und entwickelte sich zu einem eigenständigen, aber schwach
ausgeprägten Tiefdruckgebiet über dem Süden Norwegens. Aufgrund einer
prognostizierten Intensivierung dieses Tiefdruckgebietes sowie einer deutlichen
Wetterwirksamkeit für weite Teile Europas wurde dieses Tiefdruckgebiet am
20.04.2018 in der Prognose für den Folgetag auf den Namen LIS getauft.
Am 21.04.2018
lag das Tiefdruckgebiet LIS um 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, aufgrund einer
starken west- bis südwestlichen Höhenströmung in einer Höhe von etwa 5,5 km
bereits über dem Süden von Finnland mit einem minimalen Kerndruck von etwas
unter 1000 hPa. Das Frontensystem des Wirbels LIS zeichnete sich durch eine
vorlaufende Warmfront aus, welche ausgehend vom Tiefzentrum bis nach Moskau verlief
und dort in das Frontensystem des Tiefs über dem Europäischen Nordmeer überging.
Zudem verfügte die Zyklone über eine Kaltfront, die sich über die Ostsee und
Norddeutschland bis nach London zog und dort in eine Warmfront eines Tiefs über
den Kanaren überging. In dem finnischen Ort Anjala wurden dabei an diesem Tag
13 mm an Niederschlag bis 18 Uhr UTC gemessen. Innerhalb der ersten Stunde des
Tages fielen allerdings bereits schon 4 mm. Zusätzlich wurden in einigen Orten
auch starke Böen registriert. In dem Ort Tulludden gab es um 15 Uhr UTC
stürmische Böen mit bis zu 64,8 km/h, was einer Windstärke von Bft. 8 gleicht.
Aber auch in der litauischen Hauptstadt Vilnius sowie in der lettischen Stadt Aluksne konnten Windgeschwindigkeiten von 64,8 km/h
erreicht werden, nur wurden sie dort jeweils um 12 Uhr UTC gemessen. In der
russischen Hauptstadt Moskau gab es zwar aufgrund von einigen wenigen Schauern
nicht besonders viel Niederschlag, dafür fielen diese Schauer aber deutlich
kräftiger aus. Zwischen 15 und 18 Uhr UTC entwickelten sich dadurch sogar teils
kräftige Gewitter.
Die starke
westliche Höhenströmung hielt auch am darauf folgenden Tag, dem 22.04.2018, an
und verlagerte die Zyklone LIS weiter nach Osten. Mit einem minimalen Kerndruck
von ca. 980 hPa verstärkte sich der Tiefdruckwirbel LIS deutlich und lag mit
dem Zentrum über Westrussland, zwischen Moskau und Perm. Die vorlaufende
Warmfront zog sich in Richtung Süden bis nach Wolgograd und die nachfolgende
Kaltfront nach Südwesten über den Norden des Schwarzen Meeres und Ungarn bis
nach Berlin. Zusätzlich entwickelte sich eine weitere Kaltfront, die sich nach
Nordwesten über St. Petersburg und Helsinki erstreckte. Dieses Frontensystem
reichte allerdings nicht aus, um nennenswerte Niederschlagsmengen zu bringen.
Außerdem verstärkte sich von Westen her ein einflussreiches Hochdruckgebiet und
minderte den Einfluss des Tiefdruckgebietes LIS in vielen osteuropäischen
Staaten. Nur in Weißrussland konnten an diesem Tag noch hohe Windböen gemessen
werden. Zu 12 Uhr UTC wurden in dem Ort Slawgorod maximale Windböen der Stärke
Bft. 8 von 72 km/h registriert. Der Einfluss der Zyklone LIS zeichnete sich
daher eher in Russland ab. In der Stadt Wolgograd begann der Tag mit einigen
Schauern, die sich bereits schon um 06 Uhr UTC zu einigen Gewittern
entwickelten, die mitunter auch stürmische Windböen mit sich brachten. In den
Städten Moskau und Perm gab es ebenfalls hin und wieder einige Schauer, die
insgesamt aber nur etwa 2 bis 3 mm Regen an diesem Tag gebracht haben.
Bis zum 23.04.2018
verlagerte sich das Tief LIS weiter nach Osten. In dieser Zeit schwächte sich
der Wirbel LIS nur ein wenig ab und lag mit einem minimalen Kerndruck von nun
ca. 990 hPa mit dem Zentrum über der russischen Stadt Perm. Das Frontensystem
bestand mittlerweile aus einer Okklusion, einer Mischfront, bei der wärmere
Luftmassen in höheren Schichten der Atmosphäre über kälteren Luftmassen in
niedrigeren Schichten der Atmosphäre geschichtet sind, und einer Kaltfront nach
Süden über die Ukraine bis nach Lettland. Das Frontensystem schwächte sich
allerdings weiterhin ab. Aber auch die Zyklone LIS selbst brachte in der Stadt
Perm zwischen 00 und 03 Uhr UTC maximal noch 1 mm Regen. Nennenswert starke
Windgeschwindigkeiten wurden hingegen aber selbst in anderen russischen Städten
nicht mehr verzeichnet.
Am 24.04.2018
zog das Tiefdruckgebiet LIS unverändert in Richtung Osten und lag mit dem
Zentrum zwischen den Städten Perm und Tobolsk. Erneut schwächte sich der
Tiefdruckwirbel LIS etwas ab und erreichte einen minimalen Kerndruck von etwas
über 995 hPa. Die Okklusion zog sich an diesem Tag von Perm bis nach Tobolsk
und ging dort in eine kurze Warmfront nach Osten sowie in eine kurze Kaltfront
nach Südosten über. Aber wie auch bereits am Vortag sorgte sowohl das Frontensystem
als auch das Tief LIS selbst nicht mehr für besondere Wettergeschehnisse. So
lagen die höchsten Windböen in Tobolsk um 09 Uhr UTC vereinzelt bei 50,4 km/h,
was gerade so einer starken bis stürmischen Windböe entspricht.
Im weiteren
Verlauf verlagerte sich die Zyklone LIS mit einem annähernd konstanten
Kerndruck von ca. 995 hPa nach Nordosten und lag am 25.04.2018 ca. 500 km
nordöstlich von Tobolsk. Mit dem schwachen Frontensystem, bestehend aus einer
kurzen Warmfront vom Tiefzentrum nach Nordosten und einer kurzen Kaltfront nach
Südosten, konnten erneut keine wesentlichen Niederschlagsmengen oder
Windgeschwindigkeiten mehr gemessen werden. Neben der leichten Abschwächung
verlagerte sich das Tief LIS mit konstanter Geschwindigkeit nach Osten und zog somit
außerhalb des Analysebereiches der Berliner Wetterkarte. Somit konnte das
Tiefdruckgebiet LIS am Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte
analysiert werden.